Die erste Aufgabe

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"Ich bin gleich fertig, dann können wir..." im Satz drehte ich mich um und stockte.

Alexander stand in meinem Zimmer, die Tür war geöffnet und das war mir ganz recht.

"Was willst du denn hier?" fragte ich etwas schnippisch, da mir immer noch seine Reaktionen von gestern Abend im Kopf schwebten.

"Ich will mit dir reden..." begann Alex. "Ich aber nicht mit dir!" machte ich deutlich. "Annabell hör zu... du hast gestern echt Mist gebaut..." begann er erneut. "Alex hör auf damit... du bist nicht mein Bruder und für Victor ist diese Sache bereits abgehakt. Also warum muss du weiterhin darauf rumreiten?" Ich wurde wieder wütend... was sollte das?

"Du kannst doch nicht einfach mit nem fremden Schüler den ganzen Tag verschwinden und dann denken das alles ok ist!" Ich merkte das auch er wütend wurde. "Bitte? Was geht dich das überhaupt an? Ich kann mit wem und wann und wie lange ich will wohin gehen wo ich will! Begreif das endlich! Und jetzt lass mich in Ruhe!" Während wir diese paar Worte gewechselt hatten, waren wir im Kreis gelaufen, sodass Alex nun in meinem Zimmer stand und ich bei der immer noch offenen Tür.

"Annabell... sei doch vernünftig... dieser... Typ... er... du wirst ihn in ein paar Monaten sowieso nie wieder sehen, wenn wir wieder nach Hause fahren... also warum willst du dich überhaupt mit ihm anfreunden?" Ich konnte kaum glauben, was ich da hörte.

"Du hast schon zugehört, als Karkaroff erklärt hat, dass wir mit den Schülern der anderen Schulen Freundschaften knüpfen sollen?" warf ich ihm an den Kopf. "Und woher willst du denn wissen, ob ich wieder mit zurück komme?" schmiss ich noch hinterher.

Er blickte mich geschockt an. "WAS? Was soll das denn heißen? Was redest du da, natürlich kommst du wieder mit nach Hause!!!" "NEIN! Das werde ich nicht! Ich werde hier bleiben!" schmetterte ich ihm entgegen. Ich spürte eine Hand auf meinem Rücken und war froh Draco hinter mir zu erblicken.

Auch Alex hatte ihn natürlich entdeckt. "DU! Du hast ihr diesen Floh ins Ohr gesetzt! Ich mache dich fertig!" brüllte er auf einmal Draco an. Dieser wusste gar nicht wirklich was los war, doch als er Alex mit erhobenem Zauberstab auf uns zu kommen sah, zückte er wiederum seinen und stellte sich schützend vor mich. Dabei galt die Wut nicht mir, sondern ihm selbst.

"Alex mir hat keiner einen Floh ins Ohr gesetzt! ICH habe alleine entschieden, dass ich hier bleiben werde! Und daran wirst du bestimmt nichts ändern!" Ich musste verhindern, dass die beiden anfingen sich gegenseitig Flüche auf den Hals zu jagen. Ich wusste selbst nicht einmal, warum ich sagte, dass ich hier bleiben will. War das so?

"Hätte er sich dir nicht so an den Hals geworfen, dann würdest du nicht so reden! Dieser miese..." stänkerte Alex weiter. "Ich habe mich niemandem an den Hals geworfen! Ich war einfach für sie da, als sie jemanden brauchte!" stellte Draco klar. Alex sah kurz verwirrt zu mir. Auch gestern Abend hatte er schon nicht verstanden, dass es mir nicht gut ging in der letzten Zeit.

"Alex geh! Lass mich und vor allem lass Draco in Ruhe!" versuchte ich die ganze Situation zu beenden. Doch Alex schüttelte den Kopf und ging wieder auf Draco zu. 

Plötzlich ertönte ein lautes "ALEX!" und wir alle fuhren herum, als Victor zu hören war. "Was ist in dich gefahren?" fragte er Alex. "Hör sie doch reden Vic! Sie will hierbleiben... bei diesem... Weichling!" "Es ist ihre Entscheidung Alex und das weißt du! Ich habe dich gebeten, dich zurück zu halten, denn du kennst meine Meinung!"

