Kapitel 5

2.8K 88 13
                                    

"Marten...", meine Stimme klang gebrochen, ich versuchte ihn zu unterbrechen.
Er führte seine Tirade fort.
"Marten!", er stoppte in seiner Bewegung und seinem Monolog, ließ seinen Blick zu mir wandern.
Erst jetzt schien er zu bemerken, dass mir die Tränen in Scharen die Wangen hinabflossen.
Sein wütender Blick wurde weicher, fast schon mitfühlend.
"Emmi...", seine Schultern sanken, wie oft hatte ich diese Namen aus seinem Mund gehört, wie oft war ich dahingeschmolzen, wenn er mich so genannt hatte.
Er kam auf mich zu, kniete sich vor mich, sodass wir wieder auf Augenhöhe waren.
Seine Nähe setzte mir zu, mein Herz fing an, unaufhörlich schnell zu klopfen.
Seine blauen Augen sahen in meine, trotz meiner von Tränen verschleierten Sicht erkannte ich den Glanz in ihnen.
Vorsichtig legte Marten seine Hände auf meinen nackten Oberschenkeln ab. Sofort fingen diese Stellen an, wie Feuer zu brennen.
"Ich wollte nicht so ausrasten.", er strich mit seinem Daumen meine Haut auf und ab. Die Berührung fühlte sich viel zu vertraut an, fast so, als hätte ich sie vermisst.
"Du hast ja Recht.", meine rechte Hand legte sich wie von selbst auf seine. Mich durchfuhr ein Blitz, niemand hatte jemals so eine Wirkung auf mich gehabt, wie Marten.
Er sagte nichts, sah mich weiterhin nur an.
"Ich kann gar nicht oft genug sagen, wie leid es mir tut. Ich hab' damals alles dafür getan, diese Ausbildung zu machen. Auch wenn das bedeutet hat, dich zu verraten."
Jetzt, wo ich diese Worte aussprach, kam ich mir so unsäglich dumm vor. Auch die Situation, in der wir uns gerade befanden war absurd. Eigentlich musste er mich hassen, wegen mir war er fast drei Jahre eingesessen. Er hatte drei Jahre seines Lebens verpasst, wenn nicht sogar verschwendet.
"Ich hab' jeden Tag, den ich dadrin verbracht habe, an dich gedacht und mich dafür gehasst, aber du warst immer hier drin, egal wie viel Scheiße du gebaut hast.", er zeigte mit seiner freien Hand auf die Stelle, an der sich sein Herz befand.
Alle Anspannung wich aus meinem Körper, ich hatte das Bedürfnis, ihn zu umarmen. Entgegen meines schlechten Gewissens und meinem gewissen Respekt vor Marten schlang ich einfach meine Arme um seinen Nacken, er taumelte kurz, richtete sich dann aber auf, zog mich mit sich nach oben und schlang ebenso seine Arme um mich.
Ich musste auf meinen Zehenspitzen stehen, um diese Umarmung zu halten, aber sie fühlte sich so gut an.
Sein Duft stieg mir in die Nase, seine starken Arme hielten mich einfach nur fest.
Ich löste mich nach einiger Zeit ein Stück aus der Umarmung, nur um ihm in die wunderschönen Augen zu sehen.
Auch Marten erwiderte den Blick, wir sahen uns kurze Augenblicke einfach nur in die Augen.
Meine Ohren rauschten, er hatte schon immer diese aphrodisierende Wirkung auf mich gehabt.
Seine Lippen zogen mich wie magisch an, doch war es der richtige Moment, ihm jetzt so nah zu kommen?
"Denk nicht so viel nach, Emmi.", ein Schmunzeln breitete sich auf seinen geschwungenen Lippen aus, ehe er diese verlangend auf meine presste.
In mir schien etwas zu explodieren, mein ganzer Körper kribbelte bei diesem Kuss, alles in mir schrie nach ihm, nach Marten.
Ich erwiderte den Kuss, spürte seine Hände an meinem Hintern, ehe er mich leichthin hochhob, ich schlang meine Beine um seine Mitte.
Ein tiefes Knurren entwich ihm, als ich meine Mitte an seine presste.
Nach all dieser Zeit war ich immernoch so verrückt nach ihm, trotz unserer Differenzen konnte ich die Finger nicht von ihm lassen.

Marten ging mit mir auf mein Bett zu, ehe er mich auf dieses fallen ließ.
Seine Augen, die einen dunklen Ton angenommen hatten, trafen auf meine. Ein Grinsen schlich sich auf sein Gesicht, er ließ seinen Blick über meinen Körper wandern.
Ich griff nach dem Stoff seines Hoodies, um ihm diesen über den Kopf zu ziehen, mein Atem stockte, als ich seine volltätowierte Brust zu Gesicht bekam.
"Wow, da ist aber einiges dazu gekommen.", ich biss mir auf die Lippe, konnte dieser Mann noch heißer werden?
Er grinste: "Ein oder zwei Tattoos."
Dann beugte sich Marten zu mir nach unten, um heiße Küsse auf meinem Hals zu verteilen. Ich krallte meine Finger in seinen Rücken, schloss genießerisch meine Augen.
Marten löste sich kurz von mir, um mir mein, beziehungsweise eigentlich sein, Shirt auszuziehen. Ich trug darunter nur noch meinen Slip. Er leckte sich über die Lippen, als ich so vor ihm lag.
"Verdammt, du bist noch schöner geworden.", seine Lippen fanden wieder ihren Weg auf meine Haut, er hinterließ eine Spur aus Küssen von meinem Hals, über mein Dekolleté, hinab zu meinen Brüsten.
Ein Keuchen entkam meinen Lippen, wie lange hatte ich solche Berührungen nicht mehr gespürt?
Wieder verfingen wir uns in einer hoffnungslosen Knutscherei, wie man sie sonst nur von Teenies kannte. Ich spürte Martens Erregung deutlich zwischen meinen Beinen, als er sich fordernd gegen mich presste.

Mit schnellem Herzklopfen und außer Atem lag ich später in dieser Nacht in seinen Armen. Er fuhr sich durch das verschwitzte Haar.
"Wie konnte ich all die Jahre ohne diesen Sex überleben?", er zog mich noch näher zu sich, um mit seinem Daumen kleine Kreise auf meine nackte Haut zu malen.
Ich lächelte zufrieden vor mich hin, ich hatte ihn wirklich vermisst, mit seinem Herzschlag in meinen Ohren und meinem Kopf auf seiner Brust driftete ich in einen ruhigen Schlaf ab.

Am Morgen danach öffnete ich meine Augen, geblendet von der Sonne schloss ich sie jedoch schnell wieder.
Meine Finger tasteten nach Marten, verwirrt richtete ich mich auf.
Ich sah mich in meiner kleinen Wohnung um, mein Herz zog sich zusammen.
Er war gegangen, seine Kleidung lag nicht mehr im Raum, nur noch sein. Duft lag in der Luft.
Ich ließ mich in die Kissen zurückfallen, ein mulmiges Gefühl ergriff mich, ich hätte es besser wissen müssen.
Natürlich verzieh er mir nicht von jetzt auf gleich alle meine Taten, war das vielleicht seine Rache? Mir eine Nacht mit ihm zu schenken und dann abhauen, wie ich es damals getan hatte?
Es hatte sich viel zu gut angefühlt, ihm wieder nahe zu sein, wir hatten stundenlang, mehrmals miteinander geschlafen, es war, als spürte ich seine Hände noch immer auf mir.
Doch er war nicht mehr hier und das versetzte meinem Herz einen größeren Dämpfer, als es sollte.

Love Me Again | MartenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt