Lando war nicht ans Telefon gegangen. Max fühlte sich, wie vor den Kopf gestoßen. Ahnte der Jüngere etwa, dass etwas passiert war? Er konnte doch unmöglich wissen, dass er schon wieder Scheiße gebaut, das zarte Band, welches sich zwischen entwickelte, mit Füßen getreten hatte, indem er sich nicht unter Kontrolle gehabt hatte. Gerne würde er sämtlich Schuld auf Dilara schieben, doch er war genauso daran beteiligt gewesen. Hatte sich nicht gewehrt, es geschehen lassen und auch, wenn es nur so gut gewesen war, weil er dabei an Lando gedacht hatte, so war es trotzdem seine Ex-Freundin gewesen, die ihn beglückt hatte. Die Szene im Flur sorgte auf einmal dafür, dass ihm schlecht wurde. Was hatte er nur getan? Er widerte sich selber an.
Wie hatte das überhaupt passieren können? Er wusste es nicht, dass sie ihn überrumpelt hatte, konnte wohl kaum als Entschuldigung zählen. Vielleicht hatte es etwas damit zu tun, dass er drauf und dran war eine Partnerschaft mit dem Briten einzugehen. Vielleicht hatte er diese Episode mit seiner Ex gebraucht um zu verstehen, dass er nicht komplett auf Männer stand, sondern nur dieser eine ihm unter die Haut gegangen war. Auch, wenn er sich diesbezüglich schon Gedanken gemacht hatte, war es doch irgendwie beruhigend zu wissen, dass er irgendwie immer noch normal war und dies nur ein Fall von, wo die Liebe hinfällt. Denn, dass er starke Gefühle für den Jüngeren hegte, konnte er nicht länger leugnen. Zu groß waren seine Gewissensbisse diesem gegenüber. Erneut versuchte er Lando telefonisch zu erreichen. Keine Chance. Die Strafe dafür, dass er ihn den ganzen Tag ignoriert hatte?
Aber irgendetwas musste er tun. Hier rumzusitzen und darauf zu warten, dass er endlich die Stimme des anderen hören würde, schaffte er nicht länger. Es war an der Zeit zu handeln, denn wenn er ehrlich zu sich war, dann war dies auch nichts, was er Lando einfach so am Telefon beibringen konnte. Wie käme das denn? Ach übrigens, ich habe mich nicht gemeldet, weil meine Ex damit beschäftigt war mir einen zu blasen, aber das hatte nichts mit uns zu tun, denn ich habe mich in dich verliebt. Nein, das konnte er nicht tun, nicht am Telefon. Sein Terminplan verriet ihm, dass keine weiteren dringenden Dinge diese Woche anstanden. Lediglich die üblichen Trainingseinheiten, aber die konnte er auch an anderer Stelle abhalten, dafür musste er nicht in Monaco sein. Einen Flug für den nächsten Tag zu buchen sollte kein Problem sein. Er musste zu Lando. Er musste ihm gegenübertreten, ihm in die Augen sehen und beichten.
Schlussendlich gab es doch einige Verzögerungen, die dafür sorgten, dass er erst am frühen Abend in England ankam. Heute Morgen hatte er eine Nachricht von Lando auf seinem Handy gehabt, der sich dafür entschuldigte nicht ans Telefon gegangen zu sein, weil er eingeschlafen war. Max hatte grenzenlose Erleichterung empfunden und zurückgeschrieben, dass sie später sprechen würden, er erst einmal Termine hätte und der Brite antwortete mit einem, ich freu mich, auf dieses Versprechen. Ob er sich wirklich freuen würde, war mehr als ungewiss. Denn die Wahrheit würde erst einmal weh tun, dessen war sich Max mehr als nur bewusst. Aber genauso klar war ihm auch, dass er alles in seiner Macht Stehende tun würde, damit sie weiterhin eine Chance hatten. Lando musste ihm einfach verzeihen.
Er klingelte jetzt schon zum dritten Mal an der Wohnungstür des Briten und so langsam dämmerte es ihm, dass dieser wohl nicht zu Hause war. Hätte er seinen Besuch doch ankündigen sollen? Es dauert noch gefühlte Ewigkeiten, bis endlich ein Auto vor dem Haus parkte und die jungenhafte Gestalt im Inneren sich als Lando entpuppte. „Was machst du denn hier?", entfuhr es dem Jüngeren freudig. Sein Herz tat weh, wenn er daran dachte, was er ihm gleich sagen müsste. „Ich muss mit dir reden." Er konnte spüren, wie Landos Freude ihn zu sehen, einen Dämpfer bekam und an Intensität verlor. „Ist etwas passiert?", fragte er ihn argwöhnisch. Max nickte, „Können wir das drinnen besprechen?"
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Unstoppable Desire (Formel 1)
RomanceWeggucken ging nicht. Das, was Max sah, fesselte ihn mehr als es sein sollte. Dennoch war es faszinierend. Etwas, dass er so bewusst noch nie gesehen hatte. Es stellte alles auf den Kopf, was er über sich selbst zu wissen glaubte und trotzdem ist es...