Purge Night --- Yoonmin

Kapitel 24

Wo ich sein ganzes Leben gewesen war? Nun ja, zugegeben war ich, als er in meinem jetzigen Alter war, erst sieben. Und als ich noch mit meinen Autos gespielt habe, hatte er zum Spielen höchstwahrscheinlich schon längst seinen Schwanz entdeckt.

Dennoch lag ich nun unter ihm, kannte ihn erst seit wenigen Stunden, wusste doch eigentlich rein gar nichts über ihn und hatte mit ihm mein erstes Mal erlebt. In einer gottverdammten Purge Nacht. Nennt mich naiv aber ich war verknallt bis über beide Ohren.

Plötzlich erhob er sich einfach so ohne Vorwarnung und stieg aus dem Bett. Ich stützte mich auf meinen Ellbogen nach hinten ab und sah ihn mit großen Augen an.

Ich befürchtete in diesem Moment tatsächlich, dass er mich nun einfach allein lassen und zu den anderen gehen würde und gleich entstand in mir ein merkwürdiges mulmiges Gefühl. 

Er zog sich seine Boxershorts und seine Hose an und fuhr sich mit seiner Hand durch sein Haar ehe sein Blick auf mich fiel. Als er meinen Gesichtsausdruck sah, lächelte er. "Ich bin gleich wieder da", sagte er leise und lief durch die Tür, durch die ich das Schlafzimmer betreten hatte. In der Zeit verharrte ich reglos und kaute nervös auf meiner Unterlippe herum.

Sogleich kam er auch schon zu mir zurück. Er hatte ein Handtuch dabei und setzte sich zu mir auf die Bettkante. Dann fing er an, mich behutsam zu säubern und ich musste ein wenig schmunzeln. Ich sah dabei immer wieder scheu zu ihm auf und hin und wieder trafen sich unsere Blicke. 

Als er fertig war, ließ er das Handtuch auf den Boden fallen. Langsam setzte ich mich auf. "Danke", sagte ich leise und ohne ihn anzusehen.

"Ich danke dir auch", entgegnete er mir und sofort färbten sich meine Wangen rot. Ich biss mir verlegen in meine Unterlippe und senkte den Blick. 

"Hey", flüsterte er und ich sah zu ihm auf, "komm her." Er legte seine Hand an meine Wange und ich rückte zeitgleich näher an ihn heran. Suga beugte sich vor und küsste mich und ich war erneut dabei unter seiner Berührung dahinzuschmelzen. 

Dann löste er sich von mir, doch streichelte weiter meine Wange. "Ich muss gehen. Aber hier bist du in Sicherheit", sagte er. Zärtlich strich er durch mein Haar und ich schloss meine Augen. 

Er gab mir einen letzten Kuss, dann stand er auf. Er reichte mir meine Kleidung, wir zogen uns an und gemeinsam verließen wir das Schlafzimmer. Kurz bevor wir das Wohnzimmer betraten ergriff Suga meine Hand und mein Herz machte einen Sprung in meiner Brust.

Unsere Freunde saßen wie die Hühner auf der Stange da und starrten uns an. 

Suga rieb sich über seinen Hinterkopf. "Du solltest dein Bett neu beziehen bevor du schlafen gehst", meinte er an Brian gerichtet und ich wurde knallrot. 

"Suga... echt jetzt Mann?", erwiderte Brian und verzog gequält sein Gesicht.

Mein Mund klappte auf und ich wusste überhaupt nicht, was ich nun sagen sollte. Sollte ich überhaupt etwas sagen? Sollte ich irgendetwas tun? Letztendlich entschied ich mich dafür peinlich berührt meinen Kopf zu neigen, um die Blicke von Jungkook und Taehyung nicht sehen zu müssen.

"Also dann los", seufzte RM und Sugas Freunde standen auf, um sich ihre Sachen zu schnappen. In dem Moment zog Suga mich zurück in den Flur. Er drückte mich sachte gegen die Wand und sah mich an.

"Ich komme zu dir zurück", sagte er und ich holte tief Luft. Ich war so glücklich. Trotz allem, was ich erlebt hatte und was ich gesehen hatte, ergriffen mich herzzerreißende Glücksgefühle, über diese Worte.

Zaghaft hob ich meine Hand und streichelte über seine Wange. "Bitte bleib hier. Geh nicht wieder da raus. Bleib... einfach hier", bat ich ihn. Ich wollte nicht, dass er ging. Mich beschlich die Angst, dass er nicht mehr zurückkommen würde. Dass er dort draußen sterben würde. 

Suga schüttelte nur den Kopf. "Es sind doch genug Lions draußen. Warum musst auch du wieder da raus?", sagte ich, doch natürlich war mir klar, dass ihr Anführer sie nicht allein lassen würde.

"Das was ich vorhabe, hat nichts mit dem Lions Club zu tun", entgegnete Suga und ich sah ihn prüfend an, "ich plane das seit einem Jahr. Ich muss das tun, Prinzessin."

Fest presste ich meine Lippen aufeinander. "Was ist so wichtig, dass du da wieder raus willst? Was hast du vor, Suga?", fragte ich ihn leise.

"Das musst du nicht wissen", antwortete Suga und gerade als er mich küssen wollte, hämmerte es mit einem Mal an der Tür, sodass ich erschrocken zusammenfuhr. 

"A-alles klar... alles klar, Leute! Sind nur Freunde von mir, keine Panik, keine Panik!", hörten wir Brian in seiner gewohnt verpeilten Art rufen und unsere Aufmerksamkeit galt wieder nur uns beiden. Ich wollte nicht, dass er ging. Ich wollte die ganze Nacht in seinen Armen sein und mich geborgen fühlen. Ich wollte so gern...

Die wunderbare kurze Zweisamkeit wurde durch ein lautes Krachen und mehrere Schüsse zerrissen. Reflexartig hielt ich mir die Ohren zu und Suga stellte sich beschützend vor mich. 

"Das hast du nun davon du Arschloch! Ich habe dir gesagt, wenn ich meine Kohle nicht bald kriege, passiert was, oder?!", rief eine unbekannte Männerstimme und gleich darauf wurden erneute Schüsse abgegeben.

Vorsichtig lief Suga um die Ecke und ich folgte ihm leise. Jungkook und Taehyung hatten sich auf dem Boden vor dem Sofa versteckt und Sugas Freunde standen ebenfalls in Deckung hinter Stühlen und an den Wänden. Jin hielt sich einen Zeigefinder vor die Lippen und sah Suga an. Dieser nickte und nahm geschmeidig seine Kalaschnikow vom Couchtisch. 

Ich konnte in dem Gang zur Haustür sehen, dass Brian leblos auf dem Boden lag. Überall war Blut und ich hielt mir meine Hand vor den Mund, während ich Suga hinterherschlich und mich dann zu meinen Freunden auf den Boden hockte, die gleich ihre Arme um mich legten.

"Lasst uns mal sehen, was er so in seiner Wohnung hat", hörten wir jemanden sagen und gleich darauf betraten drei junge Männer das Wohnzimmer. Sie waren sichtlich erschrocken und hielten sofort inne, als sie zunächst Suga und dann die anderen in dem Raum erblickten.

"Scheiße, wer seid ihr denn!?", fragte einer von ihnen. 

"Eure Endstation für heute Nacht", entgegnete Suga und eröffnete ohne zu zögern das Feuer auf die drei.