Kapitel 14:

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Kapitel 14:


Jessicas Sicht:


Ich stand an den Türrahmen meiner Wohnungstüre gelehnt und beobachtete Zayn, wie er seine Jacke anzog. Er musste zu seiner Familie, immerhin hatte er sie für mich versetzt. "Wann kommst du zurück?" Ich zog die Ärmel meines Pullis über meine Handgelenke und verschränkte meine Arme. Ich musste lächeln, weil ich immer wieder an gestern dachte. "Rund um Silvester. Wir telefonieren einfach okei?" Ich nickte und gab ihm einen Kuss auf seine weichen Lippen. Jetzt grinste er und zog mich an meiner Hüfte zu sich. Ich legte meine Hände um seinen Nacken und erwiderte seinen Kuss. Ich genoss die letzten Minuten, bevor er eine Woche zu seiner Familie fuhr. Er hatte mir erklärt, dass sie  Weihnachten nicht in Bradford sondern in Ashford am Meer verbringen. Ja es liegt etwa 4 Stunden entfernt. Ich löste mich von ihm und umarmte ihn nochmal, bevor er das Haus verließ und in sein Auto stieg. Nach einer Stunde, in der ich nur irgendwelche Sendungen geschaut hatte, schaltete ich den Fernseher aus und räumte die Wohnung auf. Als ich gerade in der Küche fertig geworden war, klingelte es an der Türe. Ich strich mir eine Strähne aus dem Gesicht und öffnete die Türe. Am liebsten hätte ich sie gleich wieder geschlossen. "Hallo Jessica, schön dich mal wieder zu sehen. Wie geht es dir? Ach ja und frohe Weihnachten." Alles was ich dachte und dann auch aussprach war. "Was macht ihr hier?" "Darf man seiner Tochter denn nicht mal an Weihnachten besuchen?"
...
Ich schenkte beiden eine Tasse Kaffee ein und schob sie ihnen zu. Dann hiefte ich mich auf die Arbeitsplatte und verschränkte meine Arme vor der Brust. Ich rang mit mir selbst, da die beiden keine Anstalten machten den wirklichen Grund ihres Besuches zu nennen, ob ich ein Gespräch anfangen sollte oder sie direkt darauf ansprechen sollte. Wie man mich kannte platzte ich aber schroff mit der Wahrheit heraus.
"Schluss mit dem was ihr hier macht. Warum seit ihr hier? Im Ernst ich will es sofort wissen!"
Meine Eltern sahen sich einmal an, dann begann meine Mutter zu sprechen. "Weißt du, es ist lange her." Sie holte einmal tief Luft und zögerte ihr Fortfahren damit heraus. "Also... bist du nicht der Meinung, das du übertreibst, ich meine den Kontaktabbruch..." sie lächelte aufgesetzt und am liebsten hätte ich sie beide zur Türe raus geschoben und auf nimmer Wiedersehen. NICHT! Denn sie schauten mich beide erwartungsvoll an. Ich war ein wenig verwirrt, da ich eigentlich schon immer klar gemacht habe wie ich dazu stehe. "War das wirklich die Frage? Ernsthaft? NEIN! ich denke deine Frage muss ich nicht mehr beantworten" ich sah dabei auf meine Fingernägel und schüttelte den Kopf. Jetzt mischte sich mein Vater ein " Komm mit nach Hause, mach deinen Abschluss, geh auf eine Uni und mach was aus deinem Leben, denn so was gehört sich ja wohl definitiv nicht."
"Bitte?" Jetzt blickte ich ihn entsetzt an. Das konnte unmöglich sein Ernst sein.
"Du hast deinen Vater verstanden, sieh dich an Piercings, gefärbte Haare, deine Klamotten, diese Primitive Wohnung... Schätzchen so haben wir dich nicht erzogen."
Ich lachte auf. "Stimmt, ihr wolltet mir beibringen, dass alles was das Image schädigt immer schön unter Verschluss gehalten wird." "DAS IST NICHT WAHR!" raunte mein Vater und ballte dabei die Hände zu Fäusten. " Leonora, du kannst im Auto warten, ich kläre das mit unserer Tochter." Meine Mutter nickte und verließ die Wohnung ohne ein weiteres Wort.
"Was willst du tun? mich einsperren? Ich soll doch meinen Abschluss machen. Ich habe Jahrelang alles gemacht was von mir verlangt wurde, aber Zeiten ändern sich, jetzt kann ich sein wer ich sein will, ich kann tun und lassen was ich will. Lasst mich doch einfach für immer in Ruhe !"
Ich war aufgesprungen und raufte mir die Haare.
"Ich bin dein Vater und du tust was ich dir sage! Wenn ich also sage du kommst nach Hause mit uns, dann tust du es!" knurrte mein Vater mir entgegen.
"NEIN!" Mein Vater schmiss die Tasse meiner Mutter durch die Küche und bei dem Aufprall auf dem Boden, stieß ich einen entsetzten Schrei aus.

*Flaschback*

Nach meiner Therapie in die mich meine Eltern gesteckt hatten, durfte ich endlich wieder normal leben. Ich Verstand nicht warum sie mich nicht hatten sterben lassen, aber das war in dieser Familie belanglos, wahrscheinlich hätte es schlechtes Licht auf den Namen Roberts geworfen.
Ich war das erste mal wieder auf eine Party gegangen, hatte aber nichts getrunken, doch wieso auch immer, hatte der Bus Verspätung und ich kam 20 Minuten zu spät nach Hause.
Als ich die Haustüre öffnete, stand mein Vater schon vor mir und schleifte mich in die Küche.
Er schrie mich an. "WO WARST DU!" "bei einer Freundin" "LÜG NICHT GIB ES DOCH ZU DU WARST TRINKEN UND DROGEN NEHMEN" "nein, ich verspreche es!" Mein Vater wurde immer wütender und begann gegen die Wand zu treten. "SAG MIR SOFORT DIE WAHRHEIT!" "ich war bei einer Freundin und habe nichts getrunken wie bereits gesagt" ich stand mit dem Rücken zur Wand und direkt neben einem Gesicht, zerschellte ein Glas an der Wand und die Scherben schnitten in meine Haut.
"DU VERDAMMTE LÜGNERIN!!!"

*ENDE*

Diese Erinnerung war schrecklich und genau das hatte er jetzt erneut getan. "Was willst du als nächstes tun wenn ich nicht zustimme mich entführen? Meine Küche zerstören?"
Ich wich immer weiter zurück, da mein Vater bedrohlich näher Schritt.
"Du brauchst nur mit zu kommen" sagte mein Vater erneut bedrohlich. "Sieh es ein, ich bin nicht dein Sklave, ich war dumm genug deinem Rat zu folgen und niemanden zu erzählen was Dan mir angetan hat, aber dümmer wäre es wenn ich jemals wieder auf dich hören würde, beim nächsten mal bringst du mich vielleicht eigenhändig um anstatt mich in den Selbstmord zu treiben!" schrie ich ihm verzweifelt entgegen. Seine Hand prallte mit einer riesen Wucht auf meine Wange, sodass mein Gesicht zur Seite flog, dann spürte ich seinen Griff um meinen Hals, er drückte mich gegen die Wand. "Hör mir zu! Das wirst du bereuen, du wirst irgendwann von alleine zurück kriechen, wenn du bemerkst wie tief du gesunken bist, aber keiner will eine Schlampe wie dich zur Tochter, du beschmutzt unsere Namen, du bist nichts als ein Haufen Dreck." er schnaubte die Luft verächtlich aus und schubste mich weg. Ich fasste mir an den Hals und rang nach Luft, da er mir diese abgeschnürt hatte. Ich legte mich auf den Rücken und verdeckte mein schmerzendes Gesicht mir den Händen, um mehr Luft zu bekommen und um die Augen vor der Realität, dass mich mein altes Leben eingeholt hatte, zu verdrängen.
"Jessica?" eine allzu bekannte Stimme drang in mein Ohr. "Die Türe stand offen, bist du da?"
Ich stützte mich still an der Wand ab und wollte aufstehen ohne das man merkte, dass ich tatsächlich da bin. Aber ich trat auf eine Scherbe und schon kamen die Schritte immer näher.
Was ist denn hier passiert? Ich rieb mir verlegen die Stirn. "Ich habe meine Tasse ausersehen fallen lassen und bin dann auf dem Kaffee der darin war ausgerutscht."
Harry blickte mich unfassbar an. "Was machst du denn hier?" fragte ich um vom Thema abzulenken und begann die Scherben einzusammeln. Wobei jede meiner Bewegungen weh tat.
"Ich dachte ich komme einfach wieder zurück, weil ich mich mit meiner Mum heute früh gestritten habe und du ja eh alleine bist"
Ich nickte nur und wir gingen ins Wohnzimmer, Harry wendete seinen Blick wieder zu mir.
"Sag mir sofort was hier passiert ist, deine Wange ist total rot und dein Hals hat überall blaue Flecken." Ich fasste automatisch an meinen Hals und verzog sofort das Gesicht.
"Ich.... ich kann nicht!"
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