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Innerhalb der nächsten Wochen hatte Hyunjin etwa die Hälfte des Gewichtes, was er zuvor verloren hatte, wieder zugenommen und während jeder um ihn herum ihm zur Genesung gratulierte, ihn mit Komplimenten überhäufte und sich ihm gegenüber insgesamt nur positiv äußerte, konnte er nur lächeln, sich bedanken und nicken. Doch eigentlich dachte er an das Gewicht, das ihm die Waage anzeigte und das ihn jeden Tag aufs neue schwarz sehen ließ. Nicht, dass er sich zuvor viel gewogen hatte, dafür war er viel zu inkonsequent gewesen und viel zu müde, aber der rapide Anstieg der Zahl, die einfach nicht mehr aufhören wollte zu wachsen, machte ihm sehr zu schaffen.

Er vermisste es, der zerbrechliche Junge zu sein, auf den man Acht geben musste. Denn jetzt, wo wieder alles „gut“ war, brauchte sich niemand mehr um ihn zu sorgen. Er fühlte sich nackt. Alleingelassen. Und das Stigma, dass es jemandem erst schlecht gehen musste, damit er beachtet wird verhärtete sich mit jedem Tag, machte ihn wütend.

Doch sowohl seine Mutter, als auch seine Freunde sprachen in seiner Anwesenheit kaum über ein anderes Thema als seinen Diabetes. Es nervte ihn unheimlich. Sie interessierten sich nicht mehr für ihn als Mensch, sondern nur für seine beschissene Krankheit, die ihm sein Leben ruiniert hatte. „Ich sterbe nicht gleich, okay?", hatte er ihnen ins Gesicht angeschrien, als er sie zuletzt gesehen hatte, danach hatte er mindestens eine Woche lang mit niemandem mehr geredet.

Sie würden das Chaos in seinem Kopf doch sowieso nicht verstehen.

DiabulimiaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt