Neue Erkenntnis

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                                                           Draco

Annabell und ich bahnten uns einen Weg vom Eingang zu einer ruhigeren Ecke am Kamin. Wir setzten uns und beobachteten die anderen. Es war zwar keine Feier für einen Champion aus unserer Schule, aber dennoch sollten sich auch unsere Gäste hier wohl fühlen. Und da die Schüler aus Durmstrang mit uns sehr verbunden waren, war diese Feier eine Selbstverständlichkeit.

Ich schaute mich immer mal wieder im Raum um, jedoch bleiben meine Augen immer wieder an Annabell hängen. Ich musste bei dem Gedanken, dass sie mir vorhin fast die Hand zerquetscht hatte, schmunzeln. So zart und doch so stark!

Aus einer Ecke im Raum ertönte auf einmal laut Musik und viele begannen zu tanzen. Ich überlegte kurz, ob ich Annabell fragen sollte, ob sie auch tanzen möchte, doch leider kam mir jemand zuvor.

Zabini stellte sich vor Annabell und fragte sie, ob sie tanzen wolle. Sofort verfinsterte sich mein Blick. Idiot, dachte ich und konnte nicht verhindern, dass sich meine Fäuste ballten.

Ich merkte dabei nicht einmal, dass Annabell mich fragend ansah. Nach kurzem, von mir nicht bemerktem Zögern, nickte sie und ging mit ihm in die Raummitte. Zabini warf mir einen Blick zu, der mich zum Kochen brachte. Erlies seine Augenbrauen auf und ab wippen und folgte Annabell. 

Verdammt! Dieser Idiot! Ich bin ein Idiot... warum hab ich nicht gleich gefragt...

Ich blickte von meinen Schuhe hoch und beobachtete Annabell. Zunächst wirkte sie alleine mit Zabini etwas unsicher. Doch als sich Greengrass zu den beiden dazugesellte, schien sie sich zu entspannen und tanzte ausgelassen.

Sie tanzt wirklich gut... dachte ich. Das nächste ebenfalls rockige Lied begann und Annabell konzentrierte sich zu meiner Freude beim Tanzen nun eher auf Greengrass als auf Zabini.

Sie ist wirklich wunderschön, schoss es mir durch den Kopf.


                                                                             Annabell

Ich war froh, dass dieses nette Mädchen zu uns gekommen war. Ich hatte gehofft, Draco würde sagen, dass er mit mir tanzen möchte und ich nicht mit diesem Zabini gehen müsste... doch er schien mich in diesem Moment gar nicht wahr zu nehmen.

So konzentrierte ich mich jetzt auf das Mädchen und versuchte Zabini auszublenden. Das zweite Lied war wirklich sehr gut, ein bisschen rockiger und es machte wirklich Spaß. Dann wurden die Klänge auf einmal etwas ruhiger und ein langsames Lied begann. Das Mädchen lächelte mich freundlich an und drehte sich zu einem Jungen um. Die beiden begannen Arm in Arm zu tanzen. 

Ich wollte gerade wieder von der Tanzfläche runter gehen, da schlossen sich sanft zwei Arme von hinten um mich. "Nicht weg gehen." flüsterte mir die Person ins Ohr und ich wusste, dass er es nicht zweimal sagen musste.

Ich drehte mich langsam um und blickte in Dracos Augen. Etwas schüchtern lächelte ich ihn an und legte meine Hände auf seinen Oberkörper. Er schloss mich weiter in seinen Armen ein und legte seine Hände vorsichtig auf meinen unteren Rücken.

Wir bewegten uns langsam zur Musik hin und her und ich musste ihm einfach die ganze Zeit in die Augen schauen. Diese graublauen Augen. Sie leuchteten und ich verlor mich in ihnen.

Wir schienen nur noch alleine in diesem Raum zu sein. 

Plötzlich spürte ich eine Hand grob auf meiner Schulter und jemand riss mich aus Dracos Armen. Als ich mich umblickte, erkannte ich Alex. 

"Was soll das?" fragte ich erschrocken, doch Alex reagierte nicht auf meine Frage, sondern zeigte mit dem Finger auf Draco. "Nimm deine Finger von ihr!" schoss er ihm bedrohlich entgegen. Dracos Blick verfinsterte sich augenblicklich. "Das hast du nicht zu entscheiden!" entgegneter er Alex ganz ruhig, aber mit großer Wut in der Stimme.

Victor stellte sich neben mich und legte Alex die Hand auf die Schulter. Er drehte sich um und blickte wütend, aber auch verzweifelt und verletzt zu Victor und dann zu mir, bevor er in ihren Schlafsaal stürmte.

"Annabell... wir müssen reden." meinte Victor. "Ich nickte, und ging noch einmal zu Draco. "Es tut mir leid. Ich weiß nicht, was mit Alex los ist." entschuldigte ich mich bei ihm. Er schloss mich in seine Arme. "Entschuldige dich nicht immer!" lächelnd blickte er mir wieder in die Augen und ich wollte nur schmelzen. "Victor möchte noch mit mir reden. Sehen wir uns nachher noch?" fragte ich erwartungsvoll. "Ja! Auf jeden Fall! Ich warte in meinem Zimmer." antwortete Draco, lächelte mich an und...

... gab mir einen kleinen Kuss auf die Wange.

Mit geröteten Wangen lief ich meinem Bruder nach. Er ging aus dem Gemeinschaftsraum heraus und wir setzten uns in eine kleine Nische, um ungestört zu sein.

"Fühlst du dich wohl hier?" fragte Victor nach einer Weile. Ich war etwas erstaunt über seine Frage und wusste nicht so recht, was er von mir wollte.

"Ähm... ja... ja ich denke schon..." entgegnete ich ihm. "Fühlst du dich wohler als zu Hause?" fragte er weiter. Was sollte das heißen? "Was meinst du mit zu Hause? Meinst du unser zu Hause oder meinst du Durmstrang?" forschte ich nach. "Ich meine... ich meine Durmstrang..." erläuterte er seine Frage. 

"Ich denke ich fühle mich gleich wohl. Ich war länger im Institut, als ich nun hier bin, aber... es gefällt mir beides... bisher!" sagte ich etwas unsicher, aber dennoch entschlossen. "Und möchtest du ... hier bleiben?" bohrte Victor weiter. 

Ich war etwas geschockt, über seine Frage. Aber nur, weil ich die Antwort selbst nicht kannte. "Also... ich meine wir sind ja noch fast das ganze Schuljahr hier, aber... naja..." Ich druckste herum. Victor merkte es auch.

"Annabell.... Vater hat mir geschrieben und von deinem Brief berichtet. Er sagte, dass du deine Mutter suchen und sie sehen möchtest." Ich nickte nur stumm. "Und ich denke... ich denke, dass solltest du auch tun! Ich finde es richtig, denn sie hat dich nicht weggegeben, weil sie dich nicht mehr wollte. Sie hat dich weggegeben, um dich zu schützen!" Ich blickte ihn erstaunt an. Ich hatte erwartet, er würde mir das ganze versuchen auszureden, mich irgendwie von meinem Plan abzuhalten. Doch er war dafür!

"Ich danke dir Victor!" sagte ich nur und umarmte ihn fest. Er erwiderte meine Umarmung und schob mich sanft wieder von sich. "Versprich mir bitte nur eins: Pass auf dich auf! Immer!" "Das werde ich und... ich glaube das mir Draco helfen möchte..." fügte ich noch leise hinzu.

"Draco ist ein guter Mensch, auch wenn viele dies nicht sehen... sehen wollen... wegen seiner Familie. Aber wenn er dir hilft, dann bin ich mir sicher, dass du erfolgreich und sicher sein wirst." schmunzelte Victor.

Ich lächelte ihn etwas verlegen an. Doch dann viel mir ein, dass mir noch etwas wichtiges auf dem Herzen lag.

"Victor, eine Sache noch... Bitte... erklär mir was mit Alex los ist." Victor sah mich etwas gequält an. "Muss das heute noch sein?" fragte er etwas ausweichend. "Ja!" beharrte ich," Er verhält sich unmöglich in meiner Gegenwart!" 

"Weißt du Annabell... er... er mag dich sehr... und Alex hat, wie du weißt, einen sehr starken Charakter. Ich denke es verletzt ihn, dass ... dass er bei dir keine Chancen zu haben scheint..." versuchte Victor zu erklären. Mir klappte der Mund auf. "Oh..." brachte ich nur heraus. Das würde einiges erklären, dachte ich.

"Mach dir keine Sorgen. Ich werde mit ihm sprechen! Er muss es sich einfach eingestehen! Und jetzt, wo ich weiß, dass du deine Mutter suchen möchtest und vielleicht sogar hier bleiben willst, kann ich mit ihm deutlicher sprechen!" versicherte mir Victor.

Ich nickte. Victor nahm mich noch einmal fest in den Arm und gemeinsam gingen wir zurück zum Gemeinschaftsraum der Slytherin.

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