2

447 16 0
                                    

Ich lege das Geld für unsere Getränke auf die Bar, stelle mein Glas darauf und stehe, mit Iliras Hand in meiner auf. Wir tun so, als wäre Ilira ein kleines Bisschen betrunken. Zu unserem Glück werden wir nicht bemerkt und kommen so auch schnell aus dem Club. 

Ilira und ich atmen erleichtert aus, als wir ein paar Strassen weiter stehen bleiben. "Hast du eine Ahnung wer das bitte war?", frage ich mit einer hörbaren Unsicherheit in meiner Stimme. Zu meiner Enttäuschung aber, schüttelt sie den Kopf. "Er hat kein Rudel, das steht fest.", ergänzt sie. Das habe ich mir zwar schon gedacht, doch jetzt bin ich mir sicher. 

"Wir müssen dem Alpha Bescheid sagen.", sage ich und bekomme nur ein Nicken von Ilira als Antwort. "Wo hast du denn dein Auto geparkt?", will ich von ihr wissen und schon sieht sie mich erschrocken an. "Ines.", sie sieht über meine Schulter und so an mir vorbei, "Ich will da nicht mehr hin." Noch bevor ich auch nur meinen Mund hätte öffnen können, fügt sie hinzu: "Und du gehst da auf gar keinen Fall alleine hin." 

Also ist dieses Thema auch schon geklärt. "Ich rufe meine Mutter an.", murmelt Ilira, während sie auf ihrem Handy schon die Nummer ihrer Mutter sucht. Ja, sie ist schlecht darin, sich Nummern zu merken, genauso wie ich. Ich finde Nummern aber auch total langweilig. 

Dadurch, dass ein Auto vorbeifährt, sehe ich, dass meine Freundin total blass ist. Hätte sie kein Make up aufgetragen, wäre sie jetzt mit einer weissen Wand zu vergleichen. Ihr seht hier, dass auch Werwölfe geschockt werden können, nur nicht von einem gewöhnlichen Menschenmädchen. 

Nicht lange Zeit vergeht, bis auch schon der braune Jeep, von Iliras Mutter, vor uns am Stassenrand anhält. Erleichtert setzen wir beiden Mädchen uns auf den Rücksitz.

Ich muss zugeben, ich bin fast eingeschlafen. Aber hey! Das Recht dazu habe ich eigentlich. Eigentlich. Denn leider, müssen wir erst noch dem Alpha Bescheid sagen und das kann auch dauern, so wie ich ihn kenne.

Wie erwartet, müssen ich und Ilira jedes einzelne Detail beschreiben und erzählen. Iliras Alpha, sein Beta und ihre Mutter, sehen aus, als würden sie die Informationen regelrecht einsaugen. 

Irgendwann muss ich eingeschlafen sein, denn als ich meine Augen aufmache, liege ich in einem weichen Bett. Neben mir spüre ich die träge Energie von Ilira. Und nein, das weiss ich nicht davon, dass ich sie anschaue, sondern weil ich so viel Zeit mit ihr verbringe, dass sich ihre Energie wie meine Eigene anfühlt. 

Mit einer Hand reibe ich mir über die Augen, mit der anderen stütze ich mich beim Aufsitzen. Wir liegen nicht in meinem, noch in Iliras Zimmer. Langsam stehe ich auf und konzentriere mich auf die Energien um mich herum. 

Ich fühle, eine sehr beschäftigte Energie. Dann eine die sich grosse Sorgen macht. Eine weitere, die versucht sich selbst zu beruhigen, dann noch eine, die weiblich zu sein scheint. Schon fast kehre ich wieder zu mir zurück, als mir auffällt, dass da noch zwei weitere Energien sind. Eine der beiden ist total gefasst, während die andere... nervös ist. Aber diese Energie ist sehr schwer zu beschreiben. 

Da nehme ich wahr, dass Ilira auf wacht und mich mit besorgtem Blick beobachtet. Also drehe ich mich um und mustere sie erst mal. "Alles okay?", fragt sie mich, worauf ich nicke. Sie lächelt mir liebevoll zu, bis sie einen Geruch wahrnimmt, der, wie ich an ihrer Energie spüre, sie nervös macht. 

"Und bei dir?", belustigt sehe ich sie an. Ilira hat den Kopf zur Tür gewandt und schnüffelt wortwörlich in der Luft. Jetzt sieht sie mich an und ich ziehe meine Augenbrauen augenblicklich in die Höhe. Ihre Augen haben die blau leuchtende Farbe angenommen, die sie als Wolf hat.

"Mate", knurrt sie nur und stürtzt aus der Tür. 

Wow! Ich glaube jeder normale Mensch wäre jetzt aus dem Fenster gestürmt, doch ich folge meiner Freundin, denn mich hat die Neugierde gepackt. 

Unten angekommen, finde ich Ilira vor, die mit einem Fremden rummacht. Der Fremde, scheint mich gerochen zu haben, denn er beendet das Rumgeknutsche. Stattdessen drückt er Ilira so fest an sich, dass sie erschrocken nach Luft schnappt. Doch der junge Mann, der sehr wahrschenlich Iliras Mate ist, hat seine schwarzen Augen auf mich geheftet. 

Wie vorher konzentriere ich mich auf die Energie. Kaum habe ich das getan, stolpere ich zurück und falle um. Allerdings werde ich im letzten Moment aufgefangen und von einer ebenfalls fremden Person auf meine Beine gestellt. 

Entsetzt starre ich den Mate meiner besten Freundin an, der sie immer noch zerdrückt. Ihn scheint das allerdings nicht zu kümmern, denn er starrt mich ebenso an, wie ich ihn. Nur spiegelt sich in seinen Augen Wut und in meinen, ich bin mir sehr sicher, Angst. 

Die Person hinter mir muss meine Angst hören können, denn seine Energie gleicht der von Iliras Alpha. "Es reicht Jack.", sagt er auch schon bestimmt mit seiner Alphastimme. Wie ich das weiss? Wenn ein Alpha seine Alphastimme benutzt, bebt der Boden. 

Gehorsam, aber nicht ohne mir einen hasserfüllten Blick zu zuwerfen, lässt Jack meine Freundin los, die sofort zu mir kommt und mich besorgt mustert. Nachdem sie sichergegangen ist, dass es mir gut geht, nimmt sie mich in die Arme. 

Das gefällt ihrem Mate ganz und gar nicht. Mit einem tiefen und erschreckendem Knurren nimmt er mir meine Freundin einfach aus den Armen. Echt! Ich weiss, dass Mates sehr besitzergreifend sind, aber das was Jack da gerade getan hat, hätte ich nicht erwartet. 

Ich spüre einen stechenden Blick in meinem Rücken, dann spüre ich eine Hand auf meiner Schulter. Schneller als mir lieb ist, dreht mich der fremde Alpha um. Meine braunen Augen treffen auf, zu Schlitzen zusammengezogene eisblaue Augen. "Du bist ein Mensch.", erkennt er intelligenter Weise. 

Ich ziehe nur eine Augenbraue hoch. "Und du bist ein Werwolf. Und dazu noch ein Alpha.", verblüffe ich ihn und muss grinsen. Der fremde Alpha sieht mich an, als wäre ich kein Mensch, sondern ein Alien. "Ich kann das an deiner Energie spüren.", erkläre ich stolz. 

Verwundert sieht der Alpha über meine Schulter, ich glaube, um sich von meiner Werwolf-Freundin seine Bestätigung zu holen. Er verdreht seine Augen und befiehlt diesem Jack zum zweiten Mal: "Lass deine Mate los, du erdrückst sie." 

Allem Anschein nach, lässt Jack Ilira auch endlich los, denn ich höre sie aufatmen. Auch der Fakt, dass der Alpha vor mir, mich wieder ansieht. "Du kennst also unser Geheimnis. Wie kommt das?" 

Für einen winzigen Moment bin ich verblüfft. Ausserdem spüre ich, dass meine Freundin hinter mir vor Wut nur so brodelt. Im nächsten Moment liegt auch schon ihre Hand auf meiner Schulter. 

Sie fühlt sich unwohl. Mehr als unwohl!           



Der Mate meiner beste  FreundinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt