"Ja und?", frage ich ihn, "Etwas dagegen?"
Der Rulo mustert mich misstrauisch. "Ich traue keinen Menschen.", gibt er zu.
"Tja, dein Pech.", Luis legt mir eine Hand auf den Rücken, "Sie wird nämlich nicht verschwinden. Überhaupt hast du kein Recht um hier anzutanzen und alles auf den Kopf stellen. Wenn es jemand gibt, dem wir nicht vertrauen können, dann bist derjenige du.", anklagend zeigt Luis auf den Werwolf, "Wie heisst du und wo kommst du her?", verlangt der Alpha Luis zu wissen.
Ohne die Augen von mir zu nehmen, antwortet der Fremde, "Ich heisse Nils Knorr und komme von Kanada." "Was hast du getan, dass du deinen Platz im Rudel verloren hast?", will Luis weiter wissen.
Nun nimmt Nils seine Augen doch von mir. "Wer sagt, dass ich jeh ein Rudel hatte?", wirft er zurück. "Du hast es an eine Mate heran geschafft.", erklärt Luis seine Theorie. "Und wer hat gesagt, dass der Mate sie zum Zeitpunkt, an welchem ich zu ihr kam, schon kannte?"
Ich sehe Luis abwartend an. Nils hat da eine sehr gescheite Frage gestellt.
Luis zieht eine seiner Augenbrauen in die Höhe und mustert Nils noch einmal, da ich mir sicher bin, dass er ihn schon mindistens zehn Mal gemustert hat. Er gibt ihm keine Antwort, sondern sieht mich an.
Sein Blick soll mir, glaube ich, sagen: Mach es.
Ich brauche ihn nicht zu fragen was er meint. Er will, dass ich Nils Energie cheke. Er ist zwar nicht mein Alpha, aber ich tue es trotzdem. Schliesslich will ich auch wissen, wieso er hier ist und ob er die Wahrheit sagt oder nicht.
Zum Glück kann ich mich konzentrieren. Es ist nämlich schon sehr oft vorgekommen, dass ich mich eben nicht konzentrieren konnte. Meistens in Stresssituationen. Ich fühle schon nach wenigen Sekunden die Angst von Nils und die klare Unsicherheit von Luis.
"Was tut das Menschenmädchen?", vernehme ich Nils' Stimme, da ich meine Augen geschlossen habe. Vor mir erklingt ein bedrohliches Knurren und ich spüre, dass es sich dabei um Ilira handelt. Neben ihr scheint Jack zu stehen, er ist angespannt, total angespannt.
"Noch einmal, wo kommst du her.", übernimmt nun Fabio die Zügel. In Nils steigt die Wut. Er ist so wütend, dass er Fabio am liebsten eine Fast ins Gesicht schlagen würde. "Nicht.", zische ich leise, aber ich befinde mich unter Werwölfen. "Was?!", fragt Nils perplex. "Ich sagte, nicht.", wiederhole ich mich. "Nicht was?", ich kann spüren, wie sich Nils über mich lustig macht.
"Nicht schlagen.", gebe ich ihm zur Antwort und schon ist der Rulo still. Seinen erstaunten Blick kann ich in diesem Moment auf mir fühlen und muss ein Grinsen unterdrücken. Neben mir höre ich Luis kichern.
"Sie ist kein normales Menschenmädchen oder?", fragt Nils und ich spüre noch immer seinen Blick auf mir, sowie seine Verwunderung. "Nein.", gibt Fabio von sich, "Was willst du in unserem Revier?", kommt er endlich auf den Punkt.
Als hätte Nils Stimmungsschwankungen, ist er jetzt wieder wütend, doch er hat sich unter Kontrolle. "Ich will ein Leben. Mein eigenes Leben", schaubt er, "Ich will nicht mehr davonrennen und mich verstecken vor was auch immer. Ich will nur angenommen werden, so wie ich bin. Hier in der Stadt habe ich eine Stelle als Sportlehrer bekommen, bevor ich wusste, dass es hier Werwölfe gibt, habe ich die Stelle schon angenommen."
Er lügt nicht. Er ist mehr und mehr traurig geworden und hat Bedenken hier bleiben zu können. Ich kann nicht mehr und öffne meine Augen.
Wie ich es gefühlt habe stehen Jack und Ilira, noch immer verwandelt vor mir und beobachten Nils. Neben mir steht noch immer Luis. Sein Blick ist auf Nils gerichtet und auf seiner Stirn hat sich eine tiefe Falte gebildet. Fabio steht noch immer neben dem traurigen Rulo und Nils, der starrt vor sich auf den Boden und verlagert sein Gewicht von einem zum anderen Bein.
Die enorme Traurigkeit, die Nils nun von oben bis unten füllt, treibt mir Tränen in die Augen. Ich schluchze leise auf und schon liegt die ganze Aufmerksamkeit auf mir. Luis will mich schon in den Arm nehmen, da knurrt Ilira. Mit ihrer Schnauze stösst sie den jungen Alpha von mir weg und kuschelt sich an mich.
Von Jack ertönt ein tiefes Knurren, doch er bleibt stehen wo er ist und beobachtet nur.
Wenigstens ein Anfang. Unter Tränen muss ich lächeln. Plötzlich fühle ich zwei starke Arme, die sich um mich schlingen. Fabio, Luis und Ilira geben alle gleichzeitig ein Knurren von sich, doch Nils lässt sich davon nicht beirren. Durch seine Energie weiss ich auch, dass er diese Umarmung braucht.
Unerwartet trifft mich ein Tropfen auf meiner Schulter und ich denke schon es hat angefangen zu tropfen. Ich schaue auf meine Schulter und dann hoch in Nils' Gesicht. Er sieht mich mit einem kleinen traurigen Lächeln an, "Ich will eine Familie.", flüstert er und mir läuft ein Schauer über den Rücken.
So wie Nils aussieht braucht er dringend jemanden, der ihm Gesellschaft leistet. Neben mir ertönt ein sehr dominantes Knurren und Luis zieht mich schon im nächsten Moment von Nils weg. "Du wirst nicht mit einem Mädchen spielen. Hast du das verstanden?", Luis benutzt seine Alphastimme. Das bemerke ich daran, dass Nils zusammenzuckt und seinen Kopf senkt, so wie Jack, der sich natürlich wieder neben seine Mate gestellt hat.
In Nils qualmt wieder die Angst auf, die er schon vorhin verspürt hat. Die Angst nirgendwohin zu gehören. Er beisst sich auf die Unterlippe, dann dreht er sich um und macht Anstalten zu verschwinden.
Mein Herz zieht sich bei diesem Anblick zusammen. Ich denke nicht nach sondern renne zu Nils und halte ihn am Handgelenk auf. Nils schaut mich traurig an. Schon läuft eine Träne meine Wange hinunter. Ja ich kann sehr emotional sein. Der Mann, der vor mir steht ist gebrochen. Er traut sich nicht einmal mir meine Träne wegzuwischen, stattdessen beobachtet er nur, wie sie über mein Kinn rinnt und dann auf den Boden fällt.
Nils entzieht mir seine Hand und sieht mich entschuldigend an. Ich spüre, dass er mich trösten möchte, doch er traut sich nicht. Nicht einmal ein "Tschüss" bringt er hin. Schon wieder dreht er sich um und will gehen, da stehen plötzlich Ilira und Fabio vor ihm. Ilira knurrt leicht, da sie sich noch immer in ihrer Wolfsgestalt befindet, aber Fabio lächelt.
"Nils, es tut mir leid. Wenn du möchtest darfst du dich in unserem Territorium aufhalten.", Fabio sieht mich lächelnd an, "Wenn Ines sich etwas in den Kopf setzt, geschieht das meist auch."
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Der Mate meiner beste Freundin
WerewolfMeine beste Freundin ist ein Werwolf. Wow, das klingt sowas von komisch, aber es ist die Wahrheit. Sie hat es mir einst im Kindergarten gesagt, da habe ich es ihr nicht geglaubt, dann hat sie mir eben ihre Wolfsgestalt gezeigt. Obwohl ich von dann...