Kapitel 5.2
"Das ist eine Möglichkeit. Aber ob wir an allen Stellen vorbeikommen ist schwer zu sagen", meinte Taik, der Niska ab und an über die Schulter sah.
Daher machte Stella den Vorschlag, dass sie mit Draakon darüber reden konnte. Es war wichtig, die Handelsbeziehungen so effektiv wie möglich zu gestalten. Momentan wurde sehr viel Zeit damit vergeudet, da umständliche und lange Wege in Kauf genommen werden mussten.
Aber es lag auch an den Stämmen selbst. Sie wollten keinen zentralen Marktplatz zu dem sie alle den gleichen Weg hatten. Das würde vieles vereinfachen.
„Danke für eure Hilfe", sagte die Königin zufrieden und stand unter einigen Problemen auf. Ihr Gesicht war verzogen und sie rieb sich ihr Bein, an dem sie nun Draakons Haut trug. Die Unterrichtsstunde bei ihm würde mit Sicherheit wieder anstrengend werden. Vielleicht sollte sie ihren Rundgang heute nur auf einen kleinen Bereich beschränken, damit sie noch genügend Kraft hatte.
"König Draakon hat uns gebeten, Euch auszurichten, dass er heute erst sehr spät zurückkehren wird. Er wurde zu einem Problem in den Bergen gerufen", erklärte Niska plötzlich.
Davon wusste Stella gar nichts! Hatte er absichtlich verschwiegen, dass er gehen musste oder hatte er es schlichtweg verschwiegen, weil er wusste, dass sie mitkommen wollte? „Was für Probleme gibt es dort?", fragte Stella möglichst unbeteiligt.
"Es tut mir leid, Eure Hoheit. Aber das ist ein Drachenproblem. Wir sind nicht verfugt, darüber zu sprechen, solange die betreffende Familie nicht ihre Zustimmung gibt", erklärte Taik höflich, aber abwehrend. "Zudem wissen wir auch nicht sehr viel darüber."
Die Königin schloss die Augen und zählte bis zehn. Selbst als Königin war sie nicht berechtigt, über alles Bescheid zu wissen. Das ließ die Frage wieder in ihr aufkeimen, warum es dann überhaupt eine Königin gab. Sollte sie Draakon vielleicht darüber ausfragen? Wie sollte sie alles lernen, wenn ihr nicht alles mitgeteilt wurde? „Na gut, dann bearbeite ich eben Dokumente und gehe nachher meine Runde", meinte sie schließlich schulterzuckend und humpelte zum Fenster, um die Wolken zu beobachten, die über dem Schloss hinwegfegten. Leider gab es hier oben keine Bäume und die wunderschön gefärbten Blätter. Es war schade, dass sie darauf verzichten musste.
"Ihr müsst verstehen, Eure Hoheit, dass es Eure Aufgabe ist, zwischen den Menschen und den Drachen zu vermitteln", erklärte Taik höflich. "Es ist nicht gut, wenn Menschen zu sehr in die Belange der Drachen reingezogen werden. Selbst Ihr als Königin nicht. Es ist einfach zu gefährlich für Euch."
„Und wie soll ich zwischen ihnen vermitteln, wenn ich so gut wie nichts von den Drachen weiß?", erkundigte sich Stella bei ihm. Schließlich mussten sie auch irgendwie zusammenarbeiten.
"Es geht mehr darum, dass Ihr mit dem König verhandelt und die Menschen ihm gegenüber vertretet", erklärte Taik.
Für einen Moment verzog Stella ihr Gesicht. Nicht, weil ihr Taiks Worte nicht gefielen, sondern weil eine Schmerzwelle ihren Kopf heimsuchte. Diese hatte sie in der letzten Zeit öfters, da durch das Training und der Probleme mit den Beinen mächtige Verspannungen im Rücken und Nacken sowie an der Hüfte hatte. Deshalb legte Stella zwei Finger an ihre Schläfe und massierte die Stella. Dabei nickte sie. „Ich verstehe. Dann hoffe ich, dass ich dazu in der Lage sein werde", seufzte die Königin. Eine Art Weiterleiter zwischen Mensch und Drachen zu sein, hatte sie eigentlich nicht ganz gewollt. Doch sie sah die Notwendigkeit darin: Draakon kannte sich mit den Drachen eher aus und Stella eher mit den Menschen. Nicht mit allem, dafür war sie zu jung, doch mit einigen Angewohnheiten war sie wohl vertraut. Zumindest mit denen aus Dörfern.
"Vielleicht solltet Ihr eine Pause machen", schlug Taik vor, der sogar irgendwie besorgt klang.
"Es sind nur Kopfschmerzen", versicherte Stella abwinkend und seufzte dann. "Gibt es etwas zu beanstanden oder etwas, was ich mit den Dokumenten besser machen kann?", wollte sie von den beiden wissen.
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Dragons of Avalon - Drachenhand (Band 2) [Leseprobe]
FantasyStella lebt sich ein. Sie ist nun die Königin der Drachen, obwohl sie ein Mensch ist. Damit hat sie viele neue Aufgaben. Unter anderem muss sie ihren Mann unterstützen und mit ihm reisen. Dass sie nicht beliebt ist, weiß sie, doch mit dem, was sie...