"Milan", maulte ich und verdrehte genervt die Augen. "Du musst meine Tasche nicht tragen, das schaffe ich auch alleine!"
Ich trottete meinem mich ignorierenden Freund hinterher, der erst vor meiner Haustür stehen blieb und mich wieder ansah. Milan schnalzte missbilligend mit der Zunge, als ich die Augen verdrehte und den Schlüssel herauskramte. "Kannst du nicht einfach Danke sagen und mir einen Kuss geben?"
Mit hochgezogener Augenbraue musterte ich ihn. "Nö." Ich stieß die Tür auf und bemühte mich möglichst leise in das Haus zu schleichen, denn immerhin war es gerade einmal halb neun Uhr am Morgen und ich wollte meinen Dad nicht unbedingt wecken. Milan und ich waren beide ziemlich früh aufgewacht und da uns nichts mehr in diesem Hotel hielt, hatten wir unsere Sachen gepackt und sind losgefahren. Ich bedeutete meinem Freund ruhig zu sein und stumm wie die Fische schlichen wir uns in Richtung meines Zimmers. Zwar lief ich voran, doch als ich die Türklinke meines Zimmers berühren wollte lag dort schon eine andere Hand. "Du lässt mich nicht mal meine eigene Tür öffnen?"
Milan verdrehte seine hübschen Augen, doch um seine Mundwinkel zuckte es. "Ich dachte immer ihr Mädchen steht darauf, wenn man sich wie ein Gentleman aufführt?"
"Schon, aber das hat doch nicht unbedingt etwas damit zu tun, jede Tür für mich zu öffnen", meinte ich und sah zu ihm auf.
Er zog die Stirn in Falten und noch immer standen wir vor der Tür. "Sondern?"
"Na mich zu respektieren, und das tust du ja sowieso schon." Lächelnd streckte ich mich und hauchte einen Kuss auf seine Wange. Mein Blick fiel auf die Hand, die noch immer auf der Klinke lag. "Und jetzt mach endlich auf wenn du schon nicht aus dem Weg gehen willst."
Grinsend schüttelte er den Kopf und öffnete endlich die Tür. "Ich hoffe einfach mal es gefällt dir", raunte er leise und ließ mich verwirrt über seine Worte an ihm vorbei in das Zimmer gehen.
Mir stockte der Atem, als ich in mein Zimmer trat, das allerdings gar nicht so aussah wie mein Zimmer. Die Wände waren allesamt in einem hellen Grauton gestrichen, nur eine wurde von einer gemusterten Tapete geschmückt. Auch meine Möbel hatten sich verändert, denn statt dem alten Holzbett mit der quietschenden Matratze stand an dieser Stelle nun ein weißes Boxspringbett, auch mein Kleiderschrank und die Kommode sind neueren Modellen von ebenfalls weißer Farbe und grauen Applikationen gewichen.
Sprachlos drehte ich mich zu Milan um, der breit grinsend unsere Taschen abstellte. "Gefällt es dir?", fragte er mich und legte seinen Kopf leicht schief, weshalb eine schwarze Haarsträhne in seine Stien fiel.
"I-Ich... wie?", fragte ich noch immer vollkommen geplättet und amüsierte meinen Freund sichtlich mit meiner Reaktion.
Milan kam auf mich zu und lächelte noch immer breit. "Ana und ich waren der Meinung, dass dein Zimmer ganz dringen eine Verschönerung nötig hatte und zum Glück hat dein Dad unsere Meinung geteilt. Du hast mir damals gesagt, dass du einen hellen Grauton schön fändest, also haben wir dir noch ein paar passende Möbel rausgesucht und während wir zwei es uns im Hotel gemütlich gemacht haben, haben dein Dad, Ana und Daniel dein Zimmer verschönert."
Noch immer baff sah ich ihn an und schmunzelnd schob er mein Kinn nach oben, da mein Mund wohl offen stand. "Deshalb konnten wir auch noch nicht gleich am Samstag Vormittag abreisen, wie du eigentlich wolltest", gestand er mir und wand sich kurz ab um etwas aus seiner Reistasche zu holen. Er überreichte mir lächelnd ein kleines viereckiges Päckchen, das ich überrascht annahm. "Zur Einweihung."
Wie ein kleines Kind an Weihnachten riss ich das Papier ab und lächelte noch breiter als ohnehin schon, meine Finger strichen über das kühle Glas des Bilderrahmens, in dem ein Bild von Ana, Daniel, Milan und mir steckte, welches wir vor ungefähr einer Woche im Boxclub geschossen haben. Aus großen Augen sah ich meinen Freund an. "Danke Milan", lächelte ich und überbrückte den Abstand zwischen uns, um meine Lippen auf seine zu legen.
Sofort erwiederte er den Kuss und grinste gegen meine Lippen, seine Hände packten meine Taile und zogen mich ganz dicht an seinen Körper, während meine auf seiner Brust ruhten. Ich konnte gar nicht beschreiben, wie glücklich ich war diesen Junge an meiner Seite zu wissen.
Als unser beider Kuss verlangender wurde, löste ich mich widerwillig von ihm, auch wenn ihm das so gar nicht gefiel. Leise lachend schlang ich meine Arme um seinen Nacken. "Sonst eskaliert das wieder so wie gestern Abend", begründete ich den Abbruch und spielte mit den Haaren in seinem Nacken.
Milans Augenbraue hüpfte nach oben. "Also ich persönlich hätte nichts dagegen, das noch einmal zu wiederholen. Oder hundertmal."
Ich hielt ihn schmunzelnd auf, als er sich wieder nach vorne beugte. "Hätte ich eigentlich auch nicht, aber mein Dad ist hier im Haus und ich bin nicht gerade scharf darauf, dass er uns unterbricht."
"Du meinst so wie meine Mum gestern?", seufzte er und verdrehte die Augen. Ich hatte gestern ganz vergessen zu fragen, wer am Telefon war, und ich war etwas überrascht dass Mary angerufen hatte.
"Was wollte sie?"
Milan verzog sein Gesicht als hätte er Zahnschmerzen und ging einen Schritt zurück, weshalb meine Arme von seinen Schultern fielen. "Sie hat mir eine Standpauke gehalten, genauso wie du es tun wirst wenn du erfährst um was es ging."
Ich zog die Augenbrauen in die Höhe und forderte ihn somit auf, mir sofort zu sagen um was es ging. Mein Freund seufzte schwer und fuhr sich durch die dunklen Haare.
"Okay... Sie hat mich angeschrien weil ich meine Tabletten Zuhause gelassen habe."
"Du verdammter Vollidiot!", zischte ich sauer und stürmte auf ihn zu um gegen seine Brust zu schlagen. Er verzog sein Gesicht und schnappt sich meine Handgelenke, um mich davon abzuhalten weiterhin mit meinen Fäusten auf seiner Brust herumzuhämmern. Dennoch blitzte ich ihn aus wütenden Augen an. "Du hast mir versprochen die Medikamente wieder zu nehmen Milan!" Die Enttäuschung in meiner Stimme versuchte ich gar nicht erst zu verbergen, denn er sollte sie ruhig hören.
Schuldbewusst raufte er sich die Haare und sah mich entschuldigend an. "Ich weiß Ella, und ich werde mein Versprechen auch halten, nur eben... etwas später."
Langsam ließ er meine Handgelenke wieder los und sofort verschränkte ich die Arme vor der Brust. "Etwas später?", wiederholte ich spöttisch und schnaubte.
"Wirklich Ella! Ich habe jetzt noch nicht angefangen, weil ich das Wochenende mit dir ohne irgendwelche Nebenwirkungen von den Medikamenten verbringen wollte", sagte er und sah mich aus ehrlichen Augen an, weshalb ich ergeben seufzte.
"Okay, aber dann kannst du ja heute anfangen." Er presste die Lippen aufeinander und senkte seinen Blick. "Milan", knurrte ich mahnend und sah ihn böse an.
"Ab nächster Woche, ich verspreche es dir hoch und heilig, ich nehme diese verdammten Medikamente sobald der Fight vorbei ist! Ich kann es nicht riskieren diese Woche nicht trainieren zu können, weil ich mit Fieber Zuhause liege." Er sah mich durch seine runden Bambiaugen so bittend an, dass ich mal wieder weich wurde.
Und irgendwie hatte er ja auch etwas Recht, obwohl ich es wirklich nicht gut fand, dass er den Fight über seine Gesundheit stellte. Ich atmete schwer aus und nickte. "Der Fight ist am Samstag und wenn du am Sonntag Morgen nicht selbstständig diese verfluchte Pille schluckst dann flöße ich sie dir auf eine weit unangenehmere Weise ein, kapiert?" Ernst sah ich ihn an und beobachtete, wie er brav nickte.
"Versprochen Tiger", lächelte er und hielt mir seinen kleinen Finger hin, welchen ich leicht schmunzelnd mit meinem verhakte. Als ich mich wieder abwenden wollte fasste er meinen Arm, wirbelte mich herum und drückte seine Lippen auf meine. Wir beide grinsten dümmlich als wir uns wieder voneinander lösten. "Wie wäre es eigentlich mit Frühstück? Ich habe einen Bärenhunger." Er klopfte sich auf seinen Bauch und sah mich an.
Lachend schüttelte ich den Kopf und ging in Richtung Tür. "Dann komm mit, mal sehen was der Kühlschrank so hergibt." Ich schnappte mir seine Hand und zog ihn hinter mir her nach unten.
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Grand Mal - Break your chains
TeenfikceBeendet ✔️ Ella hat genug von dem neuen Freund ihrer Mutter und als sie auch noch von dem Internat auf das sie ging verwiesen wird, beschließt sie zu ihrem Vater in eine idyllische Vorstadt zu ziehen. Endlich könnte sie ein ruhiges Leben leben, weit...