Kapitel 6.2
Als die beiden Dienstmädchen zum dritten Mal das Brett aufbauten, sah Stella nachdenklich nach draußen und prüfte den Sonnenstand. Wie spät es wohl sein mochte? Hier schien die ganze Zeit die Sonne. Regengüsse waren sehr selten und konnten große Überschwemmungen auslösen, weil der Boden zu trocken war, um viel Wasser aufzunehmen.
Das alles hatte sie aus den Büchern, die wirklich sehr interessant und informativ waren. Doch was sie wirklich wissen wollte, war wie die Menschen hier lebten. Das würde sie bald mit eigenen Augen sehen.
Nachdem sie das dritte Spiel verloren hatte, entschied sich Stella, ihre Dokumente durchzulesen. Solange sie fuhren, konnte sie nicht lange aus dem Fenster starren. Dazu war der helle Wüstensand, der durch die Sonne leuchtete, zu grell.
Außerdem konnte Draakon ihr vielleicht sogar dabei helfen. Er schien auf der Reise nicht arbeiten zu wollen, was sie irgendwie verstand.
Normalerweise würde sie sich ebenfalls erholen, doch die Arbeit half ihr einfach, ihre Gedanken zu fokussieren, damit sie nicht zu weit abschweiften und sie ihre Gefühle unter Kontrolle hatte. Sonst würde sie womöglich wieder die gesamte Zeit weinen. Nicht nur um ihre Familie, sondern auch um Draakons Kindheitsfreundin, die erst vor wenigen Tagen bei der Geburt ihres Kindes verstorben war. Das nahm sie mehr mit als sie zugeben wollte.
Draakon schien ebenfalls noch immer damit zu kämpfen zu haben.
Er wirkte ruhig und zurückgezogen, obwohl er immer noch versuchte, Stella etwas aus sich herauszuholen.
Es war ein ungleicher Kampf. Ihr Trauern unterschied sich von seinem und irgendwie hatte Stella eine Mauer um sich herum errichtet, die er nur durchbrechen konnte, wenn sie miteinander schliefen.
Doch das schien ihm nicht genug zu sein.
Obwohl Stella es nicht genau sagen konnte, glaubte sie, dass Draakon ihr die letzten Woche immer kleine Geschenke gemacht.
Die Kristallrose mit der Kerze, manchmal neue Schuhe oder Kleider, oder auch Blumen, die im Salon auftauchten.
Vielleicht war das seine Art, sie aufzumuntern. So genau konnte sie es nicht sagen. Jedenfalls freute sich Stella darüber.
Jetzt waren ihre Gedanken jedoch völlig bei den Dokumenten, die sie durchblätterte. Sie wollte den Dorfbewohnern von Basal ihre Vorschläge übermitteln und hoffte, dass sie diese annehmen würden.
Sie waren immerhin hier, um Kontrollbesuche zu machen und zu arbeiten.
Gleichzeitig wollte Draakon Stella damit aber auch sein Königreich zeigen und ihr einen Einblick in die anderen Kulturen verschaffen.
Das mochte sie an den Reisen besonders und sie fragte sich, wie es in Basal sein würde. Wie die Menschen miteinander umgingen und wie die Tiere dort lebten.
Während Stella die Dokumente durchging, machten sie ein gutes Stück der Strecke und irgendwann verkündete Dylan, dass sie bald ankommen würden.
Erleichterung breitete sich in der Königin aus. Das lange Sitzen hatte zu Schmerzen geführt und sie war froh, wenn sie sich ein bisschen bewegen konnte. Immer wieder hatte sie unbemerkt ihre Beinpositionen unter dem Tisch verändert, um die Schmerzen in ihrem Rücken zu lindern.
Dass Draakon dies durchaus bemerkte, wusste sie nicht. Allerdings war es auch ihrem Dienstmädchen aufgefallen. Diese kannte Stella mittlerweile sehr gut und konnte selbst kleinste Anzeichen lesen.
Die Königin hob ihren Schutz an, um etwas zu trinken, bevor die Kutsche zum Stehen kam. Jordan öffnete ihnen die Tür und ließ heiße Luft sowie Menschenstimmen herein. Auch war eine leise Melodie zu hören, die Stella nicht zuordnen konnte.
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Dragons of Avalon - Drachenhand (Band 2) [Leseprobe]
FantasyStella lebt sich ein. Sie ist nun die Königin der Drachen, obwohl sie ein Mensch ist. Damit hat sie viele neue Aufgaben. Unter anderem muss sie ihren Mann unterstützen und mit ihm reisen. Dass sie nicht beliebt ist, weiß sie, doch mit dem, was sie...