Unheilbar. Er wollte das nicht mehr, nicht mehr sein leben lang. Er hatte einfach keine Lust mehr, jeden verdammten Bissen abzuwiegen und er hatte auch keine Lust auf die Adleraugen seiner Mutter, die plötzlich überall waren. Sie sahen jede hingeschmierte Kalorie, die Hyunjin eigentlich doch nur abgeschätzt hatte. Noch nie hatte er seine Mutter als so verdammt nervig empfunden. Er spürte ihren Atem in seinem Nacken, bei allem was er tat. Am Anfang weckte sie ihn sogar jede Nacht mindestens zwei Mal auf, um seinen Blutzucker zu messen.
Hyunjin rastete aus, er war wütend auf jeden, der ihm unter die Augen trat. Auf seine Freunde, die einfach nicht mit diesem verdammten Thema aufhören wollten und gar nicht verstehen konnten, warum es ihrem Freund zum Hals heraushing darüber zu reden. Wütend auf seine Mutter, die ihn auf Schritt und Tritt verfolgte, ihm nicht über den Weg traute, alles was er tat kontrollieren musste und doch nicht sehen konnte, wie verdammt schlecht es ihrem Sohn hinter der ganzen angestauten Wut ging. Wütend auf die Krankheit, die sein Leben vollkommen zerstörte und seine Persönlichkeit ohne zu fragen eingenommen hatte.
War er denn gar nichts mehr ohne seine Krankheit? Konnten die Menschen nicht zehn Minuten aufhören darüber zu reden und dem Jungen seinen Alltag, sein Leben zurückgeben? Und er war sauer auf dieses verdammte Insulin, das seinen Körper verzerrte.
Es war schuld.
Denn nur deswegen war Hyunjin auch wütend auf sich selbst. Weil er sich einfach nicht mehr sehen konnte.
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Diabulimia
Fanfiction⪼BEENDET⪻ Irgendwo in seinem Inneren wusste er, dass etwas mit ihm nicht stimmte. Doch die Gewissheit, aus welchem Grund es ihm so verdammt miserabel ging, war mehr wie ein Schlag in die Magengrube als ein Rettungsboot. Das Wissen um seine Krankheit...