Kapitel 48

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Jake

„Ahh!", brüllend schlage ich auf unseren Esstisch, ehe ich unseren Stuhl gegen die Wand schmettere.
„Was ist mit ihm?", fragt Mark Henry leise. „Ich weiß nicht, ich kam auch gerade erst.", kritisch sieht er zu mir, nicht sicher, ob er mich aufhalten sollte.
Ohne nach zu denken greife ich nach einer Vase auf dem Tisch, die ich quer durch den Raum schmeiße.
Wie konnte das nur passieren? Wie kann man ihm nur sowas antun!? Ich bin so rasend, dass ich all meine Konzentration drauf beschränke, niemanden zu töten. „Jake!", ruft Henry und stellt sich vor mich. Schnaufend balle ich meine Fäuste und knurre ihn an. „Rede mit uns, was ist mit dir?" Angespannt schaue ich weg und versuche mich zu beruhigen.
„Jemand hat das Reese angetan.", brumme ich streiche mir erschöpft durch das Gesicht, als alles wieder über mich einzubrechen droht.
„Wie meinst du das?"
„Jemand hat ihm etwas verabreicht, all die Wochen und ich habe es nicht gemerkt."
„Wer?", fragt er bloß und ich schaue wütend zu ihm. „Denkst du ernsthaft, wenn ich das wüsste, wäre ich noch hier? Diese Ratte wäre schon längst unter der Erde!", knurre ich.
„Hast du eine Idee?", kommt es nun von Mark, der neben mich getreten ist.
„Nein. Sie haben ihm Wolfswurz und noch irgendwas, wahrscheinlich übernatürliches verabreicht.", seufze ich. „Also eine Hexe?", kommt es überlegend aus seinem Mund. Überrascht sehe ich zu ihm.
Ja, aber natürlich! Wieso kam ich da nicht schon früher drauf? Die einzige Hexe hier in der nähe, wohnt meines Erachtens eine Stadt weiter.
„Du bist fantastisch!", erfreut nehme ich seinen Kopf in meine Hand und küsse ihn auf die Stirn, ehe ich nach draußen renne. „Ey warte! Wir kommen mit!", ruft Henry und steigt mit Mark in meinen Pick-Up.

Kurz drauf kommen wir auch schon in der nächsten Stadt an und halten vor einem modernen Haus. „Bist du sicher, dass wir hier Richtig sind?", fragt mich Mark.
„Ja, warum?"
„Naja, ich habe mir ein Haus, von einer Hexe immer in einem Wald und vermodert vorgestellt...", murmelt er, ehe wir Richtung Tür laufen und klingeln. Nervös und ungeduldig fahre ich mir durch die Haare.
Eine wirklich unglaublich schöne Frau, mit pechschwarzen Haaren und strahlend blauen Augen sieht uns freundlich an. „Wie kann ich euch helfen?"
„Äh...", ja, wie soll ich das ganze jetzt angehen? „Können wir vielleicht reinkommen?", kommt mir Henry zuvor. Skeptisch betrachtet sie uns, ehe sie nickend die Tür aufhält. Wir laufen durch einen langen, sehr modernen Flur und werden gebeten auf einer großen grauen Couch Platz zu nehmen.
„Nun, ihr seid hier wegen meiner Mixtur, nicht?", sie lässt sich auf einem Sessel uns gegenüber nieder und schlürft von ihrem Tee. „Woher...?", unterbrechend hebt sie die Hand. „Das ist nicht wichtig."
„Haben... Haben Sie meinem Bruder diesen Trank verabreicht?", angespannt klammere ich mich an meinem Knien fest. „Nein, das habe ich nicht, jedoch habe ich sie hergestellt.", ruhig stellt sie ihre Tasse auf den Tisch und überschlägt ihre langen Beine. „Ich habe sehr viele und sehr unterschiedliche Kunden. Mein oberstes Gebot ist Seriosität. Auch, wenn ich wüsste, wer mir den Auftrag erteilt hat, werde ich Ihnen nichts sagen. Das ist meine oberste Regel. Tut mir wirklich leid.", entspannt streicht sie über ihr Bein. Wütend springe ich auf und gehe auf sie zu, doch mit einem Wink ihrer Hand bleibe ich wie angewurzelt stehen.
Meine Freunde wollen sofort zu mir, doch sie schaut sie warnend an.
„Aaa. Nicht!", tadelt sie die beiden.
Galant steht sie auf und kommt auf mich zu. „Ich halte nicht viel von Werwölfen, schon gar nicht von Alphas, aber ich muss schon sagen, du bist ein wirklicher Leckerbissen.", mit einem lüsternen Blick umrundet sie mich. Versucht mich zu bewegen, was scheitert, knurre ich und sehe sie erbost an.
Mit ihren dünnen, blassen Fingern streicht sie über meine Wange. Keinen Muskel meines Körpers kann ich bewegen, nur meine Augen.
„Wirklich schade, dass dein Herz schon gebunden ist.", seufzt sie. „Und dann auch noch an ihn...", murmelt sie.
Ich hasse Hexen! Verflucht!
Grinsend greift sie um meinen Hals und flüstert mir dann ins Ohr.
„Ich verstehe deine Angst, kenne sie nur all zu gut. Das Leben deines Geliebten hängt am seidenen Faden, deswegen und nur deswegen werde ich dir einen Tipp geben... Vertrau nicht jedem in deinem Rudel. Er ist ein Peiniger, ein Quäler und eine Schande. Bekannt bei dir, gefürchtet von deinem Herzen und geliebt von deiner rechten Seite.", sie löst sich von mir und in genau dem Moment kann ich mich wieder bewegen.
„Nun geht!", fordert sie und zur Demonstration öffnet sich die Tür von selbst. Tief in Gedanken versunken gehe ich nach draußen und setze mich hinters Steuer. Nur schwach höre ich zwei Türen öffnen und kurz darauf zu schlagen. So sitzen wir still ein paar Minuten im Auto.

„Jake...?", blinzelnd schaue ich zu Henry, der mich nachdenklich betrachtet, genau wie Mark. „Was ist?", verwirrt sehe ich zu den beiden. „Was meinte sie damit, dass dein Herz gebunden ist an... ihn?", fragt mich Henry. Mark betrachtet mich aufmerksam, da er sich wahrscheinlich seinen Teil denkt. „Geht es hier um ihn, von dem du mir erzählt hast?", unsicher sehe ich zu Mark und nicke.
„Du... du hast also dein... dein...?"
„Mein was? Mein Herz, meine Liebe, mein Leben, mein Mate gefunden? Ja.", brumme ich. Nachdenklich sehe ich aus dem Fenster. „Aber warum hast du uns nicht davon erzählt?! Das ist doch fantastisch!", lächelnd sieht Mark zu mir, wobei sich über Henry's Gesicht die Erkenntnis ausbreitet.
„Kennen wir ihn?", fragt er leise.
„Ja...", seufzend schließe ich die Augen. „Seit wann weißt du, dass er dein Mate ist?", schluckend sehe ich die beiden an. „Ich...", traurig und erschöpft streiche ich über mein Gesicht. „Gewusst erst ein paar Wochen. Gespürt... Vor über 17 Jahren.", erstaunt sehen die beiden zu mir. „Ich habe das Gefühl verwechselt. Ich war noch viel zu jung um zu verstehen was es bedeutet. Geliebt habe ich ihn immer. Doch ich habe diese Liebe jahrelang verwechselt. War ich doch zu beschämt von meinen eigenen Gedanken und Gefühlen. Verdrängt habe ich es viel zu oft, doch seit... seit ein paar Monaten konnte ich das einfach nicht mehr. Es ist als hätte sich alles in mir gegen mich selbst gewährt. Dieses jahrelange unterdrückte Verlangen, diese Sehnsucht ist einfach über mich eingebrochen und ich konnte rein gar nichts dagegen unternehmen. Aber ich bin froh darüber, auch wenn es euch vielleicht verstört, ich liebe ihn. Nicht, so wie ich es vielleicht sollte.", murmle ich und starre stur aus dem Fenster.
„Du redest von Reese.", stellen beide geschockt fest.

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