Ich wusste nicht, wie oft ich seine Nummer inzwischen schon gewählt hatte, ich war wirklich wütend.
Als seine Mailbox erneut ansprang keifte ich in eben diese: "Verdammt, Marten. Ich habe den beschissenen Frauenarzttermin in fünfzehn Minuten, ich gehe jetzt alleine dahin!"Ich stopfte mein Handy in meine Tasche, schnappte meinen Autoschlüssel und beeilte mich, nach unten zu kommen. Ich würde es nicht mehr pünktlich schaffen, hatte schon viel zu lange darauf gewartet, dass Marten mich abholen kam.
Warum hatte ich überhaupt geglaubt, dass er daran denken würde? Ich war ziemlich enttäuscht, als sein Wagen auch vor meiner Haustür nirgends zu sehen war. Missmutig stieg ich in meinen schwarzen BMW, dank der Hormone war ich den Tränen nahe, trotzdem musste ich meinen Termin wahrnehmen und meine Enttäuschung aus meinen Gedanken verbannen.Fünfundzwanzig Minuten später saß ich, immerhin nur zehn Minuten zu spät, im Wartezimmer meiner Frauenärztin. In meinem Magen hatte sich ein flaues Gefühl breit gemacht, ich sollte mit Marten hier sein, aber er hatte sich noch immer nicht gemeldet.
Ich wusste nicht, ob ich mir Sorgen um ihn machen sollte, oder ob er einfach besoffen oder drauf in irgendeiner Ecke lag. Aber was ich wusste war, dass sich etwas ändern musste, wenn er ein guter Vater für unser Baby sein wollte.
Er konnte nicht einfach kommen und gehen, wann und wie er wollte, ein Kind war eine Verpflichtung, sowohl für den Vater, als auch für die Mutter und wenn er diese nicht wahrnehmen konnte, würde ich das Kind wohl alleine erziehen.
Natürlich klang das hart, aber ich wusste, wie beschissen es sich anfühlte, wenn der eigene Vater nie Zeit für einen hatte und sich auch keine nehmen wollte."Frau Meier?", ich zuckte zusammen, als die Sprechstundenhilfe mich aufrief. Ich griff nach meiner Tasche und folgte ihr, ich fühlte mich ziemlich elend, hatte gehofft, ab jetzt nur noch in Begleitung von Marten hier aufzutauchen, aber er war nicht hier und ich war auf mich allein gestellt.
Es hatte sich schön angefühlt, den Herzschlag meines Babys zu sehen und zu hören, es war schön gewesen, zu hören, dass es dem Kind mehr als gut ging. Aber all das hatte ich nicht genießen können, weil Marten mir gefehlt hatte.
Ich saß auf meinem Bett und blickte auf das kleine Bild hinab, welches ich heute bekommen hatte. Man konnte schon richtig die Gesichtszüge des kleinen Wesens sehen, mein Herz schlug höher, je länger ich das Bild ansah.
Inzwischen war das Baby so groß wie ein Apfel, auch mein Bauch war deutlich gewachsen, ich konnte meine Schwangerschaft nicht mehr leugnen und es fühlte sich gut an, zu wissen, dass man ein kleines Lebewesen in sich trug.
Trotzdem konnte ich mich in diesem Moment nicht wirklich freuen, weil ich all diese Dinge zusammen mit Marten erleben wollte.Als mein Handy, welches neben mir lag, klingelte und sein Name auf meinem Bildschirm auftauchte, wandelte sich meine Enttäuschung wieder in Wut und ich nahm den Anruf augenblicklich an.
"Wo warst du?", ließ ich Marten gar nicht erst zu Wort kommen, sofort stiegen mir die Tränen in die Augen und mein Hals schien sich zuzuschnüren.
"Emmi...", seine Stimme jagte eine Gänsehaut über meinen Rücken, aber ich ermahnte mich selbst, nicht weich zu werden. Er hatte wirklich etwas verbockt und das durfte er auch spüren.
"Es tut mir le-" - "Sag jetzt bloß nicht, dass es dir leid tut, Marten. Ich bin wirklich stinksauer, du hast es mir versprochen."Ich fühlte mich, als wäre der ganze Sauerstoff aus meinen Lungen gewichen, die ersten Tränen kullerten langsam meine Wangen hinunter.
"Was ist deine scheiß Erklärung dafür?", man hörte deutlich, dass ich weinte, aber es war mir egal. Ich wollte eine Erklärung für sein heutiges Fernbleiben und es musste eine verdammt gute sein, um mich wieder einigermaßen positiv zu stimmen."Ich... Es gab Stress aufm Kiez.", Marten klang, als würde es ihm wirklich leid tun, aber mein Puls beschleunigte sich auf 180.
"Ist das dein Ernst? Marten! Wir werden Eltern! Da kannst du nicht einfach mal eben auf den Kiez gehen! Wie sollst du deinem Sohn ein guter Vater sein, wenn dir der Kiez wichtiger ist?", ich vergrub mein Gesicht in meiner freien Hand, ich war es leid, über solche unsinnigen Dinge zu diskutieren. Marten musste erwachsen werden, ein Vorbild sein."Meinem Sohn?"
Ich sagte nichts, mein Herz setzte kurz aus. Die Frauenärztin hatte mir beim heutigen Termin endlich das Geschlecht unseres Kindes verraten. Wir würden einen kleinen Jungen bekommen und ich freute mich, konnte nun endlich Babysachen einkaufen gehen.
"Es ist ein Junge?", Marten klang jetzt aufgeregt, glücklich, es hörte sich an, als wäre er in einen anderen Raum gegangen, denn die Stimmen die ich vorhin im Hintergrund gehört hatte, verstummten."Ja, es ist ein Junge.", ich krampfte meine Hand zu einer Faust zusammen, irgendwie lenkte mich der Schmerz, der entstand als meine Fingernägel in mein Fleisch bohrten, von all meinen anderen Gefühlen ab.
"Emmi! Wir bekommen einen Jungen! In ein paar Jahren kann ich mit ihm Fußball spielen und ihm vielleicht das Boxen beibringen!", Marten war euphorisch, mein Herz erwärmte sich bei der Vorstellung daran, meine beiden liebsten Männer fußballspielend im Garten zu sehen.
"Ja... Kannst du.", war jedoch das Einzige, was ich hervorbrachte, denn meine Enttäuschung war nach wie vor noch da.Es entstand eine kurze Stille, in denen ich seinen Atemzüge lauschte und dabei merkte, wie ich weich wurde.
"Kannst du vorbeikommen?", die Worte verließen meinen Mund schneller, als ich darüber nachgedacht hatte, aber es war das was ich wollte.
Ich wollte Marten sehen, ihm das Bild unseres kleinen Jungen zeigen, ihn die kleinen Tritte spüren lassen, die ich jetzt immer öfter fühlte. Ich wollte in Martens Nähe sein, seinen Geruch inhalieren, seine Arme um mich spüren.Ich liebte Marten noch immer und hoffte, dass er sich anstrengen würde, ein guter Vater zu sein, denn ich wollte mit ihm an meiner Seite für das Baby da sein, wollte alles mit ihm zusammen erleben.
"Gib mir fünf Minuten, Emmi."
Ich wollte gerade auflegen, als ich seine Stimme noch einmal vernahm: "Fuck, Johnny, es ist ein Junge!"
Dann ertönte das Tuten in der Leitung und ich schüttelte leicht schmunzelnd den Kopf.
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Love Me Again | Marten
FanfictionEs war bereits fünf Jahre her, dass ich ihn das letzte Mal gesehen, gespürt hatte, fünf Jahre war es her, dass ich von jetzt auf gleich abgehauen war, ihn zurückgelassen hatte, weil ich zu feige war, mich dieser Situation zu stellen. Fünf Jahre, in...