Kapitel 5.1

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Kapitel 5.1

Nachdenklich stand Stella morgens vor dem riesigen Kleiderschrank, der eine Menge Auswahl an unterschiedlichen Kleidern aufwies. "Ich möchte gerne leichte Kleider mitnehmen", sagte Stella nachdenklich auf die Frage ihres Dienstmädchens hin, was sie für die Königin packen sollte. Die Reisevorbereitungen liefen bereits seit einigen Tagen auf Hochtouren. In wenigen Tagen würden sie auf den Weg in die Wüste sein und laut Dylan war es dort sehr heiß. Also wollte sie leichte Kleidung mitnehmen, die gleichzeitig nicht zu freizügig war. Sobald Ria wusste, was sie der Königin packen sollte, würde sich Stella mit den zwei Beratern Taik und Niska im kleinen Salon treffen. Bei ihnen zu lernen war sehr interessant.

"Ihr werdet einen kühlenden Mantel bekommen. Es ist wichtig, dass Eure Haut dauerhaft bedeckt ist", erklärte Ria. "Sonst bekommt Ihr Sonnenbrand."

Grübelnd legte Stella ihren Kopf schief und verzog das Gesicht. "Gibt es auch einen Schutz für den Kopf? Ich bekomme schnell Kopfschmerzen, wenn ich in der prallen Sonne bin", meinte die Königin und seufzte. Warum musste sie ausgerechnet in der Wüste so viel Kleidung tragen? Ihr wäre Kleider, in denen kühlende Steine bereits verarbeitet waren, lieber gewesen.

"Am Mantel gibt es eine Kapuze und auch einen Mundschutz", erklärte Ria mit leiser Stimme.

"In Ordnung", gab Stella seufzend nach. "Dann pack, was du für richtig hältst oder was Draakon dir aufgetragen hat. Ich muss in den kleinen Salon", erklärte die Königin.

Ria nickte. "Ich werde mich um diese Dinge kümmern", versprach sie und klang stolz über das Vertrauen, das die Königin ihr gab.

Zufrieden schenkte Stella ihr ein Lächeln, bevor sie sich auf den Weg in den kleinen Salon machte. Dazu musste sie die Brücken überqueren, aber da es nicht regnete, sondern nur bewölkt war, war der kleine Spaziergang ganz schön. Nur strengte er Stella auch an und sie war froh, als sie sich endlich hinter ihren dunklen Schreibtisch, auf dem Dylans eingefrorene blaue Rose stand, setzte. Die Berater würden sicherlich bald eintreffen und sie wollte die Zeit nutzen, sich zu erholen.

Stella war aufgefallen, dass Draakon die Rose zwar skeptisch gemustert hatte, doch bisher hatte er nichts dazu gesagt. Gleichzeitig war ihr aber auch die Kristallblume aufgefallen, die ein kleines Duftkerzchen enthielt, welches auf ihrem Schreibtisch stand.

Es verströmte einen angenehmen Duft nach Lavendel und Kamille. Das war eine sehr angenehme Kombination, wenn sie arbeitete. Woher diese jedoch kam, wusste sie nicht. Sie hatte eines Morgens auf dem Tisch gestanden. Aber Stella freute sich trotzdem sehr.

Ganz in Gedanken versunken saß sie ein paar Minuten da. Ihren Kopf hatte sie auf ihren Händen abgelegt und sie betrachtete die Eisblume. Plötzlich klopfte es und erschrocken fuhr sie zusammen, bat aber die Berater gleich hinein, denn sie erkannte Niskas energisches Klopfen sofort.

Niska trat ein und Taik folgte ihm.

Aus den Fluren kam ein kühler Luftzug, der das Feuer im Kamin leicht flackern ließ.

Der Raum war für Stella immer schön geheizt und es gab sogar einige Felle, die immer bereitlagen, falls ihr kalt wurde.

Manchmal zog sie sich auch auf das Sofa zurück und lag für ein paar Minuten unter den wärmenden Fellen. "Guten Morgen", grüßte Stella die beiden freundlich und stand auf. Dabei verzog sie ihr Gesicht, denn ihre Muskeln taten ziemlich weh.

"Ist mit Euch alles in Ordnung?", fragte Taik höflich und so etwas wie Besorgnis schien in seiner Stimme mitzuschwingen. Ihm war nicht entgangen, dass die Königin in letzter Zeit Probleme hatte.

Stella machte eine abwinkende Handbewegung. "Nur ein wenig Schmerzen. Nichts Weltbewegendes", versicherte sie und reichte dem Blitzdrachen mit den sturmgrauen Augen einen Ordner, den sie am Abend noch fertig gemacht hatte. Dort hatte sie einige Dokumente durchgesehen, Anmerkungen gemacht und anschließend eine Lösung für das Problem der übertretenden Flüssen gemacht, die für einige Ausfälle im Handel gesorgt hatten.

Er nahm es entgegen, musterte sie jedoch eingehend. "Vielleicht solltet Ihr einen Arzt aufsuchen", schlug Taik höflich vor. Niska schwieg zu der Sache.

Seufzend gestand die Königin, dass sie das schon länger hatte und die Schmerzen auch bei Massagen weniger wurden. Bei langem Laufen hingegen begann ihr alles weh zu tun. Das kam daher, weil sie ihre Beine unterschiedlich belastete. Das wirkte sich, trotz des Korsetts, auf ihren Rücken aus.

"Ist es wegen Eurer Verletzungen?", fragte Taik, während Niska den Ordner und die Dokumente durchsah.

Aufmerksam beobachtete Stella Niskas Reaktionen, die durch den dichten Bart nicht einfach zu sehen waren, und nickte. „Ja, leider", gab sie widerwillig zu. Natürlich hatten die Berater erfahren, was ihr im giftigen Sumpf passiert war. Es war kein Geheimnis.

Taik nickte. "Das ist nicht gut. Vielleicht könnte man jemanden finden, der weiß, wie er Euch helfen kann."

Darauf wusste Stella nichts zu erwidern. Sie glaubte, dass die Berater nicht davon unterrichtet worden waren, dass Draakon seine Haut bei ihr angebracht hatte. Das war das eigentliche Problem, denn dadurch hatten sich ihre Muskeln in diesen Bereichen sehr verändert.

Es klopfte leise an der Tür und Ria trat mit einem großen Tablett ein. Darauf stand ein leckerer Gewürztee und einige Kleinigkeiten.

Dankbar nickte die Königin ihrem Dienstmädchen zu und machte dann eine auffordernde Handbewegung zu den beiden Drachen, damit sie sich bedienten. Sie ließ es hauptsächlich wegen ihnen bringen, weshalb einige Dinge auf dem Tablett standen, von denen sie gehört hatte, dass sie diese Speisen bevorzugten. Stella nahm sich den Gewürztee, der ein zimtiges Aroma hatte und angenehm von innen heraus wärmte.

Ria hielt den beiden Beratern das Tablett hin, damit sie sich nehmen konnte.

Dabei bemerkte Stella, dass Taiks Blick direkt auf ihrem Arm lag. "Ihr schimmert dort", bemerkte er und deutete auf ihren Arm.

Schnell zog sich Stella den Ärmel ihres Kleides nach unten und lächelte. Was sollte sie sagen? Die Wahrheit oder ihnen eine Lüge auftischen? "Habt ihr denn schon diese kleinen, köstlichen gefüllten Reisbällchen gekostet?", fragte sie im Plauderton, um davon abzulenken. "Sie sind mit den Früchten der Jahreszeit gefüllt."

Taik schien zu verstehen, dass sie nichts dazu sagen wollte, weshalb er nickte. "Sie sind sehr gut", stimmte er zu, hielt sich aber kurz.

Fast schon erleichtert nickte sie ihm zu und lächelte, bevor sie sich eines der angepriesenen Bällchen nahm und es in ihrem Mund verschwinden ließ. "Wie sind die Dokumente, Niska?", fragte sie den Erddrachen, der bis dahin geschwiegen hatte.

Er lief etwas umher und studierte die Dokumente. "Ihr habt sehr interessante Ideen", gestand er. "Ich denke, die Umsetzung wird nicht ganz so einfach, doch die Vorschläge sind gut", versicherte er.

Stellas Gesicht erhellte sich. "Ja?", fragte sie atemlos und mit glänzenden Augen betrachtete sie seine Glatze, die vom Licht des Kronleuchters erhellt wurde. Die Königin hatte nicht erwartet, dass Niska zufrieden sein würde, denn gerade er war sehr schwer zufriedenzustellen. Kein Wunder, dass er zu den Beratern gehörte.

Niska nickte erneut. "Wir müssen uns noch einmal um die Umsetzung und vor allem die daraus resultierende Pflege beraten, doch damit kann man arbeiten."

Die Braunhaarige griff nach einem weiteren Reisbällchen und trank dann einen Schluck des Gewürztees. "Können wir das auch vor Ort machen, wenn wir auf der Reise sind?", fragte Stella eifrig, um von ihrem Arm abzulenken. Es war besser, die beiden auf das eigentliche Thema zu lenken.

Dragons of Avalon - Drachenhand (Band 2) [Leseprobe]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt