Kapitel 16

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Und schon wieder beginne ich meine Erzählung mit meinem wundervollen Weckerklingeln. Oder ich erzähle euch davon wie ich mich todmüde in meinem Laken hin und her wälze und erfolglos versuche dieses nervtötende Klingeln zu ignorieren. Ich war gestern einfach viel zu spät im Bett, wobei das eigentlich nicht meine Schuld war, vielmehr lag das an meiner wundervollen Tante April, welche mich gestern komplett in Beschlag genommen hat.

-Zeitsprung zurück-
Wieder klingelt es und mein Blick geht automatisch zur Tür, mein Atem stockt, meine Augen weiten sich und ich höre nichts mehr um mich herum. Die kurzhaarige Frau schaut sich suchend um bis ihr Blick schließlich an mir hängen bleibt, ein Lächeln schleicht sich auf ihr Gesicht und sie breitet leicht die Arme aus. Schneller als ich von mir erwartet hätte springe ich auf und laufe zu ihr um mich in ihre Arme zu schmeißen. Sie taumelt ein paar Schritte zurück aber umarmt mich genauso stürmisch wie ich sie. „Ach Sweatheart, hast du etwa schon wieder abgenommen ?", höre ich ihre besorgte Frage. Sie drückt mich etwas weg von sich und mustert mich, dabei murmelt sie: „So groß und erwachsen, aber viel zu dünn. Hat Sara dich wieder auf eine dieser sinnlosen Diäten gesetzt?" Ich lächel einfach nur, noch viel zu überrascht: „Was machst du hier ?" „Denkst du etwa ich verpasse deinen Geburtstag Süße? Nenene, kannst du dir abschminken."
Glücklich umarme ich sie wieder und nuschel ihr ein ersticktes Danke ins Ohr.
Hinter mir spüre ich die fragenden Blicke von der Idiotentruppe und auch meine Tante scheint sie bemerkt zu haben. „Wer sind denn diese Zuckerstückchen?", fragt sie zweideutig schauend, sodass ich leicht lachen muss. Ich nehme sie an der Hand und ziehe sie mit zu den Jungs. „April...Idioten...Idioten, meine Tante April", stelle ich sie einander vor, naja mehr oder weniger. Ich bekomme nur ein gegrummel und einen schmollenden Mason als Antwort.
Meine Tante schaut sich um und setzt sich dann einfach auf einen der noch freien Stühle. Ja, ich glaube so war sie schon immer und da ich weiß was sie will, bringe ich ihr schnell eine große Tasse mit heißem Wasser, sowie Teebeutel. Ihre Hände umschließen die warme Tasse und sie lächelt mich dankbar an, während sie von Mason zugetextet wird. Er scheint das mit dem Idiot überlebt zu haben.
Nach einer Weile wendet sie sich dem Wasser zu und packt den Teebeutel aus, welchen sie ins Wasser taucht während sie eine Konversation mit ihm startet: „Hallo, na wie wird das Wetter morgen? Oh Götter, nenene das wird nichts. Ja, wir versüßen uns noch den Tag." Man bedenke, dass sie fast den ganzen Zuckerstreuer in ihre Tasse kippt während sie die letzten Worte sagt.
Alle am Tisch starren sie an, mit Ausnahme von mir, da ich das ja gewohnt bin. „Was denn, sprecht ihr nie mit Dingen ? So eine Schande, dabei erzählen sie doch so spannendes Zeugs ", stellt sie überrascht fest. Die Jungs starren einfach weiter und fragen sich wahrscheinlich gerade ob sie Irre ist, was sie zugegebenermaßen auch ist. Ich schmunzle nur vor mich hin, während Mason ein „Bitte was?" von sich gibt.
„Na Tee beispielsweise fühlt sich ohne Konversation unwohl, tztztz", erklärt sie als wäre das völlig logisch, dabei rührt sie in ihrer Tasse. Noch eine Weile wird sie einfach angeschaut, bis plötzlich alle loslachen. Verständlich, ich kann mich auch daran erinnern wie ich ihre Eigenarten früher immer komisch fand. Woran es liegt, dass sie so ist wie sie eben ist, weiß ich auch nicht. Wahrscheinlich fühlte sie sich nach dem Tod von meiner Tante Susan (ja Frau) so einsam das sie angefangen hat mit Dingen zu reden. Ich erinnere mich noch wie wir auf der Beerdigung waren, damals war ich noch sehr klein und verstand einfach nicht warum ich nicht mehr mit Susan spielen konnte. Damals meinte April, dass jetzt nur noch ihre Seele auf der Erde verweilt. Ein körperloses Wesen, welches trotzdem noch auf uns alle aufpasst und uns lieb hat und sie hatte recht, manchmal konnte ich sie fühlen. Sie war sehr jung und hatte leider Epilepsie, woran sie dann auch gestorben ist.
Eine Weile unterhalten sich alle, beispielsweise erzählt April gerade davon wie gemein ihr Taxifahrer war, da sagt Ethan leise zu mir: „Entschuldige, aber machst du dir gar keine Sorgen, dass deine Tante mit Tee, oder sonst was redet?" „Nein, sollte ich? Das gehört eben zu ihr", sage ich Achsel zuckend und grinse als ich mich daran erinnere wie sie mal mit einer Serviette eine hitzige Diskussion über Bratensoße geführt hat, deshalb füge ich noch ein „verrückt sind die meisten, sie zeigt es eben etwas mehr" hinzu. //Etwas ??!! Du musst schon zugeben das diese Frau mehr als nur etwas gestört ist// „Etwas sehr." Daraufhin muss Ethan nur schmunzeln.
Nach einer Weile legt meine Tante einen Arm um mich und verabschiedet sich gut gelaunt von dem Rest: „Wir zwei müssen los. Vollmondwasser machen und außerdem hat die Parkuhr mich vorhin gewarnt das es bald regnen wird. Ist deine Schicht aus ?", fragt sie abschließend mich. Ich nicke nur und verabschiede mich auch, etwas freundlich //hust hust das soll freundlich gewesen sein??? Pschtt!//
Unter den komplett verstörten Blicken der anderen verlassen wir die Sitzecke. Dann hole ich noch schnell mein Zeug und verabschiede mich von Olivia und Phil, damit wir gehen können. Den restlichen Tag haben wir gemeinsam drinnen verbracht, denn überraschenderweise hatte die Parkuhr recht und es hat die meiste Zeit in Strömen geregnet. Sollte ich mir Sorgen machen? //Das fragst du dich erst jetzt? Pscht innere Stimme, ich versuche zu denken. Pfff//
-Zeitsprung Ende-

Meine Tante ist die einzige Person meiner Familie mit der ich irgendwie klar komme, was wahrscheinlich an ihrer verrückten Art liegt oder aber daran das sie nicht ein komplettes Wrack ist, da kann ich mich nie entscheiden. Auf jeden Fall ist sie mir total wichtig und ich konnte es gar nicht glauben als sie gestern im Café aufgetaucht ist. Eigentlich wohnt sie in Süd Kalifornien und wir sehen uns kaum, da es uns ihr Job und die große Distanz ziemlich schwer macht. Wir haben natürlich immer regelmäßigen Kontakt per Handy aber es ist eben nicht dasselbe wie sie zusehen und einfach umarmen zu können. Sie hat den weiten Weg extra auf sich genommen um bei meinem 17. Geburtstag Ende nächster Woche dabei zu sein. Unser Verhältnis ist sehr eng, trotzdem weiß sie nichts von den Bedingungen bei mir zu Hause, klar sie weiß das ich und meine Eltern nicht gut miteinander klarkommen das ist dann aber auch alles. Ich will nicht das sie sich Sorgen um mich macht. Generell mag ich das nicht. Aber jetzt mal zurück zu meinem Problem aus meinem Bett zukommen.
//welcher Tag ist heute nochmal? Donnerstag. Juhu//
Wie immer quäle ich mich aus der Waagerechten ins Senkrechte und fange an mich fertig zu machen. Meine Haare flechte ich mir noch schnell aus dem Gesicht, damit sie nicht nerven und fertig. Ich betrachte mich, ich denke meine Augenringe sprechen für sich.
In der Schule passiert eigentlich nichts spannendes, es ist halt Schule. Naja ok, ich habe ein paar 9. Klässler vor der Idiotentruppe gerettet, mehr aber auch nicht. Irgendwie glaube ich Nathan war so gar nicht erfreut darüber, wobei mir hat es ja ziemlich Spaß gemacht. Meine nächsten Arbeitstage habe ich alle abgesagt um die Tage mit April genießen zu können, deswegen gehe ich auch nach Sport gut gelaunt aus diesem Foltergebäude.

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Heilo, ja ich lebe (mehr oder weniger und ja ich bin etwas gestört). Ich hoffe wie immer, dass euch das Kapitel gefallen hat und freue mich natürlich immer über Rückmeldung.
Was haltet ihr von April ?
Außerdem möchte ich mich für die langsamen Updates entschuldigen, aber ich habe etwas Schreibschwierigkeiten :)
Naja alles Liebe
- ME 9(0^0)9

Behind these WallsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt