𝙰𝙳𝚅𝙴𝙽𝚃𝚂𝙺𝙰𝙻𝙴𝙽𝙳𝙴𝚁 𝟸𝟶𝟸𝟶 𝙿𝚎𝚛𝚌𝚢 𝙹𝚊𝚌𝚔𝚜𝚘𝚗

12. Dezember: unstoppable

Ihre Finger zwiebelten von der Kälte und sie ballte sie in der Jackentasche zu Fäusten. Gelegentlich eilten ein paar Passanten an ihr vorbei, aber niemand schenkte ihr Beachtung. Niemand konnte ahnen, dass die unscheinbare Zwanzigjährige mit Ohrstöpeln und einem beigen Wintermantel die Prätorin der 12. Legion Fultima war. Reyna atmete die kalte Luft ein und schloss ihre Augen halb. Sie hatte lange nicht mehr Zeit zum Durchatmen gehabt. In ihren Ohren sang Bastille "These are the things, the things we lost, the things we lost in the fire, fire, fire!"
Sie übernahm jeden Tag aufs neue furchtbar viel Verantwortung. Sie musste eine ganze Legion zum Sieg führen. Im Krieg hatte man nicht viel Zeit, nachzudenken. Da tat man einfach das, was man für richtig hielt. Doch egal wie stark man in der Schlacht ist, irgendwann brechen sogar die stärksten zusammen. Reyna starrte auf ihre Hände. Wer war sie? War sie nicht auch nur ein Mensch unter tausend anderen? Sie saß hier, auf einer Parkbank im Central Park und hörte Musik. In diesem Moment kamen ihr die Kriege unrealistisch vor, wie ein Traum, den sie geträumt hatte. Sie schob den Jackenärmel hoch und musterte ihre Tätowierung.
In diesem Moment wechselte das Lied in ihren Ohren zu "Unstoppable" von Sia. Plötzlich wurde sie von einer seltsamen Entschlossenheit gefasst. Sie stand auf und lief in Richtung "Columbus circle Subway Station". Auch wenn sie manchmal strauchelte und fiel, nicht mehr wusste, wer sie war, in den wirklich wichtigen Momenten wusste sie es wieder. Sie war Reyna Avila Ramirez-Arellano. Sie identifizierte sich nicht durch ihr Volk oder ihre Position. Sie identifizierte sich auch nicht durch ihre Mutter, die Kriegsgöttin Bellona. Sie identifizierte sich durch ihre Taten und durch alles, was sie geleistet hatte. Egal wie hart es gewesen war, am Ende war sie aus allem gestärkt hervorgegangen. Jetzt war sie unaufhaltsam.