0 | Prolog

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Heute Morgen war Lily Evans, ein etwa neunjähriges Mädchen, von den Sonnenstrahlen die durch die Vorhänge fielen geweckt worden. Ihre Mutter hatte ihr gestern erlaubt, dass sie heute mit ihrer älteren Schwester Petunia auf den Spielplatzt dürfe, das kam in letzter Zeit nicht sehr oft vor. Nicht seit dem Vorfall vor ein paar Wochen.

Lily hatte geschaukelt, höher als sonst, doch sie hatte keine Angst, sie fühlte sich leicht, als ob sie fliegen könnte. Aus einem Impuls heraus ließ sie einfach die Ketten der Schaukel los und segelte wie ein Blatt zu Boden. Die spitzen Schreie ihrer Mutter und ihrer großen Schwester hörte sie nur wie durch einen Schleier, so verzückt war sie von der Tatsache, dass sie anscheinend fliegen konnte.

Doch als sie eine schallende Ohrfeige ihrer Mutter bekam, kam sie schlagartig in die Gegenwart zurück.

Ihre Mutter schlug sie nicht oft, aber wenn sie es tat, dann richtig.

Ihre Mutter war ihr nicht lange böse gewesen, sie hatte ihr gesagt, sie habe Angst um sie gehabt und hätte überreagiert, als Lily sich weinend bei ihr entschuldigte. Ihre Mutter hatte es ihr zwar verboten, doch immer wenn sie alleine dort war machte sie es trotzdem. Es war einfach zu aufregend, um es sein zu lassen.

„Lily? Kommst du?" rief eine Stimme von der Tür her.

„Ja", murmelte Lily verschlafen und setzte sich auf, die Sonne blendete sie.
Wer hatte bitte die Vorhänge soweit auf gezogen? Doch schnell sprang sie aus dem Bett. Die kleine neunjährige freute sich riesig auf ihren Spielplatzbesuch.

Fertig angezogen und ungeduldig wartete Lily auf ihre Schwester. Sie brauchte mal wieder ewig um ihre Mutter auf die Wange zu küssen und ihr zu sagen, dass sie beide bald zurück seien. Dass sie immer diesen Kotzbrocken von großer Schwester raushängen ließ...

Als sie fertig mit ihrer Verabschiedung war, griff Petunia nach Lily's Hand und zog sie mit sich.

Der Spielplatz war nicht weit weg, er lag zwischen einer Allee aus Birken und einer etwas größeren Straße. Nach dem Petunia übertrieben lange nach rechts und nach links geschaut hatte, ging sie endlich mit Lily an der Hand hinüber. Lily seufzte, als sie daran dachte, dass Petunia sie keinen Moment aus den Augen lassen würde und sie ganz sicherlich nicht auf die Schaukel lassen würde.

Trotzdem ging sie sofort zielstrebig auf die Schaukeln zu, die neben der Rutsche standen.

Bevor Petunia etwas sagen konnte, dass es Lily verbot, sagte sie schnell: „Tuney, mir wird schon nichts passieren!"

Ihre Schwester sah Lily zweifelnd an.
„Aber-"

„Ich werde es nicht tun!", log Lily die Ältere an und sprang auf die Schaukel. Ihre Schwester tat es ihr nach, sie war wohl besorgt, und spielte sich in ihrer Schwesternrolle total auf.

Erneut fühlte sie sich frei und wunderbar und als sie am höchsten Punkt angekommen war, ließ sie los.

„Lily, nein, mach das nicht!", kreischte Petunia, doch da segelte Lily wie ein Blatt in der Brise zu Boden. Sie lachte vor Freude und jauchzte, denn sie wusste genau, sie würde nicht hart auf dem Asphalt aufschlagen, sie würde weich unten ankommen und sich von Petunia beschimpfen lassen.

„Mummy hat dir gesagt, dass du das nicht tun sollst", rief Petunia empört und leicht hysterisch. Mit ihren neuen Sandalen bremste sie die Schaukel und bemerkte nicht, wie sehr ihre Absätze darunter litten.

„Aber mir geht's gut", sagte Lily immer noch leicht kichernd. „Guck mal, Tuney, was ich machen kann", meinte Lily noch, einer plötzlichen Eingebung folgend.

Es war nicht das erste Mal, dass Lily so etwas sagte. Es gab viele solcher Momente und Petunia kannte sie alle. Da war der Tag, an dem sie als sechsjährige in der ersten Klasse auf dem Pausenhof einen Stock aufhob und ihn auf der Fingerspitze tanzen ließ, oder der Tag, wo sie aus Protest, um ihre neuen Schuhe anziehen zu können, ihre alten vor den Augen der Mutter verschwinden hat lassen.

The Marauders Time - Magic LovestoriesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt