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Es war bereits die dritte Pause, die Hyunjin einlegen musste. Innerhalb der letzten 15 Minuten und obwohl er sich tatsächlich auf den Sachtext vor sich konzentrieren wollte, las er doch diesen einen Satz bereits zum vierten Mal, ohne den Sinn dahinter zu verstehen.

Es nervte ihn selbst wohl am meisten, denn er wollte lernen. Er wollte verstehen, er wollte arbeiten. Aber er konnte nicht, er konnte sich einfach nicht konzentrieren. Ohne hinzusehen langte der schmächtige Junge nach der Wasserflasche, von der er ganz genau wusste, dass sie gleich neben ihm auf dem Boden stand, auf den er sich mittlerweile niedergelassen hatte. Jede erdenkliche Position hatte er bereits ausprobiert, doch nichts schien zu helfen, der Text als riesiger Berg an Worten, die er nicht sortieren konnte.

Er führte die Flasche an seine Lippen, nur um festzustellen, dass er sie bereits vor wenigen Minuten bis zum letzten Tropfen geleert hatte. Träge erhob er sich und trottete in die Küche, von der aus seine Mutter ihn sorgenvoll musterte. Das war bereits das sechste Mal an diesem Tag, dass er die Flasche mit Wasser auffüllte. Er trank und trank, doch er konnte seinen Durst niemals stillen.

Und je mehr er schlief, umso müder wurde der Körper des Jungen, sodass er langsam selbst zu glauben begann, der Prozess des Sterbens hatte sich bereits selbst eingeleitet.

Wenn ihm doch bloß jemand sagen könnte, woran all das lag.

DiabulimiaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt