Nach einer Weile war ich so versunken, dass ich nicht mitbekam, dass eine Eule ans Fenster klopfte. Erst als sie wütend aufschrie, schrak ich zusammen und sprang auf. Ich öffnete das Fenster und sie hielt mir ihren Knöchel hin, an dem eine kleine Pergamentrolle hing. Vorsichtig entfernte ich die Rolle und die Eule flog ins Wohnzimmer und setzte sich geduldig auf einen Stuhl.
„Soll ich den Brief gleich beantworten?", fragte ich sie neugierig und streichelte ihren Kopf. Sie klackerte leicht mit dem Schnabel, also öffnete ich den Brief und las:
„Haben Sie Lust, sich mit mir auf einen Kaffee zu treffen? D.M."
„D.M.? Draco Malfoy?", fragte ich mich, doch verwarf den Gedanken direkt wieder. Als ob Draco Malfoy mit mir einen Kaffee trinken gehen wollen würde. Das machte keinen Sinn. Ich starrte auf das Blatt Papier und überlegte wer es sonst sein könnte. Nervös kritzelte ich mit einem Stift
„18 Uhr. Florean Fortescues Eissalon. Neyla Adams."
auf die Rückseite des Pergamentes und band es der Eule wieder an den Knöchel. Sie erhob sich, flog durch das Fenster und verschwand in den Wolken. Ich schaute auf die Uhr. Es war bereits kurz nach 17 Uhr, also schaltete ich den Fernseher aus und ging nach oben, um mich fertig zu machen. Ich hatte plötzlich ein komisches Gefühl im Bauch. Würde ich mich tatsächlich mit Draco Malfoy treffen? Ich zog mir eine schwarze Highwaist Jeans und einen roten, enganliegenden Pullover an. Dann ging ich ins Bad, flocht mir einen französischen Zopf und schminkte mich dezent. Als ich mich im Spiegel betrachtete, entschied ich mich doch noch dazu, einen dunkelroten Lippenstift aufzulegen. Ich schaute mich von oben bis unten an.
„Gut siehst du aus.", sagte ich zu mir selbst und grinste mich an. Dann ging ich die Treppe hinunter und Mom kam zur Haustür herein.
„Oh, Liebling? Hast du noch etwas vor?", fragte sie und betrachtete mich lächelnd.
„Ehm, ja ich geh noch einen Kaffee trinken.", antwortete ich und wurde rot.
„Aha, mit wem denn?", erwiderte sie und grinste mich verschmitzt an, „Du siehst übrigens toll aus!"
„Danke Mom. Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Einen Verdacht habe ich, doch ich bin mir nicht sicher.", erklärte ich nervös.
„Gott sei Dank weiß ich, dass du eine gute Hexe bist und ich mir um dich keine Gedanken machen muss.", meinte sie lachend, „Zieh deine Stiefel an, die schwarzen mit Absatz, dann siehst du perfekt aus."
„Danke Mom.", sagte ich, schlüpfte in die besagten Stiefel und zog mir meine Lederjacke an, „Ich bin nicht lange weg, denke ich."
„Bleib so lange weg, wie du willst. Genieß deinen Abend. Ich mache mir jetzt etwas zu essen und dann lege ich die Füße hoch. Ab morgen habe ich ja endlich auch Urlaub und deine Schwester kommt auch." Ich lächelte sie an, küsste sie auf die Wange und trat hinaus in den Nieselregen. Trotz des schlechten Wetters waren in der Winkelgasse immer noch eine Menge Leute unterwegs. Ich setzte mich in den Eissalon an einen Tisch am Fenster. Als ich auf meine Uhr schaute war es kurz vor 18 Uhr. Das komische Gefühl in meinem Bauch verstärkte sich und ich überlegte, ob es eine gute Idee war, sich mit einem Fremden zu treffen. Ich bestellte mir einen Kaffee und starrte gebannt aus dem Fenster. Pünktlich um 18 Uhr erschien der blonde Schopf von Draco Malfoy in der Menschenmenge und mir wurde augenblicklich schlecht. Doch ehe ich es mir anders überlegen konnte, betrat er den Eissalon und schaute sich um. Als er mich sah, war mir, als würde ich in seinem Mundwinkel ein kleines Lächeln zucken sehen.
„Miss Adams, hallo. Schön, dass Sie gekommen sind.", sagte er und setzte sich zu mir.
„Hallo.", flüsterte ich. Seine wunderschönen grauen Augen musterten mich neugierig.
DU LIEST GERADE
Teil 1: Zwei Seelen.
Storie d'amoreNeyla Adams ist Lehrerin in Hogwarts, der Schule für Hexerei und Zauberei und eigentlich ist sie mit ihrem Leben im Reinen. Nach einigen schweren Schicksalsschlägen mit ihren 28 Jahren kann sie endlich behaupten, dass sie wirklich glücklich ist. Doc...