Kapitel 43

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° Wincent °

Mittlerweile war das erste Drittel der Tour geschafft und nach einer halben Woche Off, ging es heute wieder in die Vollen. Während meine Crew mit dem Aufbau beschäftigt war, hatte ich mal wieder ein Interview mit der lokalen Presse. Wir starteten mit den üblichen Fragen zur Musik, zur nächsten Single und zur Novembertour, bis wir mit unserem Rundgang über das Gelände zum Ende kamen. Ich stellte die Band vor, die gerade ihre Plätze auf der Bühne einrichtete und stoppte dann bei Amelie davor. „Die Rothaarige ist meine Tourmanagerin Amelie und daneben ist...", abrupt endete mein Satz, als Emma mich entdeckte. Ja, wer war sie eigentlich? 

„Emma...sie ist meine rechte Hand auf dieser Festivaltour", rettete mich Amelies Stimme. „Genau", presste ich hervor ehe ich mich räuspern musste. Seit wann passiert mir sowas? Ich war sonst doch echt mittlerweile Profi im Interviews geben. Aber scheinbar war mir die Situation unangenehmer als allen anderen, denn wir wechselten recht schnell das Thema und verabschiedeten uns nach einer weiteren halben Stunde auch wieder. Immer noch etwas perplex suchte ich meinen Weg zurück zur Bühne. 

„Hey, was war denn mit dir los? Kurz den Faden verloren oder was?", lachte Emma, als sie mir entgegen kam. Witzig! „Ich wusste nur nicht was ich sagen sollte...wir hatten nie darüber gesprochen, was ist, wenn dich einer hier sieht...", versuchte ich mich rauszureden. Emma war fast schon an mir vorbei, dass ich mich umdrehen musste, als sie mir antwortete. „Mach nicht so nen Drama drum...ich bin Emma, einfach nur Emma", zwinkerte sie mir zu, bevor sie einen Knoten in ihre Beine bekam und sich beinahe hinlegte. Ich musste so loslachen. „Alles gut, nix passiert", murmelte sie und ordnete den Papierstapel auf ihren Armen wieder und verschwand im Bürobereich. 

Kopfschüttelnd setzte ich meinen Weg Richtung Bühne fort, es war auch langsam mal für mich Zeit für den Soundcheck. Der lenkte mich ab und verbannte das Interview in meinen Hinterkopf. Wie so oft lief nicht alles glatt und ich verhaspelte mich ständig oder stolperte von der Bühne- alles nichts Neues für uns. Während Tom irgendwas am Licht bastelte, lehnte ich an Manus Klavier und wir quatschten kurz. „Ich muss dir jetzt mal was sagen", fing Manu an und er hatte direkt meine volle Aufmerksamkeit. Ich konnte überhaupt nicht einschätzen, was da wohl kommen könnte. Und so muss ich wohl auch geschaut haben. 

„Nix Schlimmes...im Gegenteil...ich wollt dir nur sagen, dass ich das so angenehm finde mit Emma. Sie ist cool, ich mag sie....WIR mögen sie. Sie passt zu uns. Und sie passt zu dir", schwärmte er und ich bemerkte wie mein Grinsen immer breiter wurde. Ja, es fühlte sich ziemlich gut an zu wissen, dass Emma so beliebt war. „Danke...aber sie bleibt meine beste Freundin...mehr kann ich grad nicht geben", antwortete ich. Manu grinste nur und widmete sich wieder seinem Klavier. 

„Schon klar, Winnie", meinte er und spielte leise Töne von „Time of my life" an. Ich verdrehte die Augen und jeder Mann würde mich verstehen, denn es kann mir keiner erzählen, dass irgendjemand diesen Film mag- außer die gesamte Frauenwelt. Während er voller Hingabe den Song spielte, stimmte auch noch Benni in den Gesang mit ein. 

You're the one thing, I can't get enough of
So I'll tell you something, This could be love, because

I've had the time of my life
No, I never felt this way before
Yes, I swear, it's the truth
And I owe it all to you

Lautstark hallte dieser Song von der Bühne, dass ich mich nur zu gern verkrümelt hätte. Aber ein bisschen witzig war es schon auch, ein Lachen konnte ich mir auch nicht verkneifen. Ich applaudierte, als der Song ein schnelles Ende fand. „Hervorragend, Männer! Das war so schön", schniefte ich und hielt mir theatralisch die Hand aufs Herz. Auch wenn ich wusste, dass sie mich damit nur aufziehen wollten. „Also rosa Herzchenlichter hab ich jetzt nicht eingepackt", brüllte Tom von seinem Lichtpult uns entgegen. Irgendwo hatten wir dann doch noch ein letztes Fünkchen Professionalität hervor gekramt und konnten den Soundcheck über die Bühne bringen, bis alle Gewerke zufrieden waren. Und obwohl wir so lange rumgeblödelt hatten, war noch genug Zeit, bis es richtig losgehen würde. 

Auch wenn jeder Abend auf der Bühne wie ein hartes Workout war, überlegte ich noch eine kleine Runde laufen zu gehen, einfach zur Vorbereitung. Vielleicht würde Emma mit mir mitkommen? Ich lief auf direktem Weg in meine Garderobe, um mich umzuziehen, aber was ich da zu Gesicht bekam, ließ ganz andere Gedanken aufkommen. Emma stand nur in Sport-BH und knallenger Leggings vor ihrem Laptop und startete scheinbar gerade ein Workout von Pamela Reif. Ich lehnte mich gegen die Wand und beobachtete sie dabei. Da sie ihre Airpods trug, hatte sie mich nicht einmal bemerkt. Sie soll noch einmal über ihren Körper meckern. Sie ist so schön, alles ist genauso, wie es sein soll. Und auch wenn sie meinte ihr Bauch wäre nicht trainiert genug, war der gerade mindestens so fit wie meiner. Jeder Muskel zeichnete sich ab, während sie ihre Situps machte. 

Meine Selbstbeherrschung verabschiedete sich langsam aber sicher. Als sie sich nach ihrer Plank am Ende schweratmend auf den Bauch sinken ließ, ergriff ich meine Chance und legte mich auf ihren Rücken. Sie zuckte zusammen und fummelte sich schnell die AirPods aus den Ohren. „Ey", schnaufte sie und versuchte mich von sich runter zu rollen. Was ihr natürlich nicht mal ansatzweise gelang. „Mir is eh schon so heiß...und ich schwitze", jammerte sie. Schmunzelnd küsste ich ihren Hals. „Is mir egal", flüsterte ich in ihr Ohr. Emma seufzte nur und wurde ruhiger; ich hatte gewonnen- wie so oft. 

„Du bist schwer", murmelte sie und da stützte ich mich hoch, damit sie sich umdrehen konnte. Ich sah direkt in ihr leichtes Schmunzeln. „Ich wollte eigentlich ne Runde laufen gehen...aber ich könnte mir auch ein etwas anders Workout gut vorstellen", schmunzelte ich und begann sie zu küssen. Ihre Hände wanderten direkt an den Saum meines Shirts und zogen es mir über den Kopf. Sie drückte meinen Kopf wieder zu sich runter und es dauerte nicht lange, bis aus sanften Küssen eine große Knutscherei wurde. „Hast du abgeschlossen?", nuschelte sie an meine Lippen, als meine Hände gerade auf besten Weg zu ihrem BH waren. Ich schüttelte nur mit dem Kopf. Ich hatte etwas anderes gehofft, aber natürlich erwartete sie nun von mir das nachzuholen. „Rühr dich nicht von der Stelle", grinste ich und erhob mich langsam von ihr, als schon die Tür aufging. 

„Wincent, ich brauch....", vernahm ich Mannis Stimme hinter mir. Ich kniete immer noch vor Emma, was ganz gut so war, so konnte mir wenigstens niemand auf die Hose schauen. Emma hielt sich die Hände vors Gesicht und auch ich ließ meinen Kopf hängen. Aber ein bisschen musste ich auch schmunzeln. „Maaaaaaan, könnt ihr nicht absperren?", jammerte Manni. „Ich war gerade dabei...", gab ich von mir ohne ihn anzusehen. „Ein Wunder, dass euch das nicht schon öfter passiert ist", murmelte er, holte sich meine In-Ears vom Sofa und verschwand wieder. Vorsichtig hob ich meinen Kopf, um Emma anzusehen. Sie war knallrot. 

„Grade nochmal gut gegangen", murmelte ich und schob mich wieder über sie. Prustend drückte sie mich von sich weg. „Du glaubst doch nicht, dass wir hier weiter machen...bist du wahnsinnig?", lachte sie. Es wird definitiv nicht nochmal jemand reinkommen, da war ich mir sicher, dafür würde Manni schon sorgen. „Vergiss es", meinte sie und rollte sich unter mir weg. Ich ließ mich auf den Bauch sinken und versuchte mich wieder runterzubringen, während Emma meine Garderobe verließ. 

Nicht mit dir und nicht ohne dichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt