𝐓𝐑𝐔𝐓𝐇 𝐈𝐒 𝐀𝐋𝐖𝐀𝐘𝐒 𝐇𝐀𝐑𝐃

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Dezember 1995
Grimmauldplatz
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UNSERE KOFFER KAMEN UM DIE MITTAGSZEIT herum. Dumbledore hatte sie geschickt, damit wir uns für den Besuch im Mungos umziehen konnten.

Doch allein das Anziehen und Fertigmachen hatte mich zehn Minuten gekostet. Immer wieder kreisten meine Gedanken um Mum und Arthur – um meine Freunde in Hogwarts, allen voran Nick, die sich vermutlich fragten, wo ich steckte.

Als ich die morsche Treppe ins Erdgeschoss herabstieg, brauchte ich einige Sekunden, um mich an die Szenerie zu gewöhnen. Die Weasley-Kinder und Harry sahen aus wie stinknormale Muggel. Allesamt trugen sie modische T-Shirts und Hosen, mit denen man sie nie als Zauberer erkannt hätte.

Vor allem Harry, der sonst nur die abgetragenen Sachen seines Cousins Dudley trug, sah besonders muggelhaft an diesem Morgen aus.

Sirius war der Einzige, der seinen dunkelroten Morgenmantel mit goldenem Stickmuster trug und mit einem Tagespropheten in der Hand durch die Küche schwebte.

Ab und an hörte man sein leises Grummeln und das Flüstern der Gemälde außerhalb der Küche.

Abgesehen davon herrschte Totenstille im alten Hause der Blacks. Es wurde erst wieder laut, als Moody und Tonks im Grimmauldplatz eintrafen, um uns zum St. Mungo zu eskortieren.

Während ich das klebrige Porridge, das mir Sirius notdürftig zubereitet hatte, anteilnahmslos in mich hineinschaufelte, sprachen die beiden mit ihm.

Das ein oder andere Mal ließen sie den Weasley-Kindern und mir aufmerksame Blicke zuteilwerden. Ich versuchte, sie zu ignorieren und erwischte mich stattdessen immer wieder dabei, wie ich Fred beobachtete.

Er saß neben George, bestrich seine angebrannten Pancakes mit Kürbismarmelade und einem Gesichtsausdruck, der Bände sprach.

Doch als Ginny nach der Milch fragte und niemand anderes – nicht einmal Harry, der neben ihr saß – Anstalten machte, sie ihr zu geben, beugte er sich über den alten Tisch, setzte ein Lächeln auf und gab seiner kleinen Schwester die Glasflasche.

Kaum hatte sich Ginny von ihm abgewandt, verschwand das Lächeln auf seinen Lippen und er starrte auf seine Pancakes herab.

Ich musste daran denken, was er mir am Abend des Halloweenballs erzählt hatte. Fred mimte den Starken, wenn es um seine Familie ging. Er würde sein Leben für sie geben. Sein eigenes Leben für die Menschen, die er am meisten liebte.

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Im Empfangsraum des St. Mungos war es laut und voll, als wir eintrafen. Ein ächzendes Dutzend Hexen und Zauberer saß auf den alten Holzstühlen und wartete darauf, behandelt zu werden.

Manche von ihnen sahen aus, als würden sie jeden Moment zusammenbrechen. Gestalten in grünen Umhängen liefen durch die Reihen und notierten sich die Symptome der einzelnen Patienten auf abgerockten Klemmbrettern.

Ich war froh, als wir Molly in der Menge aus hustenden und feuerspeienden Kranken entdeckten. Ihre Augen glitzerten, als sie in unsere Richtung geeilt kam. Im nächsten Moment hatte sie auch schon ihre starken Arme um mich geschlossen.

„Oh, Schätzchen. Es tut mir ja so leid, was mit deiner Mum passiert ist", jammerte sie und nahm mein Gesicht zwischen ihre Hände.

„Mary, alles wird gut. Das verspreche ich dir!"

Ihr Mann lag im Krankenhaus, ihre Kinder völlig am Ende. Und dennoch sorgte sie sich um mich, als wäre ich Teil dieser Familie.

Ein warmes Gefühl pochte in meiner Magengegend.

𝐓𝐑𝐔𝐄 𝐂𝐎𝐋𝐎𝐔𝐑𝐒 | Fred WeasleyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt