7. Sam Wilson x Bonnie Young

799 45 9
                                    

Die vielen winzigen Lichter der Stadt verschwammen vor meinen Augen, als mir die ersten Tränen über die Wangen rollten

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

Die vielen winzigen Lichter der Stadt verschwammen vor meinen Augen, als mir die ersten Tränen über die Wangen rollten.

Ob vor Erleichterung oder Schmerz, wusste ich nicht.

Vermutlich spielte beides mit hinein, denn einerseits hatte ich mich schon lange nicht mehr so lebendig und frei gefühlt wie hier und jetzt, auf dem Dach dieses riesigen Wolkenkratzers und andererseits war ich mir dem Leid meiner Vergangenheit lange nicht mehr so bewusst gewesen.

Hier muss er gestanden haben - dachte ich mir und senkte den Blick, um an der gläsernen Fassade hinuntersehen zu können, die das ganze Gebäude wie eine schillernde Schale umfasste - ganz genau hier muss er gestanden haben, bevor ihm die Last des Lebens zu schwer geworden ist und er sich hat fallen lassen, um all das hier nicht mehr ertragen zu müssen.

Eine einzelne Träne löste sich aus meinem Augenwinkel, fiel über den Rand des Gebäudes hinweg und in die Tiefe, bis sie - nach einer Unendlichkeit, die kaum länger als einen Wimpernschlag andauerte - auf dem unnachgiebigen Asphalt aufschlug.

Wie schnell es geht - flüsterte meine innere Stimme und klang dabei unweigerlich ein wenig sehnsüchtig, als würde ihr der Gedanke, der Träne hinterher in die Tiefe zu stürzen, keine Angst einjagen, sondern gefallen - ein paar Sekunden lang fliegt man und dann ist alles vorbei! Einfach so, ohne ewig lange Qualen!

Vor zwei Jahren noch wäre ich hastig zurückgestolpert, wenn ich mich selbst so nah am Abgrund wiedergefunden hätte - aus Angst davor, hinabzustürzen -, doch hier und heute, knapp vierundzwanzig Monate später, war mir der Tod willkommener als das Leben.

Immerhin hatte ich nichts mehr, was mich auch nur im Entferntesten hielt.

Meine Familie war tot.

Jeder einzelne von ihnen.

Zuerst hatte es meinen Zwillingsbruder Riley getroffen, als er im Auftrag der United States Air Force mit seiner Einheit nach Afghanistan gezogen war, um ein hochrangiges Ziel auszuschalten.

Zurückgekehrt war er niemals und eine richtige Beerdigung hatten wir ihm auch nicht ermöglichen können, da man ihn mit einer RPG vom Himmel geholt und in eine Millionen Teile gesprengt hatte.

Die Zeit nach seinem Tod war die reinste Hölle gewesen - immerhin hatten wir nie die Gelegenheit bekommen uns wirklich von ihm zu verabschieden, und zu wissen, dass meine bessere Hälfte niemals zurückkehren würde, war schlichtweg unerträglich.

Aber dennoch hatten wir - das hieß mein älterer Bruder, meine Mutter und ich - versucht weiterzumachen. Etwas anderes war uns ja kaum übrig geblieben, oder?

Und eine Weile lang hatte ich tatsächliche geglaubt, mein Leben trotz diesem unaussprechlichen Verlust wieder in den Griff zu bekommen - schließlich hätte Riley kaum gewollt, dass sein Tod meine gesamte Welt in einen Trümmerhaufen verwandelte, das hatte ich mir immerzu eingeredet.

Marvel OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt