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"Ich werde heute Abend aber nicht hier sein." Meint Lou an mich gewandt, beim Abräumen.
"Ich möchte hier niemandem zur Last fallen und deshalb, lasse ich euch natürlich in Familie alleine."

"Du weißt aber, dass du gerne hierbleiben kannst."
Mischt meine Mutter sich ein.

Lou lächelt dankbar, aber unecht. "nein, das wäre zu viel." 
irgendwie wirkt sie nicht ganz zufrieden. Mum legt ihr eine Hand auf die Schulter.

"Louise, du tust so viel für uns, ich glaube, hier hätte niemand etwas dagegen. Nein, wir würden uns alle freuen, wenn du Heiligabend mit uns verbringst."
"Schon gut Heike, ich hab den Leuten schon zugesagt, dass ich komme."

"Wohin gehst du denn?" frage ich nun interessiert. Louise ist mir wirklich sympathisch.

"Ich werd in ein Seniorenheim gehen. Die alten Leutchen freuen sich immer auf Weihnachten, aber die wenigsten Angehörigen holen die demente Omi zum Fest der Liebe zu sich nachhause. viel zu anstrengend. Und da dachte ich, werde ich den Leuten dort Gesellschaft leisten, Punsch trinken, Plätzchen essen, Lieder singen, zuhören, wie die alten Menschen Geschichten aus ihrer Kindheit erzählen... Den Abend einfach schön gestalten. Wer weiß wie oft sie Weihnachten noch erleben werden."

Ich bin beeindruckt von ihrer Einstellung. Sie wischt den Tisch ab und ich mustere sie. Ihre Haare sind dunkelblond und schimmern etwas rötlich im Licht, sie ist ein Stückchen kleiner als ich und hat zweifellos eine tolle Figur.

"Wie du meinst..."
Meint Mama und ich könnte schwören, dass ein leicht enttäuschter Unterton in ihrer Stimme mitschwingt.

Vielleicht sieht sie in Louise die Tochter, die sie sich immer gewünscht hat. Vielleicht ist es auch, weil sie mit ihren potenziellen Schwiegertöchtern bislang noch nie hundertprozentig zufrieden gewesen ist und Lou perfekt zu sein scheint.

"Um drei gibts Kaffee."
Kündigt meine Mutter an.

𝓑𝓻𝓮𝓪𝓽𝓱𝓲𝓷𝓰 𝓲𝓷 𝓽𝓱𝓮 𝓼𝓷𝓸𝔀𝓯𝓵𝓪𝓴𝓮𝓼 || A Julian Brandt FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt