18. Dezember: Frazel

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Ich lugte hinter dem Stand hevor und beobachtete die beiden kleinen Kinder, wie sie lachend durch die Beine der Menschen huschten.
Ich folgte ihnen, doch plötzlich war der Junge verschwunden. Das Mädchen stampfte wütend mit dem Fuß auf und schaute in den Himmel.
"Sammy!", rief sie wütend. Sie folgte mit den Augen einer Taube, wie sie über die Dächer flog und sich auf einem Stand in der Nähe niederlies, der gebrannte Mandeln verkaufte.

"Das ist unfair!", brüllte die Kleine mit einer ungewöhnlich kräftigen Stimme, doch die Menschen um sie herum warfen ihr nur flüchtige Blicke zu.
Die Taube flog hinter den nächsten Stand, hinter dem gleich darauf wieder der Bruder des Mädchens hervorrannte.
Er wuschelte ihr durch die schwarzen Locken und hüpfte die Straße entlang, das Mädchen lief hinter ihm.

Der Junge schaute nach hinten und passte nicht auf, schon war er in einen Mann hineingerannt. Einen Augenblick hatte ich Angst, er würde hinfallen, doch der Mann fing ihn auf, lachte und hob ihn hoch.
Es war Frank.
In meinen Augen sammelten sich die Tränen und ich schwebte etwas näher heran. Vor Frank kam ich zum Stehen und sah zu, wie er auch das Mädchen auf den Arm nahm. Ich konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten.

Vor mir standen schließlich meine Kinder, die ich nie kennengelernt hatte und mein Mann, den ich viel zu früh verlassen hatte.
Ein Schluchtzer verließ meinen Mund. Ich schwebte nicht etwas näher an sie heran. "Dad, mir ist kalt.", beschwerte sich das Mädchen, auch Frank schaute sich unbehaglich um.
Ich ließ einen Diamanten aus dem Boden wachsen, direkt vor Sammys Füßen.
Er schaute verwundert auf.
"Emilia, warst du das?"

Meine Tochter, Emilia schüttelte den Kopf. Ich gab jedem von ihnen eine Umarmung, wohl wissend, dass sie mich weder sahen, hörten oder spürten.
Frank starrte immernoch auf den Diamanten, dann lächelte er leicht.
Eine einzelne Träne lief über seine Wange.

"Ich liebe dich, Hazel.", flüsterte er.
Ich weinte auch.
So gerne wäre ich noch bei ihnen geblieben, wenn auch nur als Geist. Doch mein Vater, Pluto, rief bereits nach mir und streckte die Schatten, um mich zurück in die Unterwelt zu holen.

𝙰𝙳𝚅𝙴𝙽𝚃𝚂𝙺𝙰𝙻𝙴𝙽𝙳𝙴𝚁 𝟸𝟶𝟸𝟶 𝙿𝚎𝚛𝚌𝚢 𝙹𝚊𝚌𝚔𝚜𝚘𝚗Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt