Thirteen

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Der Donnerstag Vormittag verlief ruhig, die Schulstunden waren so langweilig wie immer und eigentlich konnte ich dem Unterricht kaum folgen, weil ich mit den Gedanken die ganze Zeit nur bei Milans Performance heute Mittag war. Er musste heute richtig abliefern und ich hoffte wirklich, dass mein Vater ihn nicht zu hart rannehmen würde, denn ohne Milan schätze ich, dass der Club nicht mehr lange exestieren würde. Natürlich musste der Schwarzhaarige auch bereit sein an Wettkämpfem teilzunehmen, allerdings glaubte ich daran, dass ich ihn im Fall eines Falles bestimmt dazu überreden könnte. Unruhig trommelte ich mit meinen Fingerspitzen auf der Tischplatte herum und fixierte den Zeiger der Uhr, der nur Millimeter davon entfernt war das alles hier zu beenden. Noch zwei Sekunden.

Endlich klingelte es und in Rekordzeit packte ich meine Sachen in meine Schultasche, schulterte den Rucksack mit meinen Sportklamotten und eilte aus dem Raum in Richtung Physiksaal. Wie abgemacht konnte ich Milan erkennen, der die Hände in den Taschen seiner Jeans vergraben hatte und an der Wand lehnte, sein Blick war auf den Boden gerichtet.

"Hey, na schon aufgeregt?", fragte ich als ich bei ihm angekommen war und sah zu ihm auf in die braunen Augen.

"Ein wenig", gab er unsicher lächelnd zu und kratzte sich im Nacken, was mich leicht schmunzeln ließ. Milan stieß sich von der grauen Wand ab und lief neben mir her den Gang entlang, bis nach draußen auf den Parkplatz. "Ich muss mich jetzt aber nicht mit einem Rocky-Verschnitt prügeln, oder?"

Lächelnd ließ ich mich neben ihn auf den Beifahrersitz fallen. "Wer weiß, vielleicht auch gegen zwei." Geschockt riss er die Augen auf, weshalb ich lachte. "Keine Sorge Bambi, du wirst schon nicht K.o. geschlagen."

"Bambi?", wiederholte er stirnrunzelnd, bevor seine Lache erklang und er den Motor startete, "Ich bezweifle, dass ich mit diesem Namen allzu viel Respekt bekommen werde."

Desinteressiert zuckte ich mit den Schultern. "Das ist ja nicht mein Problem", grinste ich schelmisch und erntete einen halb bösen, halb amüsierten Blick von dem Braunäugigen, bevor dieser wieder auf die Straße sah. "Aber wenn du willst verspreche ich dir, dich so nicht vor den Jungs zu nennen."

"Das ist wirklich sehr großzügig von dir, Ella."

"Ja, Großzügigkeit ist mein zweiter Vorname. Na ja, eigentlich habe ich keinen, aber ich finde Eleanor Großzügigkeit Green ist ziemlich ansprechend, oder nicht?"

Lachend schüttelte Milan seinen Kopf. "Ist zumindest etwas besonderes, im Gegensatz zu Milan David Walters, das klingt ziemlich einfallslos." Seine Stimme hatte etwas ablehnendes an sich, weshalb ich fragend meinen Kopf schieflegte.

"Magst du deinen Namen nicht?" Meine Frage war so direkt, dass ich mir sofort danach auf die Zunge biss. Immerhin kannte ich Milan noch nicht so lange und irgendwie war das dann doch unpassend. Trotzdem sah ich ihn abwartend an, wie er die Stirn runzelte und sich vermutlich dachte, was für dummes Zeug ich da von ihm wissen wollte und als ich schon nicht mehr mit einer Antwort rechnete, öffnete er den Mund.

"Es ist mein Name", meinte er schulterzuckend, doch noch immer mit einem bitteren Unterton in der Stimme.

Stirnrunzelnd betrachtete ich sein Seitenprofil, als auch nach ein paar weiteren Sekunden keine richtige Antwort kam. "Du hast meine Frage nicht beantwortet", erinnerte ich ihn leise.

Milan sah kurz mit seinen braunen Augen direkt in meine, auf seinen Lippen bildete sich ein Schmunzeln. "Wer hat gesagt, dass ich das wollte?"

Der Wagen hielt, als ich ihn verwundert ansah, ehe sich auch meine Lippen zu einem Lächeln verzogen. Ich hätte mir irgendwie denken können, dass ich keine richtige Antwort auf meine Frage bekommen würde, aber das war okay.

Zusammen liefen wir über den Parkplatz auf das Tor zu und ich spürte Milans Anspannung von Sekunde zu Sekunde steigen. Beruhigend legte ich meine Hand auf seinen Oberarm und sah lächelnd zu ihm auf. "Ganz ruhig, hier geht es um nichts lebenswichtiges, Milan. Atme einfach tief durch und stelle dir vor, du bist alleine in dem Trainingsraum der Schule und tue das, was du immer tust. Nur vergiss die Deckung nicht." Schmunzelnd nickte ich ihm zu und er erwiederte mit einem schwachen, nervösen Lächeln, bevor ich die Türe öffneten.

Wie immer ertönten das Geräusch der Schläge und die schwere Luft schlug uns entgegen. "Du hättest mich ruhig vorwarnen können, dass hier jeder aussieht wie Mike Tyson!", murmelte mir Milan zu als wir etwas weiter in die Halle hinein liefen. Der Schwarzhaarige fiel hier drinnen wirklich auf, auch wenn er nicht untrainiert war und eigentlich einen ziemlich guten Körperbau hatte, allerdings waren alle anderen Jungs (besonders die älteren) so breit wie Kleiderschränke, weshalb ich Milans Sorge verstehen konnte.

Lachend stieß ich ihm mit meinem Ellenbogen leicht in die Seite. "Bleib cool, sie können Angst riechen." Sein Blick war legendär.

"Das wirst du später büßen", hörte ich ihn leise nuscheln und dachte an meine Nachhilfestunde, die wohl ziemlich schlimm für mich werden würde. Noch bevor ich etwas darauf sagen konnte erschien mein Vater am Fuße der Treppe und kam direkt auf uns zu. Mit großen Augen blickte Milan mich an. "Du hast nicht gesagt, dass dein Dad Schwarzenegger ist!" Grinsend stieß ich erneut leicht in seine Seite und umarmte dann meinen Vater.

"Das ist also der talentierte junge Mann, den du mir vorstellen wolltest?", fragte er mich und musterte Milan ganz genau, nachdem ich genickt hatte.

"Milan Walters, Sir", sagte der Schwarzhaarige neben mir und schüttelte die Hand meines Vaters. Er war bestimmt noch imner nervös, doch er ließ sich nichts anmerken und wirkte wahnsinnig selbstsicher, was ich wirklich bewunderte. "Aber ob ich wirklich so talentiert bin weiß ich nicht."

"Nun, meine Tochter spricht wirklich in den höchsten Tönen von dir."

Ich fasse es nicht...

"Dad!", zischte ich und machte ihm mit einem Blick klar, dass ich das gerade mehr als unangebracht fand. Als ich erkannte, wie Milan sich ein Grinsen verkniff lief ich rot an. "Ich gehe mich umziehen", brummte ich und vertraute einfach mal darauf, dass mein Vater Milan die Umkleide zeigte. Wenig später standen wirklich sowohl ich als auch Milan fertig angezogen wieder auf den Matten und ich beobachtete den Braunäugigen belustigt dabei, wie er verzweifelt versuchte das Tape um seine Hände zu wickeln. "Warte, ich helfe dir bevor wir dich noch entknoten müssen."

Dankbar lächelte Milan mich an, als ich das Tape noch einmal komplett abwickelte und erneut startete. "Ich hatte nicht erwartet, dass die Dinger so kompliziert zu wickeln sind", meinte er und kratzte sich hilflos am Hinterkopf.

"Irgendwann hat man den Dreh raus, aber solange bin ich ja da", grinste ich ohne ihn anzusehen und nahm mir nun seine andere Hand vor. Als ich schließlich doch nach oben schaute, traf ich direkt auf seine warmen, braunen Augen deren Blick auf mir lagen und mir das Blut in die Wangen schießen ließen.

"Okay, bereit?", ertönte die dunkle Stimme meines Vaters und er klatschte einmal in die Hände. Inzwischen hatten sich auch die anderen Jungs um uns versammelt und schienen ziemlich neugierig zu sein. Markus reichte meinem Dad zwei Pratzen, die er sich links und rechts über seine Hände stülpte und ich atmete erleichtert durch. Wenigstens musste Milan gegen keinen der Jungs im Ring antreten.

Trotzdem wirkte er noch angespannter als zuvor, weshalb ich kurz nach seiner Hand griff um diese ermutigend zu drücken. "Du schaffst das schon, da bin ich mir sicher", flüsterte ich ihm leise zu um ihn etwas zu beruhigen. Ich schnappte mir die Boxhandschuhe, die ich neben mich auf den Boden gelegt hatte und zog sie über seine Hände, um sie fest zuzubinden. Noch einmal lächelte ich ihn an. "Denk an deine Deckung! Viel Erfolg."

Grand Mal - Break your chainsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt