Kapitel 4

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Kapitel 4

Grelles Sonnenlicht erhellte den kleinen Salon und lockte Stella auf den Balkon, um die wohl letzte Wärme des Herbstes auf ihr Gesicht scheinen zu lassen. Nach einer Woche voller Regen, Sturm und Gewitter war das eine gelungene Abwechslung des Himmels. Jedoch war bereits zu spüren und zu sehen, dass sich der Sonnenstand geändert hatte und die Tage kürzer wurden.

Seufzend zog Stella den herbstlichen Geruch, der sie an zuhause erinnerte, ein und schloss die Augen. Seit Draakon sie mit seinem Liebesspiel auf andere Gedanken gebracht hatte, trug Stella nicht mehr schwarz, sondern wieder normale, farbenfrohe Kleidung, auch wenn sie oft einige Momente in Trauer verfiel. Durch ein langes, ausführliches Gespräch mit ihm über das, was sie in der letzten Zeit gefühlt hatte, fühlte sie sich besser. Und durch den Sonnenschein wie neu geboren.

Eigentlich hatte sie viel zu tun, aber das gute Wetter hatten ihre Gedanken an die Dokumente weggeblasen und sie gönnte sich eine Pause. Etwas, was sie nur noch selten gemacht hatte. Taik und Niska waren bereits gegangen und Stella hatte noch etwas Zeit bis zum Mittagessen. Ob sie vielleicht in den Garten gehen und sich die letzten Blumen, die noch blühten, ansehen sollte?

Dylan trat neben sie. "Es ist sehr schönes Wetter. Perfekt, um vor dem Essen noch einen kleinen Spaziergang zu machen", sagte er und reichte ihr sogar einen Mantel.

Es war der Mantel, den sie von Draakon für ihre erste Reise bekommen hatte. Magische Steine waren darin verarbeitet und würden sie warm halten. „Wo kommst du denn her?", fragte Stella überrascht, sah fragend in die violetten Augen des Eisdrachens und nahm den Mantel, den sie sich umlegte. Sie hatte nicht gehört, dass eine Tür geöffnet und geschlossen worden war. Und auf dem Balkon war er auch nicht gelandet. Das hätte sie gesehen.

"Ich bin immer in Euer Nähe", behauptete er mit ruhiger Stimme. "Aber ich möchte nicht aufdringlich sein."

Die Königin lachte und legte den Kopf für einen Moment schief, bevor sie noch einmal ihr Gesicht der Sonne zuwandte. „Ich weiß. Aber du erschreckst mich manchmal, wenn du aus dem Nichts auftauchst", bemerkte Stella.

"Verzeiht", meinte Dylan, der sie unbemerkt musterte.

Auf ihrem Gesicht lag ein warmes Lächeln, als sie ihre Augen wieder öffnete und ihm einen Seitenblick zuwarf. „Das macht nichts. Anfangs war es ungewohnt", gab sie zu und streckte sich vorsichtig. Nach dem Training hatte sie wieder Muskelschmerzen und sie war frustriert, dass sie sich noch nicht gravierend verbessert hatte. Oder es fiel ihr nicht auf, denn Draakon sah die Fortschritte eher. „Hast du Ria irgendwo gesehen? Vielleicht begleitet sie mich in den Garten."

"Ich würde Euch begleiten", schlug er vor. "Ria ist gerade mit dem Mittag beschäftigt."

Mit einem Kopfnicken gab Stella ihre Zustimmung. Da Dylan und sie jedoch normalerweise so gut wie nichts sprachen, befürchtete sie, dass der Spaziergang nicht so erholsam sein würde wie gehofft. Mit Ria unterhielt sich Stella sehr oft und sie sprachen auch über Frauenprobleme.

"Freut Ihr Euch schon auf die anstehende Reise?", fragte Dylan, der scheinbar gewillt war, ein Gespräch zu beginnen.

Stella schlüpfte aus dem kleinen Salon, da er ihr die Tür aufhielt und nickte dann. „Ja, doch", antwortete die Königin. Gemeinsam schritten sie den Flur entlang, der durch die Sonnenstrahlen und dem Gold so hell aussah, dass es in den Augen brannte. Draakon hatte Stella davon unterrichtet, dass sie bald wieder auf Reisen gehen würden. Dieses Mal in das Land der Barater. Ein Wüstengebiet, das sie sehr interessierte, da sie noch immer an einer Lösung für die langen Handelswegen zwischen den Baratern und den Istokern feilte. „Ich hoffe nur, es kommen keine unangenehmen Zwischenfälle vor."

Dragons of Avalon - Drachenhand (Band 2) [Leseprobe]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt