Am nächsten Tag machten wir uns auf in die Winkelgasse, um die Weihnachtsgeschenke für alle einzukaufen. Wir schlenderten gemeinsam durch die Geschäfte und ich kaufte bei Flourish & Blotts für Emily ein Buch über Geschöpfe. Beim Stöbern durch die Regale fand ich für Mom ein Buch über Heilkräuter. Sie liebte ihren Job abgöttisch, also dachte ich, sie würde sich darüber sehr freuen.
„Ist das für Mom?", fragte mich Mira leise, als sie das Buch sah und ich nickte.
„Ich weiß gar nicht, was ich ihr schenken soll. Hast du mir einen Tipp?" Ich bezahlte die Bücher und packte sie ein.
„Eine Katze? Damit sie nicht mehr so allein ist?", schlug ich vor.
„Das hört sich gut an. Wir müssen sie irgendwie austricksen. Kannst du nicht sagen, du brauchst für Snickers etwas? Damit wir in den Laden gehen können?", bat sie mich.
„Klar.", erwiderte ich. Mom gesellte sich zu uns.
„Habt ihr alles?", fragte sie lächelnd und wir nickten. „Können wir kurz zur Magischen Menagerie?", erkundigte ich mich, „Ich brauch für Snickers eine Tinktur. Er hat am Bein eine kleine Verletzung."
„Natürlich. Das ist kein Problem.", sagte Mom und hackte sich bei uns beiden ein, "Es ist so schön euch beide hier zu haben. Das große Haus ist manchmal sehr einsam."
„Wir sind auch froh, hier zu sein. Nicht wahr Neyla?", meinte Mira und grinste mich an. Als wir am Laden ankamen gingen Mira und ich hinein. Da er so klein war blieb Mom vor der Türe stehen und wartete auf uns. Zusammen schauten wir uns die Katzen an und fanden einen kleinen schwarzen Kater mit einem weißen Fleck am Ohr.
„Was meinst du?", fragte sie mich.
„Er ist perfekt!", flüsterte ich und grinste sie an. Während Mira die Katze kaufte ging ich schon mal zu Mom nach draußen.
„Brauchst du noch irgendetwas?", fragte ich sie.
„Nein, ich habe eigentlich alles.", antwortete sie. Bevor ich etwas erwidern konnte, kam Mira aus dem Laden mit dem Kater auf dem Arm und einem Katzenkorb in der Hand.
„Fröhliche Weihnachten, Mom.", rief sie. Überrascht schaute sie den kleinen Kater an.
„Für mich?", flüsterte sie. Mira nickte und lächelte sie an.
„Oh meine Mädchen!", sie drückte erst Mira und dann mich fest an sich.
„Damit du einfach nicht mehr so allein bist."
„Wie heißt der süße Fratz denn?", fragte Mom.
„Er hat noch keinen Namen. Du darfst ihm einen geben.", erwiderte Mira.
„Dann nennen wir ihn Theo. Nach eurem Dad." Uns allen stiegen die Tränen in die Augen.
„Passt perfekt.", sagte ich und streichelte das kleine Köpfchen. Wir setzten den kleinen Theo in den Korb und machten uns auf den Weg nach Hause.
Am 24. Dezember machten wir uns alle hübsch und gingen los zu den Fawleys. Sie lebten in einem großen, wunderschönen Stadthaus in einer der besseren Stadtteile von London. Von außen sah es absolut gewöhnlich aus und niemand würde erahnen, wie es von innen aussah. Es war wie ein Museum. Überall standen wertvolle, besondere Artefakte und Bilder. Nichts Düsteres, man hatte auch nicht das Gefühl, das alles zu viel oder vollgestellt war. Es war einfach besonders. Ich war gerne hier, es gab immer irgendetwas zu entdecken. Tiana verkaufte Antiquitäten und magische Artefakte und Christoph, Emilys Vater, arbeitete im Zaubereiministerium als Leiter der Abteilung für internationale magische Zusammenarbeit.
„Kommt doch herein", sagte Tiana, als sie uns die Tür öffnete, „Fühlt euch wie zuhause. Es ist so schön euch alle zu sehen." Sie umarmte uns nacheinander.
„Neyla!", rief Emily als sie mich sah und zog mich in ihre Arme, „Kommt nur rein. Das Essen ist schon fast fertig. Ich habe einen Wahnsinnshunger." Hinter ihr stand Anthony und grinste uns an.
