Eingeladen zur einer großen Hochzeit. Grund zur Freude? Nicht wirklich. Lando konnte sich nicht unwohler fühlen. Er kannte weder Braut noch Bräutigam so wirklich, ging nur wegen seines Berufes zu dieser Hochzeit. Und zu allen Übel wird er auf dieser...
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Deutlicher ging es nicht. Oder offensichtlicher. Es war zum Haare raufen. Und dabei mochte Lando doch seine Haare, hatte dieser doch immer scherzend betont. Carlos wusste einfach nicht, was er machen sollte. Am Anreisetag verlief alles noch gut. Isa hatte ihr Zimmer und er hatte sein Zimmer. Das Château de Vallery hier in Burgund war wirklich atemberaubend. Und es war kaum vorstellbar, dass Paris nur eine Autostunde entfernt lag, so idyllisch gelegen war dieses Anwesen.
Carlos fand es sofort ansprechend und wirklich bezaubernd. Auch wenn man ihm das vielleicht nicht zumuten würde, hatte er schon ein Auge für Ästhetik und hübsche Dinge. Aber sein ganzes Augenmerk, seine ganze Aufmerksamkeit gehörte eigentlich nur einer einzigen Person - das war nicht die Braut oder der Bräutigam. Nicht mal seiner Freundin galt diese.
Am Morgen hatten sie gemeinsam gefrühstückt. Da fiel Carlos schon auf, dass sein junger Kollege verdammt ruhig war. Nichts war von dem hyperaktiven, jungen Mann zu sehen, den er kennengelernt hatte, den man ihm als Teamkollegen vor die Nase gesetzt hatte. Sie waren jetzt fast ein Jahr Kollegen und es war die beste Zeit seines Lebens. Carlos war entspannt wie schon lange nicht mehr, hatte nicht das Gefühl, ständig Druck vom Team zu bekommen. Man mochte sich. Er mochte seine Crew, seinen Boss und allen voran mochte er den jungen Briten.
Unfassbar, dass Lando mit 19 Jahren schon seine erste Saison in der Formel 1 fuhr. Und in Brasilien war er sogar schon 20 geworden. So jung, so unglaublich talentiert und lebensfroh. Der Frohsinn dieses Mannes war ungebrochen. Das Lachen ansteckend, das Lächeln und die Verlegenheit unbezahlbar. Carlos hoffte jeden Tag, dass Lando seine Lebensart, seinen Witz, Charme und seine Zuversicht nie verlieren würde. Die Formel 1 hatte viele Fahrer irgendwann abgestumpft, hatte sie funktionieren lassen, weil sie es mussten. Freundschaften waren in die Brüche gegangen, weil der Druck einfach zu groß wurde. Hoffentlich würde ihnen das nie passieren.
„Du machst dir Sorgen, oder?" Zaghaft legte Isabel die Hand auf den Unterarm von Carlos, drückte diesen kurz. Auch wenn sich ihr Freund Mühe gab, es nicht so deutlich zu zeigen, wusste sie die Anzeichen zu lesen.
„Ay. Beim Frühstück dachte ich noch, dass er vielleicht schlecht geschlafen hat. Aufregung. Nervös. Lando ist nicht so ein Fan von solchen Events. Und nichts anderes ist diese Hochzeit. Wenn es nicht ausgerechnet so ein hohes Tier gewesen wäre, würde von uns hier auch keiner sein. Wir haben uns die Pause alle redlich verdient, aber müssen hier antanzen und gute Mine zum bösen Spiel machen. Lando konnte seine Gefühle und Emotionen noch nie wirklich verstecken oder kontrollieren. Ihm ist deutlich anzusehen, dass er nicht hier sein will, auch wenn er sich krampfhaft an einem Lächeln versucht."
Es tat Carlos im Herzen weh und am liebsten hätte er sich den jungen Briten geschnappt und erst einmal ganz fest umarmt und an sich gedrückt. Verwunderlich war, dass Lando nicht mal bei Alex und George zu finden war. Aber Carlos musste sich auch eingestehen, dass die beiden nicht den Eindruck erweckten, als sei ihnen aufgefallen, wie niedergeschlagen ihr bester Freund wirkte.
Aus dem Augenwinkel heraus folgte Carlos den Bewegungen. Lando hatte sich wohl eine neue Ecke gesucht, in der er sich verstecken konnte. So unauffällig wie möglich war Carlos ihm gefolgt, hatte herausfinden wollen, was den anderen bedrückte, aber Lando war ihm immer wieder ausgewichen. Immer, wenn er auch nur in der Nähe des Brünetten war, schien Lando die Flucht zu suchen. Und Carlos hatte keine Ahnung, wieso.
„Bei der Trauung wirkte Lando alles andere als begeistert, dass er neben mir sitzen musste. Seine ganze Haltung war total verkrampft und beim Mittagessen dachte ich, er würde überhaupt nichts zu sich nehmen. Nicht mal eine Portion hat er gegessen, das passt überhaupt nicht zu ihm. So aktiv und unbeugsam wie Lando ist, hätte er viel mehr essen müssen." Der junge Spanier gab sich nicht mal die Mühe zu verbergen, dass ihm das Verhalten des anderen wirklich besorgte. Aber wenn man Lando auch total anders kennengelernt hatte, war es auch kein Wunder. Carlos kannte es nicht, dass Lando so still und ruhig war. Schmollend, lachend und manchmal kindisch - so hatte er den Briten kennen und mögen gelernt.
„Ich hab' Lando gestern das erste mal getroffen. Sonst kannte ich ihn nur von Bildern und deinen Erzählungen. Er war bemüht höflich, als du uns einander vorgestellt hast. Nur werde ich das Gefühl nicht los, dass er sich in meiner Nähe sehr unwohl fühlte. Irgendwie passt der Lando von hier nicht zu dem flippigen, jungen Mann, den du mir beschrieben hast und in den du dich unmissverständlich verliebt hast."
Sanft lächelte sie ihren Freund an, dem es immer noch etwas peinlich war, wenn Isabel es so direkt ansprach. Carlos konnte fühlen, wie seine Wangen etwas erhitzten. So schnell brachte ihn eigentlich nichts in Verlegenheit, außer Kommentare von Isabel bezüglich seiner Zuneigung für Lando. Dass sie hier unter all den Gästen wirklich in Ruhe reden konnten, lag sicher auch daran, dass sie Spanisch sprachen und es kaum jemand verstehen würde.