Kapitel 15

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Jake

Nach Luft ringend setze ich mich abrupt auf und fasse mir an meine Brust, wo eigentlich ein Dolch stecken müsste. Verwirrt betrachte ich meine unverwundete Brust und sehe mich hektisch um, in der Hoffnung ein bekanntes Gesicht zu erkennen.
Doch ich sitze auf einer Wiese unter einem makellosen blauen Himmel, in einer reinen weißen Hose. Sofort stelle ich mich auf und sehe mich um. Wo bin ich? Ich kann weder den Wind spüren, noch etwas riechen, oder hören. Es ist als würde hier die Zeit still stehen.
Plötzlich erkenne ich einen weißen riesigen Wolf, der langsam und bedacht auf mich zu kommt. Ohne darüber nachzudenken knie ich mich hin und senke den Kopf.
Er muss Kaeso sein, der erste Werwolf überhaupt.
„Wie ist euer Name.", fragt er tief und mächtig, noch immer in seiner Wolfsgestalt.
„Jake. Jake Hale.", mein Kopf ist noch immer gesenkt. Mein Atem geht stoßweise und mein Herz hämmert schmerzhaft gegen meine Brust.
„Ein Hale also...", langsam umrundet er mich und betrachtet mich von allen Seiten. „Du bist mächtig und klug noch dazu... Sag mir, warum willst du Alpha sein?", er bleibt vor mir stehen und sieht mich erwartungsvoll an.
„Um meinem Rudel den Schutz zu ermöglichen, den es verdient.", antworte ich mit fester Stimme.
„Hm...", brummt er. „Und du denkst, dass du ihnen den geben kannst?", seine Stimme wirkt auf einen so unglaublich einschüchternd, doch ich lasse mich davon nicht beirren.
„Sie mich an, Jake Hale!", fordert er. Sofort sehe ich zum ihm auf. „Ja, das kann ich!" Einfach nur zu ‚denken' ich könnte das Rudel beschützen, würde ihm wahrscheinlich nicht reichen.
„Nun gut... wir werden sehen. Stelle nun deine Fähigkeiten unter Beweis."
Plötzlich höre ich ein Donnern über uns und ein Blitz genau neben uns einschlagen. Ein gewaltiger grauer Wolf steht nun vor mir und Kaeso ist verschwunden. Der Körper des Wolfs ist vernarbt und er selbst sieht extrem angsteinflößend aus.
Ich weiß, dass ich jetzt mit ihm kämpfen muss, denn ich fühle es in meinen Knochen. „Du sollst also der neue Alpha sein?", verhöhnt er mich, doch ich sehe ihn nur unbeeindruckt an. „Du hast ja nicht mal richtige Muskeln.", lacht er tief und hässlich. Geschmeidig verwandle ich mich und knurre ihn an. Was auch immer er bezwecken will, es wird nicht funktionieren, denn auf diesen Moment warte ich schon seit einer Ewigkeit. Brüllend laufen wir los und ich versuche ihn mit meinen Klauen zu erwischen, doch er war schneller und beißt in mein Genick.
Schnell versuche ich mich wieder zu befreien und kralle mit meinen Klauen in sein Fleisch. Laut heult er auf, ehe er wieder auf mich zu rennt und versucht wieder zu zubeißen. Diesmal bin ich schneller und stoße ihn mit meinem ganzen Gewicht um.
Es scheint mir fast als wären wir gleich stark, denn es geht immer weiter.
Das eine Mal trifft er und dann wieder ich.

Mittlerweile sind wir stark zu gerichtet, aber ich muss das jetzt einfach zu Ende bringen. Meine Pfoten graben sich in die Erde unter mir und ich laufe so schnell ich kann auf ihn zu. Ohne, das er noch richtig hätte reagieren können, hole ich mit meinen Krallen aus und kratze quer durch sein Gesicht. Winselnd kommt er auf dem Boden auf und ich lege eine Pfote auf seinen zugerichteten Hals, als es mir klar wird.
„Es geht nicht darum dich zu besiegen...", murmle ich. „Gib auf und geh.", vordere ich. „Wieso sollte ich?" „Weil ich dich töten könnte, aber das will ich nicht. Das würde ich nie wollen, wenn es denn nicht wirklich vonnöten wäre."
Er nickt und ich löse mich von ihm.
„Du solltest zwar deine Kräfte unter Beweis stellen, aber hättest du ihn getötet, hätte dir die Kraft des Alphas nicht zugestanden.", kommt es von hinten. Schnell drehe ich mich um und sehe zu Kaeso, der sich vor mich hinstellt.
„Die Macht ist nun mit dir."
Ein lauter Knall ertönt. Plötzlich stehen hunderte Wölfe auf der Lichtung und sehen mich an. Es sind unsere Vorfahren, wie ich schnell erkenne. All diese waren Alphas, bis hin zu meinem Dad, den ich nun geschockt anstarre.
Er... Er ist hier!
Ohne überhaupt wirklich darüber nach zu denken, verwandle ich mich zurück, gehe auf ihn zu und sehe wie er sich in seine menschliche Gestalt verwandelt.
Sofort schlinge ich meine Arme um ihn. Gott, ich habe ihn so vermisst.
„Dad...", murmle ich an seiner Schulter. „Mein Sohn...", seine Stimme verschlägt mir den Atem. Sie ist noch immer so einnehmend und mächtig wie früher. „Wie geht es euch? Wie geht es Reese?", fragt er mich. Leicht löse ich mich von ihm. „Du weißt ja wie er ist...", seufze ich. „Ja.", lacht er.
„Du musst auf ihn aufpassen. Es kommt etwas auf euch zu, was Reese ohne dich nicht überstehen könnte."
„Dad, was-...", wollte ich anfangen, doch er unterbricht mich.
„Diese Frage kann ich dir nicht beantworten und du musst jetzt auch zurück, sie brauchen dich.", sagt er und löst sich vollständig von mir.
„Ich bin stolz auf dich.", er lächelt mich an, ehe ich plötzlich einen kräftigen Sog spüre.

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