„Hi, Anthony.", begrüßte ich ihn und wir nahmen uns kurz in den Arm, „Na wie geht's dir?"
„Mir geht's super und dir? Wo ist Draco?", erkundigte er sich neugierig.
„Er ist bei seinem Sohn heute, wir sehen uns erst morgen wieder.", antwortete ich lächelnd. Emily grinste und führte uns ins Wohnzimmer / die Bibliothek. Am Fenster stand ein riesiger Weihnachtsbaum, der wunderschön mit rot und goldenem Schmuck geschmückt war. Bewundernd schaute ich ihn an, bevor wir uns aufs Sofa setzten.
„Mira, du und Anthony ihr müsstet euch doch kennen?", fragte Emily neugierig, „Immerhin arbeitet ihr beide bei Gringotts." Mira schüttelte den Kopf und fing an zu lachen.
„Ich glaube wir sind alle so viel unterwegs, dass wir unsere Kollegen nicht wirklich kennen."
„Das stimmt allerdings. Für welche Länder bist du denn zuständig?", wandte sich Anthony an sie.
„Hauptsächlich Frankreich und Spanien zurzeit. Ich habe erst ganz frisch angefangen.", antworte sie lächelnd.
„Dann mal herzlich Willkommen. Die Arbeit wird dir auf jeden Fall nicht langweilig werden.", grinste er sie an und zwinkerte ihr zu. Der Backofen piepste und Tiana rief: „Essen ist fertig!"
Wir begaben uns ins Esszimmer und auf dem Tisch erschien ein großer, wunderbar aussehender Truthahn. Mir lief das Wasser im Mund zusammen. Es war wie immer ein wunderbarer Abend mit tiefgründigen Gesprächen, viel Lachen und Wein. Als wir uns auf den Heimweg begaben, war es bereits mitten in der Nacht. Ich saß schlaflos am Fenster und schaute in die Dunkelheit, als Mom mein Zimmer betrat.
„Du bist noch wach?", fragte sie mich.
„Ja, ich kann nicht wirklich schlafen.", erwiderte ich, „Ich bin aufgeregt wegen morgen." Sie setzte sich zu mir aufs Fenstersims und deckte mich mit einer Decke zu.
„Ich kann es mir vorstellen. Das letzte Mal, als du bei einem Weihnachtsessen dabei warst, ist der Abend ja komplett schief gelaufen.", sagte sie lächelnd. Ich seufzte, kuschelte mich in die Decke und schaute wieder nach draußen.
„Ich hoffe ich mache keinen Fehler."
Ich atmete tief ein, schloss meine Augen und lehnte meinen Kopf an die Wand hinter mir.
„Wieso solltest du einen Fehler machen?", erkundigte sich Mom.
„Naja, Scorpius ist mein Schüler und er hat doch erst in diesem Jahr seine Mutter verloren. Vielleicht ist er mit der Situation überfordert und der ganze Abend wird ein Desaster.", erklärte ich.
„Ach Schatz, das glaube ich nicht. Sicher wird es für ihn ungewohnt, doch ich denke Draco wird ihn sanft darauf vorbereiten. Bestimmt wird es morgen wunderbar.", sagte sie lächelnd.
„Ja, denkst du?"
„Natürlich. Du bist so glücklich und ich denke dieses Glück kann nichts erschüttern. Ich habe am Bahnhof gesehen, wie du ihn anschaust und auch wie er dich anschaut.", gab sie zu, „Dein Vater hat mich auch immer so angesehen." Ich grinste sie an.
„Ich habe ihn wirklich gern.", sagte ich, „Er macht mich unglaublich glücklich."
„Das weiß ich.", erwiderte Mom und küsste mich auf die Wange, „Aber jetzt schlaf ein bisschen. Du willst doch morgen nicht aussehen wie eine Leiche."
„Ja, ja.", meinte ich lachend und legte mich ins Bett.
„Gute Nacht mein Schatz.", sagte Mom und küsste mich auf die Stirn. Dann schloss sie leise die Türe hinter sich und es dauerte nicht lang bis ich einschlief.
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Teil 1: Zwei Seelen.
RomanceNeyla Adams ist Lehrerin in Hogwarts, der Schule für Hexerei und Zauberei und eigentlich ist sie mit ihrem Leben im Reinen. Nach einigen schweren Schicksalsschlägen mit ihren 28 Jahren kann sie endlich behaupten, dass sie wirklich glücklich ist. Doc...