Langsam betrat Max das Zimmer, schloss die Tür hinter sich und lehnte sich dagegen. Sein Blick huschte zum Bett hinüber, in welchem Lando lag und tatsächlich friedlich zu schlafen schien. Die Erleichterung, die ihn durchflutete, als er seinen Freund sah, konnte er kaum in Worte fassen, geschweige denn für sich selber benennen. Das Gefühl war überwältigend. Ihn nach diesem Unfall völlig unversehrt daliegen zu sehen, war fast schon surreal. Die Tatsache, dass sich der Brustkorb des Jüngeren kontinuierlich hob und senkte, vermittelte Max ein immenses Gefühl der Beruhigung. Die Beständigkeit half ihm enorm und sorgte dafür, dass er schlussendlich seine Schritte in Richtung Bett lenkte.
Er konnte es immer noch nicht glauben, dass Lando noch nicht mal einen Kratzer hatte, auch wenn dessen Gesicht, auf Grund des Schreckens des heutigen Tages, genauso weiß war, wie die Kissen in welchen er lag. Seine Züge waren im Schlaf absolut friedlich, auch wenn er so viel Schlimmes heute erlebt hatte. Max selber konnte dies von sich nicht behaupten. So bald er nur daran dachte die Augen für einen Moment zu schließen, schossen ihm die Bilder des Unfalls durch den Kopf. Vor allem der Anblick des zerstörten McLaren, wie er seitlich im Reifenstapel hing, hatte sich ihm fest in die Hornhaut gebrannt und würde wohl nie wieder ganz aus seinen Gedanken verschwinden, zumindest kam es ihm momentan so vor.
Ganz langsam ließ er sich nun auf der Bettkante nieder, wollte Lando auf keinen Fall stören. Noch war es nicht wieder an der Zeit ihn zu wecken. Fast zaghaft streckte er seine Hand nach dem Gesicht des anderen aus, strich ihm eine verirrte Haarsträhne aus der Stirn und erschrak auf Grund der Tatsache, dass sich der Jüngere ganz kalt anfühlte. Fast panisch kontrollierte er erneut dessen Atmung und atmete erleichtert auf, weil diese immer noch in derselben Regelmäßigkeit, wie auch schon vor ein paar Minuten, erfolgte. Alles war in Ordnung, er sollte versuchen sich zu beruhigen und nicht so eine Panik auszustrahlen. Allerdings war dies leichter gedacht als getan. Die Erkenntnis, dass er Lando heute hätte wirklich verlieren können, lastete immer noch schwer auf ihm, dennoch rutschte er nun tiefer ins Bett hinein und legte sich neben dem Jüngeren hin, beobachtete genau dessen Gesicht und hing weiter seinen Gedanken nach.
Eins hatte ihm der Unfall auf jeden Fall noch mal deutlich gemacht, seine Gefühle für den Briten gingen weitaus tiefer, als er angenommen hatte. Das war nicht nur eine kleine Verliebtheit, das war so viel mehr. Er würde sich etwas überlegen müssen, wie er in Zukunft mit solchen Situationen umgehen wollen würde. Denn mit Sicherheit würde keiner von ihnen mit einem Mal aufhören Formel 1 Pilot zu sein, dafür lagen noch zu viele gute Jahre vor ihnen. Er könnte ja schlecht von Lando verlangen seinen Traum aufzugeben, nur weil er tausend Tode starb, dass dem anderen etwas passieren könnte. Immerhin würde er selber so einer Bitte ja auch nicht nachkommen.
Seine Gedanken wurden jäh unterbrochen, als sich mit einem Mal eine kalte Hand unter sein T-Shirt schob. Erschrocken zuckte er zusammen, registrierte erst jetzt, dass Lando sich im Schlaf näher an ihn ran gekuschelt hatte, ganz offensichtlich seine Nähe und auch Wärme suchte. Vorsichtig befreite er seinen einen Arm und legte ihn um den Jüngeren, der, obwohl er unter einer Decke lag, immer noch erschreckend kalt war. Den kleinen Seufzer, der Lando bei dieser Geste über die Lippen kam, hätte er beinah überhört, so leise war er gewesen.
Ob Lando wohl wusste, dass er hier neben ihm lag? Aber wieso hätte er sich sonst gegen ihn kuscheln sollen, wie er es in den Nächten in England getan hatte. Der Jüngere musste spüren, dass er da war und vor allem schien er auch wach zu sein, wurde ihm klar, denn die kalten Finger auf seinem Bauch waren auf Wanderschaft. Strichen leicht über seine Bauchmuskeln. „Lando?" „Hmm?" „Geht es dir gut? Ist dir schlecht oder irgendwas?" „Nein, alles gut", brachte der Brite leise hervor und wandte ihm sein Gesicht zu. Sah Max in die Augen und alles was heute und die letzten Tage gewesen war, schien mit einem Schlag völlig irrelevant für ihn zu sein. Lando überwand den kleinen Abstand zwischen ihren Gesichtern und presste sekundenspäter seinen Mund ziemlich fordernd auf den seinen. Der Unfall hatte tatsächlich etwas Positives hervorgebracht. Ihre Beziehung lag nicht mehr auf Eis.
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Unstoppable Desire (Formel 1)
RomanceWeggucken ging nicht. Das, was Max sah, fesselte ihn mehr als es sein sollte. Dennoch war es faszinierend. Etwas, dass er so bewusst noch nie gesehen hatte. Es stellte alles auf den Kopf, was er über sich selbst zu wissen glaubte und trotzdem ist es...