Kein Mann dieser Welt

294 11 5
                                    

AMALIYA

16. JULY 2018

Es war der Abend vor meinem Geburtstag und mein erster Jahrestag mit Beck.
Er freute sich mehr darauf, als ich es jemals tun würde.
Ich weiß gar nicht, ob ich ihn morgen überhaupt sehen möchte.

Versteht mich bitte nicht falsch.
Es ist nicht seine Schuld.
Beck ist seit dem Kindergarten mein bester Freund gewesen und er weiß von Anfang an, dass er mich nicht berühren darf.
Dennoch versucht er es und sucht ständig meine Nähe.
Er zwingt mich zu nichts, doch für ihn ist anziehend, aber es fühlt sich nun mal nicht richtig an.

Mich darf man einfach nicht berühren,  ich habe Bindungsängste, und die wird man nicht einfach so los.

Es ist ja auch nicht so, als ob ich es nicht versuchen würde.
Nein im Gegenteil, ich therapiere mich drei Mal in der Woche.

Es bringt leider nichts.

Ich kann das alles nicht mehr.
Ich muss mich von ihm trennen, auch wenn er mein bester Freund ist.
Er ist mit meiner kleiner Schwester auch meine einzige Familie.
Es gibt niemand anderen in meinem Leben.
Keine Mutter, keinen Vater.
 
Ich sollte lieber wieder versuchen zu schlafen, was leider auch nicht funktioniert, da ich unter einer Schlafstörung leide.

17. JULY 2018

Ein Schrei weckte mich.
Dabei war ich doch gerade erst eingeschlafen.
Es war Anayah. Meine kleine Schwester.
Ich ging zu ihr rüber und sie hörte sofort auf zu weinen, als sie mich sah.

Sie ist so wunderschön.
Ana, so nenne ich sie, ist erst Neun Monate alt und so schön wie ihre Mutter.
Sie hatte die Augen meines Vaters.
Wunderschöne meeresblaue Augen.

Ich nahm sie aus ihrem Babybett und gab ihr ihre Flasche.
In der selben Sekunde klopfte es an der Tür.

Es war Beck.
Er lächelte mich sanft an und kam rein.
,,Hey" sagte ich und er erwiderte es.

,,Können wir reden?" waren die nächsten Worte, die ich hörte.

,,Klar, schieß los." Sagte ich lachend, da ich nur Augen für Ana hatte.
Sie versuchte aufzustehen, als ich sie auf den Boden setzte.
Sie versuchte laufen zu lernen.

,,Allein?" sprach er ,,Sie muss ja nicht alles hören, auch wenn sie noch ein Baby ist."

Ich setzte sie zurück in ihr Babybett mit ein paar Spielzeugen und ging zu Beck, der im Wohnzimmer wartete.

,,Also, was ist so wichtig, dass ein Baby nicht mit hören darf?" meinte ich nur amüsant.

,,Ich habe ein Hotel für uns gebucht." Sagte er und schaute mich nervös an.

,,Beck, das ist doch wohl ein Scherz?"
Mehr brachte ich nicht heraus.

,,Ich wollte dich eigentlich überraschen, aber dann dachte ich, dass ich dich lieber um deine Erlaubnis bitten sollte, bevor du noch sauer wirst.
Bitte sei nicht sauer."

Ich war sauer, definitiv sauer.
,,Beck, du kennst mich doch. Warum willst du so gerne mit mir schlafen?
Wir sind doch erst seit einem Jahr zusammen. Kannst du nicht noch warten?" Stellte ich ihn zur Rede ,,Bist du so ungeduldig?".

,,Denkst du echt, dass es so einfach für mich ist? Ich kann meine Freundin, meine beste Freundin, meinen Seelenverwandten nicht berühren oder spüren. Ich will endlich mit dir schlafen, dich fühlen und lieben. Ich warte schon seit einem Jahr darauf, dass du mich mal küssen willst.
Ich versuche doch schon alles und trotzdem bin ich dir nie genug.
Du willst nichts wagen oder versuchen den ersten Schritt zu machen!" schrie er.

Ich konnte es nicht glauben. Er war sauer, weil er dachte, dass ich es nicht versuchen würde.
So kannte ich ihn nicht. Er hatte anscheinend alles in sich hineingefressen.
Wieso dachte er, dass es meine Schuld sei?

,,Geh mir aus den Augen und lass dich nie wieder Blicken." Sagte ich kalt.

,,So willst du also damit umgehen? So willst du mit uns umgehen? Verdammt ich will dich doch nur berühren!" Sagte er aufgebracht.

,,Du wusstest von Anfang an, womit du es hier zu tun hattest! Ich will dich doch auch berühren, aber mein verdammter Körper lässt es nun mal nicht zu! Ich bekomme Panikattacken, wenn ich nur daran denke! Ich kann es einfach nicht!
Und wenn du nicht warten kannst, dann kannst du auch einfach gehen!
Such dir doch eine Nutte, mit der du das fühlen kannst, worauf du seit einem Jahr wartest!"

,,Ha! Wenn du denkst, dass ich das nicht längst schon getan hätte, dann bist du hier komplett falsch! Ich habe doch schon Melanie aus der dritten Etage gefickt, weil du mich nicht an dich ranlässt!" Schrie er auf.

Ich war geschockt.
Mein Freund hatte mit einer anderen geschlafen.
Er war mir untreu.

,,Geh und komm nie wieder." Waren meine letzten Worte.

,,Kein Mann auf dieser Welt wird länger auf dich warten, als ich es getan habe.
Kein Mann dieser Welt, Amaliya!"
Mit diesen Worten verschwand er aus der Tür.







Forced to LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt