"Okay, Hyunjin, erzähl uns bitte, was in deiner Kindheit passiert war", bat mich Ms Kang in der Gruppentherapie. Ich atmete tief durch und sah zu Jeongin, der mich sanft anlächelte.
"Meine Mutter ist bei meiner Geburt gestorben. Und mein Vater macht mich dafür verantwortlich. Seit ich mich erinnern kann, schlägt er mich und schreit mich an", fing ich an. Ms Kang notierte sich etwas und sah mich dann an.
"Was für Emotionen empfindest du dabei? Denkst du, dein Vater hat das Recht, dich zu schlagen?", fragte Ms Kang.
"Es tut weh. Ich bin traurig, wütend und einerseits fühle ich rein gar nichts", sagte ich.
"Wenn du wütend bist. Bist du dann wütend auf dich selbst oder auf dein Vater?", fragte Ms Kang weiter.
"Beides", antwortete ich wahrheitsgemäß. Ms Kang nickte und schrieb nochmals etwas auf.
"Was tust du dann, wenn du merkst, dass du wütend bist? Oder angespannt bist?", fragte die Therapeutin.
"Meistens verletze ich mich selbst. Ich mag es vor allem total gerne, mein eigenes Blut zu sehen, wenn ich mich schneide." Es triggerte mich, darüber zu reden. Ich fühlte die Anspannung. Es war richtig unangenehm. Ich bohrte mir die Fingernägel in die Handflächen.
Meine Mitpatienten bemerkten es, da sie mich besorgt ansahen.
"Hyunjin?"
Ich sah auf. Ms Kang musterte mich eindringlich.
"Gehts dir gut?", fragte sie mich. Sofort schüttelte ich den Kopf. Ich fühlte mich leer und die Anspannung wuchs. Ich wusste nicht einmal, woher das kam; es machte mich fertig. Wieso war das so?
"Ich halte das nicht mehr aus, ich kann damit nicht mehr leben. Ich will einfach nur sterben", schluchzte ich und die Tränen nahmen mir die Sicht. Mein Impuls war es zu schreien und das tat ich auch.
Ich bemerkte, dass mir jemand eine Hand auf die Schulter legte und sie leicht drückte.
"Okay, Hyunjin, bitte versuche, gleichmäßig zu atmen. Nimm tiefe Atemzüge", sagte Ms Kang. Ich versuchte es. Mein Puls beruhigte sich etwas.Nun war Mittagspause. Mal wieder aß ich fast nichts. Jeder musterte mich besorgt, aber ich winkte jedes Mal ab, wenn sie mich fragten, wie es mir ginge. Ich wollte jetzt nicht nochmals reden müssen. Also blieb ich still, während sich die anderen unterhielten. Sie sprachen nicht wirklich um persönliche Dinge. Ich hörte nur mit halben Ohr zu.
In mir herrschte völlige Leere. Ich stocherte in meinem Essen herum. Und diese völlige Leere wandelte sich in Anspannung um. Ich hasste es.
Ich versteckte meine linke Hand unter dem Tisch und machte eine Faust. Die Fingernägel bohrten sich in meine Handfläche. Es brachte nicht viel, aber wenigstens besser als nichts.
"Ich muss auf Toilette", sagte ich reflexartig und stand sofort auf, sodass keiner etwas sagen konnte.
Ich starrte in den Spiegel und musterte mich darin. Meine Hände umfassten krampfhaft das Waschbecken. Ich spürte Ärger, Wut und Hass in mir. Ich hasste meinen Vater, und auch mich selbst. Ich hasste meine Mitschüler in der Schule. Ich war wütend auf mich und auf mein Vater. Appa war daran schuld, wie es mir jetzt ging. Alles war seine Schuld.
Ich schrie und schlug um mich. Das dauerte ungefähr eine Viertelstunde. Anschließend setzte ich mich hin, zog meine Beine an meinem Körper und legte den Kopf auf meine Knie. Mit den Armen umschlang ich meine Beine. Stumm weinte ich.
Ich wusste nicht, wie lange ich hier saß. Auf jeden Fall wurde irgendwann die Tür geöffnet. Und jemand kaum auf mich zu und kniete sich neben mich.
"Hyung."
Es war Jeongin. Vorsichtig strich er mir durch die Haare.
"Deine Hände sind blutig. Ich mach mir Sorgen. Das machen wir alle. Wir haben alle paar Probleme, du bist nicht alleine", sprach Jeongin weiter. Langsam hob ich meinen Kopf. Jeongin sah mich ernst an. Er war jünger als ich, verhielt sich aber erwachsener. Ich war neidisch auf ihn.
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Save Me
Fanfiction// Meine Name ist Hwang Hyunjin, und bin von zu Hause weggelaufen. Ich halte es zu Hause nicht mehr aus. \\ ••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••• Nach einem Suizidversuch wurde Hyunjin in eine Klinik eingeliefert. Dor...