3. Dezember [StarWarsFan3008]

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StarWarsFan3008

Der Duft von Zimt, gebratenen Mandeln, Zuckerwatte und heißer Schokolade umweht verführerisch meine Nase, die ich schniefend immer wieder hochziehen muss. Es ist Weihnachten und morgen ist Heiligabend. Auf den Weihnachtsmärkten herrscht reger Betrieb, so auch hier, obwohl es schon langsam dunkel wird.

Überall wird an den kleinen Holzbuden Punsch angeboten, auch ich hätte gern einen, aber das wird wohl nur ein Traum bleiben.

Schwer seufzend ziehe ich meine Beine noch enger an mich heran und starre sehnsuchtsvoll aus meinem Verschlag hinüber auf den Platz mit den Buden, vor denen Kinder strahlend ihren Kakao trinken. Mit Ausnahme von mir, ist hier jeder guter Laune und voller Vorfreude auf morgen.

Weihnachten. Tja, ich bin an Heiligabend geboren, aber bisher brachte mir fast jedes Weihnachten, dass ich in meinem knapp 20 Jahren erlebt hatte, nur schlechtes. Letztes Jahr starb meine Familie bei einem Autounfall, als sie von der Kirche heimfuhren, ich wollte nicht mit, weil ich Bauchweh hatte und krank war. Ich wollte niemanden anstecken. Nach dem Tod meiner Familie landete ich auf der Straße, weil das Erbe, als auch mein Verdienst nicht ausreichten, um das kleine Haus am Stadtrand Doncasters zu behalten.

Im Jahr davor, wieder an dem Tag meines Geburtstags, starb mein Hund. Tja, und am Tag meiner Geburt, haute mein Erzeuger in einer Nacht- und Nebelaktion ab.

Die Stunden vergehen und es wird immer dunkler und kälter hier in London. Schutzsuchend dränge ich mich weiter in meine Ecke, mittlerweile hat es auch zu schneien begonnen und ich weiß, dass ich diese, bisher kälteste Nacht des Jahres nicht überleben werde. Zitternd hauche ich auf meine Finger, deren Spitzen bereits bläulich verfärbt sind, kein gutes Zeichen.

Mittlerweile sind die Menschen auf dem Platz, unweit von hier, höchstens 100 Meter, verschwunden und die meisten der Buden werden gerade niet- und nagelfest gemacht. Einzelne Budenbesitzer schließen noch ab oder räumen auf. Vielleicht übersehen sie ja etwas? Dann kann ich ja vielleicht die letzten Reste haben, vielleicht sind sie ja noch warm? Ach, und selbst wenn nicht, kalt wären sie mir auch recht.

Hoffnungsvoll rappele ich mich auf, schaue noch einmal vorsichtig auf den Platz. Nur noch ein einzelner Mann werkelt noch an seiner Bude, sonst ist keiner mehr da.

Er wird mich schon nicht bemerken. Leise husche ich hinter eine der Buden, wo einer der Besitzer seine Essensreste in den nebenstehenden Mülleimer geworfen hat.

Vorsichtig schaue ich hinein und greife zielsicher nach einer halben Bratwurst. Hmm. Noch warm! Schnell greife ich noch nach ein paar Bratäpfeln, die ebenfalls noch etwas warm sind und will wieder verschwinden.

„Hey! Was machen Sie da? Erschrocken wirbele ich herum und blicke geradewegs auf einen männlichen Oberkörper. Jetzt wurde ich doch erwischt.

Beschämt lasse ich den Kopf hängen und starre auf das Kopfsteinpflaster unter meinen Füßen. „Ich ähm, also. Ich kann das erklären. Ich wollte nichts stehlen. Ehrlich."

Anscheinend muss dem Mann vor mir aufgefallen sein, dass ich nur nach Essensresten gesucht habe, denn seine Stimme, welche ziemlich rau ist, wird weicher und schlägt einen freundlichen Ton an. „Schon gut. Ich glaube dir. Dir ist garantiert kalt. Möchtest du mit zu mir nach Hause? Du kannst auch bei mir übernachten, etwas essen und duschen. Was sagst du?"

Überrascht, dass er mich nicht, wie andere Leute es tun würden, wegjagt, schaue ich vorsichtig nach oben.

Strahlend grüne Augen mustern mich und Wärme liegt in ihnen. Er hat schulterlange braune Locken, die ihm mehr als nur gutsteht und seine leicht rote Nase ist in einem dicken, kuschelig warm aussehenden Schal vergraben.

Adventskalender 2020 - Larry Stylinson ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt