Dilaras POV
Bevor ich ihm antworten kann, erkenne ich Leylas laute Stimme im Flur. Mit einem lebendigen Jubeln stürmt sie in die Wohnung rein, bleibt aber abrupt stehen, sobald sie die Sauerei und die Situation wahrnimmt. Ihre weitgeöffneten Augen beobachten uns so, als ob wir bildhauerische Kunstwerke wären. Wir stehen uns nach wie vor so nach, fast schmiegend aneinander. Jeder, der mich nicht kennt, würde denken, dass ich die leidenschaftlichste Beziehung mit diesem Mann führe. Leicht drücke ich gegen seine Brust und gebe ihm somit das Signal, sich fortzubewegen. Ich schiele zu Leyla rüber, die nun ein breites Grinsen im Gesicht trägt. "Ich glaub', ich gehe mal lieber. Das mit der Tür, musst du mir aber noch erklären, meine Liebe." Bevor sie die Anstalt macht, zu gehen, rufe ich rechtzeitig ihren Namen. "Warte, Leyla! Er wollte gerade gehen." Der letzte Satz kommt nur noch flüsternd aus meiner Kehle. Mein Blick wendet sich zu ihm, während sich meine Augen langsam zu Schlitzen formen. Er starrt mich mit einem Schnulzen an und nickt einmal kurz, um meine Antwort still zu bestätigen. Nachdem sich seine Augen von mir abgewendet haben, macht er sich mit eleganten Schritten auf den Weg zur Tür. Ehe er die Wohnung verlässt, dreht er sich noch einmal kurz zu Leyla um und sagt mit dem charmantesten Lächeln: "War schön dich kennengelernt zu haben, Leyla." Er gibt ihr nicht mal die Möglichkeit, zu antworten und flüchtet mit einem letzten Zwinkern aus meiner Augensicht. Erleichtert atme ich aus und lasse meine angespannten Schultern nach unten sacken. Ich dachte, es wird nie zu einem Ende kommen. In letzter Zeit lasse ich mich zu oft von meinen Hormonen steuern. Wenn Leyla nicht gekommen wäre, dann-
"Erde an Dilara! Kannst du mir mal bitte erklären, was das gerade war?" Sie fuchtelt mit ihren Armen um sich her und demonstriert mir somit, wie aufgebracht und neugierig sie ist. Meine Lippen versuchen ihr eine Antwort zu geben, jedoch weiß mein Verstand selbst nicht genau, wie er die vergangene Situation in Worte fassen soll. Alles geschah so plötzlich, ohne, dass ich die Handlungen wirklich realisieren und analysieren konnte. "Man, ich weiß es doch auch nicht. Er war plötzlich da und hat die Tür aufgetreten." Entrüstet ziehe ich meine Augenbrauen zusammen und setzte mich auf einen Barhocker. Ich fange an, ihr alles von Anfang an zu erzählen, während sie mir gespannt zuhört.
Unbekannte POV
Ihr unwiderstehlicher Duft schwebt immer noch in meiner Nase herum. Adrenalinüberfüllt mache ich mich auf den Weg zu meinem Auto, während sich die vergangene Szene immer und immer wieder in meinem Kopf abspielt. Ich war so kurz davor, mein Ziel zu erreichen, jedoch musste ja ihre Freundin auftauchen und mein Vorhaben in Luft auflösen. Sie wird definitiv noch zu einem Problem werden.
Auf dem Weg zu meinem Anwesen überlege ich, welchen Schritt ich als nächstes ausführen soll. Ich halte es keine Sekunde länger ohne sie aus. Das Blitzen in ihren Augen gab mir noch einen Grund, sie nicht einfach gehen zu lassen. Diese Frau hat keinen blassen Schimmer, was sie in mir auslöst, welche Emotionen sie in mir entfacht, was für eine Begierde sie in mir entwickelt. Die Tatsache, dass sie unschöne Erinnerungen vor meinem geistigen Auge hervorrufen lässt, versuche ich zu vergessen. Ich muss sie kennenlernen. Wissen, was für ein Charakter sich hinter ihr versteckt, wie viel Temperament, wie viel Willenskraft sie in sich trägt. Mein Körper und mein Geist kommen nicht zur Ruhe, ich bin überfüllt mit Wissbegier.
Das Tor zum Eintritt meines Hauses öffnet sich langsam, sobald ich den Knopf dafür betätige. Ich transportiere mein Auto in meine Garage und betrete danach mein Anwesen. Meine Füße befördern mich zum Wohnzimmer, wo ich den Schrank zu meiner Whiskeysammlung finde. Mit meiner flinken Hand öffne ich die Jim Bean Flasche und gieße mir etwas in mein Glas. Rasch lasse ich es meiner Kehle herunterfließen und knalle das Glas anschließend wieder auf den Tresen. Meine Wut überkommt mich, als ich wieder dran denken muss, wie er sie geküsst hat. Der bloße Gedanke daran macht mich krank, bringt das immense Bedürfnis in mir hervor, etwas mit meinen geballten Händen niederzuschlagen, um meinen Zorn zu erniedrigen. Der unglaubliche Hass gegenüber diesen Mistkerl in mir wächst täglich immer weiter an und kriecht durch meine Adern. Wie kann er es nach meiner Drohung wagen, sie nur anzugucken. Er wird nicht zum zweiten Mal etwas nehmen, was mir gehört. Seit der ersten Sekunde an wusste ich, dass diese Frau ein Teil meines Lebens sein wird. Wenn er seine Finger nicht von ihr lässt, dann muss ich zu härteren Maßnahmen greifen. Er gibt mir keine andere Wahl, ich muss dann leider das Versprechen zu meiner Mutter brechen.
Ich greife nach meinem Telefon und wähle die Nummer von David. "Ja?" Mit einer lauten Stimme schreit er ins Mikrofon rein, er muss sich im Club befinden. "Was machst du gerade?", frage ich ihn mit einer gelangweilten Stimme und wippe mit dem einen Fuß auf den anderen. "Ich bin beim DJ, er zeigt mir seine neuen Schalplatten. Wieso fragst du?" Ich habe dringend etwas Ablenkung nötig, sonst werden mich meine Gedanken den ganzen Tag mit Vorstellungen von Dilara terrorisieren. "Ich komme in 20 Minuten vorbei. Heute Nacht werden wir Spaß haben."
Dilaras POV
"...und dann bist du gekommen. Zum Glück." Ich trinke den letzten Schluck des Rotweines aus und zeige ihr somit, dass meine Erzählungen nun ein Ende gefunden haben. Leyla starrt mich mit einer puren Sprachlosigkeit an, die sie mit ihren verblüfften Augen und ihrem weitgeöffneten Mund vermittelt. Anhand ihres Blickes würde man die Behauptung aufstellen, dass sie ein Geist gesehen hätte. "Warte, ich muss das erstmal alles realisieren. Also entweder handelt es sich um ein großes Missverständnis und diese Männer haben sich einfach nur auf den ersten Blick in dich verliebt oder sie sind komplette Psychos. Was soll dieses ganze Machtgehabe? Beide führen sich so auf, als ob du ihr Eigentum wärst." Sie lehnt sich ausgelaugt zurück und kräuselt verwirrt ihre Augenbrauen zusammen. "Ich kann mir auch keinen Zusammenhang daraus bilden. Als der Unbekannte ins Büro gekommen ist, sah er so unglaublich wütend aus, du glaubst es nicht. Außerdem haben sie die ganze Zeit davon gesprochen, dass jemand, irgendwem so verblüffend ähnlich aussehe. Ich konnte nicht genau raushören, ob sie mich damit gemeint haben, aber es hat sich ganz scharf danach angehört." Verzweifelt stehe ich auf und wandere um meine Wohnung umher. "Ich weiß einfach nicht was ich machen soll, Leyla. Ich mein, woher weiß er, wo wir wohnen? Was hat das alles auf sich? Wieso nennt er mich die ganze Zeit "Lovely"? Und ich hasse mich einfach dafür, immer in die Versuchung zu geraten, ihnen näher zu kommen. Den einen habe ich sogar schon geküsst." Etliche unbeantwortete Fragen schweben in meinem Kopf umher und lösen eine gewaltige Unruhe in mir aus. Diese Situation überfordert mich. Mein Bauchgefühl sagt mir, ich solle mich fürchten, jedoch vermittelt mein Verstand mir, wie unsinnig sich das alles doch anhöre und, dass ich mich nicht zu sehr in die Lage hineinsteigern solle. Soll ich der Intuition meines Bauchgefühls folgen, um mich vermutlich von Gefahr zu beschützen oder bilde ich mir da was ein?
"An deiner Stelle, würde ich mich erstmal beruhigen, meine Liebe. Du gehst morgen auf jeden Fall nicht mehr zur Arbeit und das wird auch so bleiben. Falls der Unbekannte sich in Zukunft nicht legitim benimmt und auf normaler Art und Weise zeigt, dass er dich gerne kennenlernen möchte, dann können wir auch für dein beruhigtes Gewissen die Polizei anrufen. Die Tür ist eigentlich auch noch ein Problem... Sollten wir die Polizei nicht jetzt schon informieren?" Ich erinnere mich an seine Worte zurück. Er meinte, dass er den Polizisten etwas antuen könne. Dieser Mann könnte zu allem fähig sein und das löst diese unscheinbare Furcht in mir aus. Ich will auf keinen Fall, dass irgendjemand wegen mir in Gefahr gerät. Auch, wenn er es vermutlich nur gesagt hat, um mich nicht in die Versuchung zu bringen, es wirklich zu tun. Ich werde keine Risiken eingehen. "Nein, lieber nicht. Wir vergessen das einfach alles, okay? Es wird sich bestimmt alles bessern, wenn ich von jetzt auf nicht mehr dort arbeite."
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das Kapitel ist leider nicht so spannendddd :/
Ach, ich würde sagen, Dilara muss sich erstmal beruhigen.
Idk what you think but girl, ich würde mir einen von ihnen schnappen purrr
tschüssiiiiii <3

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Valente
Misterio / SuspensoEr sah sie. Er wollte sie. Wie weit würde er gehen, um sie komplett für sich zu haben? - Sie ist schlau, zielstrebig und eine Träumerin, doch trotzdem lungert das Wilde in ihr. Dilara. Gemeinsam mit ihrer besten Freundin lebt sie in einem kleinen...