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Hyunjins Mutter wäre sich auch sicher gewesen, dass spätestens jetzt die Zeit gekommen war zu handeln, ohne, dass ihr Sohn vor ihren Augen wie ein instabiles Hochhaus in sich zusammenfiel. Jede einzelne Alarmglocke in ihrem verdammten Kopf begann zu schrillen, sie konnte sich erst im Auto fragen, woher sie die Kraft genommen hatte, den Jungen aus dem Haus auf den Rücksitz zu tragen.

Die letzten Minuten hatte sie erlebt wie im Delirium, sie hatte kaum noch Erinnerung an das, was passiert war, doch die Todesangst um ihren Sohn saß noch immer tief in ihren Gliedern. Der Faden war gerissen, der Bogen überspannt. Sie hatte bereits vor ein paar Tagen den Entschluss gefasst, Hyunjin zu einem Experten zu zerren, und sollte es das letzte sein, was sie tat.

Der Gedanke daran, dass ihr eigenes Kind vor ihr sterben könnte, trieb ihr stumme Tränen über die Wangen. Tränen, die von Verzweiflung und Schuld erzählten.

Sie brachte Hyunjin in das nächstgelegene Krankenhaus.

Die vielen Lichter der Straße zischten an ihrem Fenster vorbei wie bunte Geister.

DiabulimiaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt