Kapitel 12

52 1 0
                                    


Den ganzen Tag über spüre ich die stechenden Blicke der Jungs, ich kann mich kaum konzentrieren und ich bekomme auch langsam Kopfschmerzen. Mein Kopf raucht und ich bin erleichtert endlich aus zu haben. Schnellen Schrittes mache ich mich, durch die Gänge auf den Weg zu den Parkplätzen als plötzlich direkt auf Augenhöhe ein Arm meinen Weg versperrt. 

Genervt schaue ich zu dem Besitzer, welcher mich schleimig anlächelt. „Was willst du Mike ?", frage ich müde. Ich will doch einfach nur nach Hause gehen. Mike hebt abwehrend seine Hände  und meint: „Woah, ganz ruhig Tiger, ich wollte dich nur zu meiner Party am Samstag einladen."  Mittlerweile entspannter erwidere ich: „ Mal sehen ob ich Zeit hab, wird denn irgendwas los sein?" „Schätzchen bei mir ist doch immer was los, ich kann's dir gerne beweisen, falls du etwas Zeit hast. Ansonsten nimm dir die Zeit einfach am Samstag." 

Als er dann auch noch mit einem Auge mir zuzwinkert lache ich auf. Ich tätschle im mitleidig die Schulter und gehe mit den Worten: „ Wir werden sehen."

Auf dem Nachhauseweg fällt mir dann aber leider auf das ich Samstags arbeite, aber vielleicht kann ich ja Bryan bequatschen und er tauscht mich mit einer die Sonntags arbeitet. Zuhause schreibe ich ihm noch bevor ich die Haustür durchtreten habe. In meinem Zimmer gehe ich erstmal meine Verletzungen versorgen. Anscheinend habe ich mir mindestens eine Rippe geprellt, jedenfalls tut jede Bewegung höllisch weh. Ich lasse mir ein Bad ein und nehme noch eine Schmerztablette. Das warme Wasser umhüllt meinen Körper sanft und ich entspanne mich von Sekunde zu Sekunde mehr. Auch den restlichen Tag verbringe ich wie in eine Wolke gehüllt, sodass ich nachts seelenruhig einschlafe.

Müde öffne ich meine Augen, sie fühlen sich schwer an. Ich haue meinen Wecker aus und verfluche ihn kurz etwas, dann stehe ich auf. Was ist denn heute nochmal für ein Tag ? Ach ja Freitag, heute ist ja diese total idiotische Geschäftsessen von meinem Vater. Fertig angezogen gehe ich runter um zu essen, und darf erstaunt feststellen das meine Mutter nicht alleine am Tisch sitzt, nein mein Vater sitzt neben ihr und isst sein Brot. Gefasst betrete ich den Raum und esse auch. Mein Vater schaut kurz auf, nur um wie ein Eisklotz weiter zu essen. Nachdem er seinen Bissen runtergeschluckt hat schlürft er ein bisschen von seinem Kaffee. Wie ich es hasse wenn er das macht, kann er denn nicht einfach mal einen normalen Schluck nehmen, muss ja nicht gleich wie ein Schwein klingen. Auch meine Mutter wirft ihm einen entnervten Blick zu, dann sagt sie zu mir: „Wir haben dich heute in der Schule entschuldigt, du kannst schließlich nicht so aussehen heute Abend. Außerdem möchten wir dir noch ein Briefing über dein heute gewünschtes Verhalten geben." 

Ich nicke leicht, Briefing...pfff wie das klingt. Hallo ich bin eure Tochter, ihr könnt gerne normal mit mir reden! 

Mein Vater nickt nur, seine Haare fallen ihm ins Gesicht. „Vater, soll ich dir vielleicht deine Haare schneiden?", frage ich ihn ohne nachzudenken. Seine Antwort abwartend schaue ich in mein Müsli. Mit einem simplen „Ja" verlässt er die Küche und mir fällt ein Stein von meinem Herzen. 

Die nächsten Stunden sind der Horror, ich muss zwanzigtausend verschiedene Kleider anprobieren, dann werden noch irgendwelche Frisuren getestet und nebenbei wuselt meine Mutter um mich herum und zählt mir in Dauerschleife auf wie ich mich zu benehmen habe.

Am Mittag werde ich von meinem Vater gerufen. Ich wasche seine Haare erst und danach fange ich an sie gleichmäßig kürzer zu schneiden. Geübt arbeite ich bis er schlussendlich wie eine völlig andere Person wirkt. Ich schneide ihm öfter die Haare, da er zu geizig ist zum Friseur zu gehen, also habe ich schon so eine art Routine entwickelt. Auch rasiert habe ich ihn, sodass er im Spiegel jung und sehr attraktiv aussieht. Er betrachtet sich kritisch und nickt schließlich, ich atme auf. „Hast du dir schon ein Kleid ausgesucht ?", fragt er mich überraschenderweise. Ich schüttele leicht den Kopf: „Nein, sie sind alle so festlich, dabei dachte ich es wird nur ein Essen. Aber das sind alles Ballkleider." Er nickt und sagt im gehen: „Es wird ja auch ein Ball." Ich schaue ihm überfordert nach. Na klasse...also muss ich jetzt einen Ball überleben, einen Ball auf dem wahrscheinlichen nur reiche Schnösel ihr Unwesen treiben und alle viel zu viel trinken. Seufzend mache ich mich wieder auf den Weg um weiter Kleider zu testen.Nach einer Ewigkeit sind dann auch endlich mal alle mit meinem Aussehen zufrieden und sie lassen von mir ab, damit ich mich zum ersten mal selber sehen kann. Ich drehe mich gespannt zu meinem Spiegel um und ich staune.

Behind these WallsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt