23. Dezember [serpentoublier]

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serpentoublier

Ruhebedürftig schließe ich mit einem leisen Knarren unsere quietschende Haustür auf, um danach erleichtert der Wärme, sowie den starken Geruch von Zimt in meinem Zuhause willkommen zu heißen und der Kälte draußen zu verabschieden. Es ist eine kühle Winternacht – ein Tag vor Heiligabend, weswegen ich mich für einen dunklen Pullover, welcher ein kleines L unterhalb der Brust bestickt bekommen hat, und einen beigen Mantel entschieden hatte. Im Laufe des Tages bereute ich diese Entscheidung jedoch und verfluchte mich daraufhin tausende male, nicht nur, weil ich mir den Arsch ab gefriert habe, sondern auch, weil mich dieser verdammte Pullover an ihn erinnert und der Tatsache, dass ich ein weiteres Weihnachten ohne ihn verbringen muss.

Gähnend schließe ich meine Haustür wieder zu, bevor ich mit langsamen Schritten den Hausflur betrete und mich ein mittlerweile bekanntes Gefühl überkommt – Einsamkeit. Und selbst, wenn ich mittlerweile daran gewöhnt bin, möchte ich mir immer noch nicht eingestehen, dass es nun bald für immer so sein wird. Tief atme ich die Luft ein, dessen Geruch von Zimtschnecken, Bananen und Keksen versüßt worden ist und fange gleich darauf an leicht zu lächeln. Sein Lieblingsessen. Oh Gott, wie ich ihn vermisse.

Mein Lächeln zerfällt in nur wenigen Sekunde, während ich merke, wie sich eine schwere Last auf meinem Herzen fallen lässt und sich vereinzelte Tränen in meinen Augen sammeln. Verdammt, es sind schon drei Jahre vergangen und er hat seine Augen immer noch nicht geöffnet. Ich würde alles dafür tun, um noch ein einziges Mal den Anblick seines lächelnden Gesichtes zu erblicken, niemand weiß, wie sehr ich mir das doch wünsche. Nicht einmal ich selbst bin mir dessen im Klaren.

Wann wird dieser Alptraum sein Ende finden? Wird er das?

Erschrocken schrecke ich auf, als das laute Klingeln meines Smartphones mich ruckartig aus den Gedanken reißt. Wer ist das jetzt? Ich habe meiner Familie und meinen Freunden ausdrücklich gesagt, dass ich heute Ruhe brauche und sie mich allein lassen sollen. Morgen werde ich den Tag mit ihnen verbringen, das dritte Jahr in Folge und auch wenn ich sie alle liebe, keiner kann das Gefühl ersetzen, was er mir gibt.

Niemand würde jemals Louis ersetzen können.

Demotiviert greife ich ohne weiteres nach meinem Handy und hebe ab, bevor ich mit einem genervten Seufzer durch meine Locken fahre. Louis hat meine Haare immer geliebt, es gab kein Tag, an dem er sie nicht berührt hatte und dabei erwähnen musste, dass sie sich wie Zuckerwatte anfühlten ,,Harry Styles", murmle ich müde ins Telefon, laufe dabei aber weiter in die Küche, um dort auf die vielen Leckereien zu treffen, welche ich gestern Abend gebacken habe, um wenigstens etwas schönes am Abend vor Heiligabend erleben zu dürfen, doch vielleicht war es auch nur ein dummer Fehler, denn da ich gestern erst spät ins Bett gegangen bin, kam ich nicht nur zu spät zur Arbeit, ich kämpfe schon den ganzen Tag über gegen meine Kopfschmerzen an. Möglicherweise liegt das aber auch an den Stress und die Sorgen, die mich seit dem Unfall von Louis begleiten.

,,Harry, komm schnell ins Krankenhaus! Es ist was schlimmes passiert und..und ich weiß einf-", in mir fangen alle Alarmglocken an zu läuten und ich sehe schon kommen, wie die Panik jede einzelne Faser meines Körpers mit einen Schlag umschlingt und sich in meinen Kopf Millionen von Fragen bilden, welche sehnsüchtig nach Antworten warten, vor denen ich eigentlich Angst habe. Doch das Gegenteil geschieht, in mir bildet sich eine ungewöhnliche Ruhe, die stumm gegen einen wirbelnden Sturm ankämpft. Meine Atmung verlangsamt sich bloß und meine Hände fangen leicht an zu schwitzen, nur ignoriere ich das gekonnt und umfass dafür eher meinen Hinterkopf mit einer Hand. Kurz schlucke ich, bevor ich meinen Kopf anfange zu schütteln.

,,Ich bin in zehn Minuten da."

Lüge, selbst, wenn ich mich beeilen würde und jegliche Verkehrsregeln missachten würde, wäre ich erst in 20 Minuten im Krankenhaus und das weiß ich so genau, weil es vor drei Jahren genau die gleiche Situation war. Ich war zu spät, zu spät, um ihn noch ein letztes Mal in die Augen schauen zu können, bevor er sie für mittlerweile drei Jahren geschlossen hat. Scheiße!

Adventskalender 2020 - Larry Stylinson ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt