Akt I: Exposition (I)

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"A ᴅᴀɴɢᴇʀᴏᴜs ᴅʀᴇᴀᴍ ᴛʜᴀᴛ sᴡᴀʟʟᴏᴇᴅ ᴍᴇ,
Yᴏᴜ'ʀᴇ ᴘʀᴏᴠɪɴɢ ɪᴛ's Yᴏᴜ
Tʜɪs ᴛʀᴇᴍᴏʀ ᴅᴇᴇᴘ ɪɴ ᴛʜᴇ Hᴇᴀʀᴛ
Yᴏᴜ ᴀʀᴇ ᴍʏ ᴍᴇssɪᴀʜ
(ᴋɪʟʟɪɴɢ ᴍᴇ sᴏғᴛʟʏ)"
- 𝒕𝒂𝒆𝒎𝒊𝒏, 𝒊𝒅𝒆𝒂


Szene 1: Im Vorlesungssaal

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Szene 1: Im Vorlesungssaal. 8.00 Uhr.

Yoongi beobachtet ihn immer. Aber er spricht ihn nicht an. Niemals.

Er kommt extra eine Viertelstunde früher in den Vorlesungssaal. Nimmt seinen Platz in der letzten Reihe ein, obwohl er dafür sicher nicht als Erstes da sein müsste. Die letzte Reihe ist immer frei. In seinem Studiengang sind nur Streber.

Das Objekt seiner Begierde ist auch so einer. Ein Streber. Einer von der tollpatschigen Sorte, der den Raum immer erst kurz vor knapp betritt und zu einem freien Platz in der ersten Reihe stolpert, den ihm sein umsichtiger Freund selbstverständlich frei gehalten hat.

Yoongi ist immer früh da, damit er seinen Auftritt nicht verpasst. Der hektische Blick nach vorne, um zu kontrollieren, ob der Dozent nicht vielleicht doch vor ihm den Raum betreten hat. Das erleichterte Aufseufzen seiner Lippen, wenn er realisiert, dass er es noch pünktlich geschafft hat. Gerade so. Aber nur das scheint für ihn zu zählen.

Seine Haare sind immer durcheinander. Egal, ob es draußen windstill ist oder ein Orkan über dem Campusgelände tobt. Wahrscheinlich joggt er den ganzen Weg zum Vorlesungsgebäude, um die verlorene Zeit aufzuholen, die ihn heute Morgen zu lange im Bett gehalten hat. Yoongi wüsste gern, wer den anderen Studenten zum Liegenbleiben verführt.

In einer anderen Welt könnte er selbst es sein.
Sie könnten zusammen und Hand in Hand zum Vorlesungssaal sprinten, weil ihre morgendliche Routine aus zu langen Küssen und zu tiefen Blicken besteht. Weil sie sich doch noch einmal durch die Laken gewälzt haben, anstatt pünktlich aufzustehen. Was ist schon Frühstück, wenn man auch einander haben kann.
Da könnten zwei freie Plätze in der ersten Reihe auf sie warten.

Tun sie aber nicht.
Und Yoongi lebt für den Moment, in dem der schwarzhaarige Junge seine Hand hebt, um seine windzerfressene Frisur zu ordnen. Sein Blick schweift dabei gedankenlos über die vollen Reihen seiner Mitstudenten.
Auch an Yoongi ist sein Blick schon dutzende Male vorüber geschweift. Er hat ihn nie bewusst wahrgenommen. Seine Augen haben sich nie in einem erkennenden Funkeln aufgeklärt. Sind immer nur verschwommen geblieben. Er weiß nicht, wer Yoongi ist. Und dabei soll es auch bleiben.

Yoongi kennt all diese Momente in und auswendig. Manchmal sieht er bewusst weg, wenn der andere mit seinem Blick über den Vorlesungssaal gleitet. Er will nicht beim Starren erwischt werden. Er möchte nicht bemerkt werden

Er ist zufrieden, so wie es ist.

Mit dem Zusehen und dem Bewundern aus der Ferne.
Solange er nur von ihm träumt, kann er ihn nicht kaputt machen.

Schöner ScheiternWo Geschichten leben. Entdecke jetzt