Ich hatte wirklich Recht mit der Annahme, dass Mary eine hervorragende Köchin war. Ihre Lasagne war erste Klasse und ich konnte kaum genug davon bekommen, weshalb Milan mich auch grinsend ansah als ich mir zum dritten Mal ein Stück auf den Teller schaufelte. Während Milan meinen großen Appetit amüsiert beobachtete (obwohl er selbst nicht gerade wenig aß) sah Mary ziemlich glücklich aus, zumindest ließen das ihre leuchtenden, braunen Augen vermuten. Wir saßen nur zu dritt an dem großen Tisch und es wunderte mich ein wenig, warum Milans Stiefvater nicht anwesend war."Du bist also auch neu hier, Ella?", begann Mary irgendwann gegen Ende des Essens das Gespräch und ich glaubte Milan leise seufzen zu hören.
Ich hatte eigentlich keine Lust all das erneut durchzukauen, aber da ich nicht unhöflich sein wollte schluckte ich brav alles runter und nickte. "Mehr oder weniger, ja-"
"Sie ist hier geboren, aber dann mit ihrer Mum weggezogen und jetzt wieder hier bei ihrem Dad", kürzte Milan das alles ab und warf seiner Mutter einen genervten Blick zu. So knapp hätte ich es ihr jetzt nicht an den Kopf geschleudert, aber im Prinzip stimmte es. Als ich fertig gegessen hatte legte ich das Besteck fein säuberlich auf den Teller und sah wieder zu Mrs Walters, die ihren Mund erneut öffnete. Sie schien bemerkt zu haben, dass dieses Thema bei ihrem Sohn auf gewissen Widerstand stieß und wechselte es daher.
"Milan hatte mir erzählt, dass du sehr sportlich bist", lächelte sie und ich verschluckte mich leicht an meinem Wasser, "Es freut mich wirklich, dass du ihn damit ein wenig angesteckt hast. Du weißt schon, mit dem Joggen gehen und so. Es tut ihm gut mal ein paar Schritte mehr zu laufen als von seinen Physikbüchern zum Kühlschrank und wieder zurück."
"Mum!", quengelte das Physikgenie, dem das sichtlich unangenehm war.
Ich grinste ein wenig und warf einen Seitenblick auf den im Stuhl immer kleiner werdenden Milan. Seine Mutter jedoch schien nicht zu verstehen, was gerade so peinlich war und sah ihn verwundert an. "Was ist denn? Es stimmt doch, du kannst wirklich nicht bestreiten, dass du außer um in die Schule zu gehen keinen Schritt nach draußen gegangen bist! Ich dachte zuerst ich hätte einen Schlaganfall als du meintest, du würdest mit einer Mitschülerin joggen gehen." Leise lachend stellte ich fest, wie die Wangen des Braunäugigen zu glühen begannen und im gleichen Moment fiel Marys Blick auf mich und ein undefinierbarer, irgendwie wissender Ausdruck trat in ihre Augen. "Aber bei dieser hinreißenden Begleitung wundert mich deine plötzliche Begeisterung für Sport ehrlich gesagt gar nicht so sehr." Sie zwinkerte uns beiden kurz zu und nun strahlten wir beide wie zwei reife Tomaten.
Milan schob schnell seinen Stuhl zurück und räusperte sich. "Ähm... Ich glaube ich bringe dich mal lieber nach Hause Ella, es ist schon ziemlich spät." Tatsächlich kroch schon die Dunkelheit durch die Fenster des Esszimmers.
Da mir dieses Gespräch ebenfalls etwas unangenehm wurde nickte ich, lächelte Mary aber dann an, was sie ebenso herzlich erwiederte. "Vielen Dank, dass ich zum Essen bleiben durfte. Es war wirklich super lecker."
Sie lächelte warm und breit. "Du bist hier immer wieder willkommen, Liebes." Ich wurde in ihre Umarmung gezogen die so mütterlich und liebevoll war, dass ich mich pudelwohl fühlte. Sowieso schien sie eine herzensgute Frau zu sein und ich beneidete Milan fast ein wenig um sie. Nicht, dass ich meine Mutter nicht lieben würde, aber unser Verhältnis war um einiges komplizierter.
Nachdem Mary und ich uns verabschiedet hatten führte Milan mich hinaus zu seinem Auto, dabei lag seine Hand etwa auf der Mitte meines Rückens. Kaum hatte er den Motor gestartet und war noch nicht einmal eine Minute gefahren, da verließ ein tiefes Seufzen seinen Mund. "Tut mir leid für meine Mum", nuschelte er und sah stur geradeaus auf die Straße.
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Grand Mal - Break your chains
Fiksi RemajaBeendet ✔️ Ella hat genug von dem neuen Freund ihrer Mutter und als sie auch noch von dem Internat auf das sie ging verwiesen wird, beschließt sie zu ihrem Vater in eine idyllische Vorstadt zu ziehen. Endlich könnte sie ein ruhiges Leben leben, weit...