Welche Meinung? Wozu?

Alex sträubte sich merklich, doch stürmte dann wutentbrannt aus meinem Zimmer an uns vorbei. Jedoch nicht, ohne Draco im Vorbeigehen mit Wucht gegen die Schulter zu stoßen.

Was bei Merlins Bart war das denn? Ich konnte mir einfach keinen Reim daraus machen. Bevor ich Victor fragen konnte, nickte er uns nur kurz zu und verschwand hinter Alex. Sicher wollte er noch einmal mit ihm sprechen.

Draco drehte sich zu mir. "Alles ok?" Ich nickte und tatsächlich war alles ok, seit er sich zu mir gestellt hatte. Ich lächelte ihn an und umarmte ihn. Er erwiderte die Umarmung und flüsterte mir zu: "Und was haben wir heute vor?" Ich löste mich nicht so gerne wieder von ihm. "Meinst du es wäre möglich, dass wir mit unseren Besen einen Ausflug machen?" Er staunte nicht schlecht. "Ähm... ja klar! Auf jeden Fall! Du... du fliegst gerne?" fragte er etwas verdattert. "Heyy... ich bin als Schwester von Victor Krum aufgewachsen... DEM Victor Krum!" Wir mussten beide herzlich lachen. Wir holten unsere Jacken und unsere Besen und machten uns auf den Weg nach draußen.

Wir flogen über Hogwarts und machte immer wieder kleine Wettflüge, die mal Draco und mal ich gewannen. Nach einiger Zeit landeten wir auf dem Quidditchfeld und machten uns etwas unterkühlt auf in die Große Halle. Am Slytherintisch angekommen, tauchte wie aus dem Nichts eine Karaffe mit heißem Kakao auf, den wir dankbar tranken.

Auf einmal kam dieser nett aussehende Junge auf uns zu, der erste Champion für Hogwarts. Ich meinte mich zu erinnern, dass sein Name Diggory war.

"Ähm, hi Annabell, richtig?" fragte er mich. Ich nickte verlegen. "was willst du Diggory?" schnauzte Draco ihn sofort an.

"Keine Angst Malfoy! Ich möchte Annabell nur eine Nachricht für Krum geben." versicherte Diggory mit erhobenen, abwehrenden Händen. "Könntest du deinem Bruder sagen, dass... naja... dass die erste Aufgabe mit... " er blickte sich um und flüsterte weiter: "... mit Drachen zu tun hat?" Meine Augen weiteten sich und ich nickte nur. "Woher hast du die Info?" fragte Malfoy skeptisch nach. Diggory beugte sich näher zu uns und flüsterte wieder: "Von Potter und er hats wohl selbst gesehen, als er mit unserem Wildhüter unterwegs war." Ohne ein weiteres Wort ging Diggory wieder.

"Glaubst du, dass es wahr ist?" fragte ich Draco etwas unsicher. "Normalerweise werden die Infos doch nicht weitergegeben oder?" "Ich weiß nicht, ich traue Potter nicht.... noch weniger, seit sein Name aus dem Feuerkelch kam! Aber wir sollten es deinem Bruder trotzdem sagen. Dann kann er sich auf alles einstellen." Die Idee fand ich gut und so machten wir uns auf die Suche nach meinem Bruder.

In der Bibliothek fanden wir ihn. Ich erkannte sofort, dass er dieses Mal nicht zum Lernen her gekommen war, denn das Buch in seiner Hand war falsch herum und er beobachtete ein Mädchen in einer Ecke sehr intensiv.

"Victor? Können wir dich kurz stören?" flüsterte ich ihm von hinten ins Ohr. Erschrocken zuckte er zusammen und fuhr herum. "Annabell! Ähm... ja... natürlich, was ist los?" 

Wir berichteten ihm kurz von der Nachricht von Diggory. "Ja, dass weiß ich bereits. Karkaroff hat es selbst gesehen und mir berichtet. Ich habe auch schon einen Plan!"

Mich beruhigten seine Worte etwas, denn obwohl ich sehr stolz auf ihn war, war mir bei der Sache mit diesem Turnier nicht ganz wohl.

Als der neue Tag anbrach, war es soweit: die erste Aufgabe würde beginnen.

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