Jeden Moment war es soweit, kampfbereit standen wir im Wald verteilt. In kleinen Gruppen, Jasper und Carlisle, Alice, Rose und Esme, Emmett und ich. Meine Nerven waren zum zerreißen gespannt. Meine komplette Aufmerksamkeit lag auf Emmett, der seine Muskeln am ganzen Körper anspannte. Er war definitiv bereit. Es beruhigte mich ein wenig, den Stärksten bei mir zu haben...
,, Links von uns!", schrie Alice plötzlich aus einen paar Metern Entfernung. Augenblicklich sprinteten wir alle los, strikt nach links. Fast sofort erblickte ich ihre rote Mähne, sie rannte und hetzte in Richtung des Reservats. Ich lief so schnell ich konnte, aber Emmett war trotzdem noch vor mir. Er war direkt hinter Victoria und wurde immer schneller, bis er sie endlich packen konnte. Seine Finger in ihre Schulter krallend, versuchte er sie zu stoppen. Aber Victoria schüttelte ihn einfach ab und er flog gegen einen Baum, der sofort knackend nachgab.
Umgehend schaltete sich mein Jagdinstinkt ein, ich sprang über Emmett hinweg, wurde schneller und sah Victoria immer näher vor mir. Ihr rotes Haar wippte auf und ab, was mich noch aggressiver machte. Ich musste sie erwischen, unbedingt!
Mit einem Satz stürzte ich mich auf den Rücken des Vampirs und klammerte meine Arme um ihren Hals.
,, Lass mich los, Miststück", knurrte sie und riss an meinen Armen herum. Trotzdem verlor sie nicht an Tempo. Mit all meiner Kraft versuchte ich meine Arme um ihren Hals zu halten und sie gleichzeitig irgendwie zu stoppen. Ich rammte meine Füße in den Boden und suchte nach Halt, vergeblich.
,, Nenne mich nie wieder Miststück", fauchte ich gefährlich nah an ihrem Ohr und versuchte an den Hals zu kommen, um sie zu beißen.
Überraschend verlor ich plötzlich den Boden unter den Füßen und wurde mit voller Wucht in einen Fluss gestoßen. Victoria hatte sich von mir befreit und war auf die Seite der Wölfe gesprungen, wo das Rudel schon wartete und sie sofort verfolgte.
,, Stopp, sie ist auf ihrer Seite!", hielt Carlisle seine Familie für einen Moment auf.
,, Sie wird entkommen!", kreischte Esme auf dem Vorsprung über mir und stürmte wieder mit den anderen weiter. Ich erhob mich schnellstmöglich und hechtete den Fluss lang. Links von mir die Wölfe und Victoria, rechts meine Familie.
,, Nein, wird sie nicht!", brüllte Jasper und lief mit Emmett an der Spitze, parallel zu Victoria. Mit einem großen Sprung wechselte die rothaarige die Seiten und lief nun vor Emmett hinweg.
,, Pack sie! Pack sie!", schrie ich aus vollem Halse und sprang ebenfalls aus dem Fluss und landete dicht hinter Jasper. Ich überholte ihn sehr schnell und war nun wenige Meter von Emmett und Victoria entfernt.
,, Verdammt Emmett! Greife sie!", donnerte ich versuchte auf gleiche Höhe zu kommen. Unerwartet wechselte Victoria wieder auf die andere Seite.
,, Emmett! Stopp!", wetterte Rose. Er war aber nicht zu bremsen, genauso wenig wie ich und sprang auf die Seite der Wölfe. Ich holte ebenfalls zum Sprung aus, als ich schlagartig an den Armen zurück gezogen wurde.
Dann passierte alles ganz schnell, Emmett wurde von Sam aufgehalten, das Territorium der Wölfe zu betreten und gleichzeitig konnte Victoria fliehen. Sam und Emmett knurrten sich gegenseitig an und mussten sich arg anstrengen einander nicht an die Kehle zu springen.
Erst jetzt fiel mir auf, dass ich noch immer festgehalten wurde.
,, Was soll das!? Ich hätte sie weiter verfolgen können! Ich darf auf die andere Seite! Verdammt, Jasper! Warum tust du so einen Scheiß!?", schrie ich energisch hinaus und blickte zwischen Jasper und Emmett her. Ich bemühte mich Jasper von meinen Armen abzuschütteln und die letzte Chance zu ergreifen. Er hielt mich aber nur noch stärker zurück.
,, Jasper!", keifte ich und zog verzweifelt gegen ihn an.
,, Es wäre zu gefährlich, du solltest sowieso nie mit kommen", antwortete er ruhig, mit einer verletzenden Härte in den Augen. Ich schaute ihn verzweifelt und erschöpft an und bekam kaum mit, wie Emmett aus dem Fluss herausstieg und sich neben uns stellte. Der Rest der Familie stand hinter Jasper.
,, Warum hast du sie festgehalten!", knurrte Emmett nun Jasper an und riss meine Arme aus seinem Griff. Emmetts Augen sprühten Funken vor Wut und er verzog sein Gesicht stark.
,, Das wäre es nicht wert gewesen", antwortete Jasper eintönig.
,, Ich hätte das geschafft, Jasper!", fauchte ich ihn an und stemmte meine Hände gegen seine Brust, um ihn wegzuschubsen.
,, Ja, man! Das hätte sie!", unterstütze mich Emmett.
,, Beruhigt euch, Kinder", versuchte Esme etwas verzweifelt uns zu besänftigen.
,, Du weißt doch selber, dass ich mir nichts sehnlicher wünsche, als Victorias Zeit auf dieser Welt qualvoll zu beenden!", schnauzte ich und ballte meine Hände aufgebracht zu Fäusten. Nun trat auch Carlisle vor.,, Sam, an so etwas solltest du nicht einmal denken. Jasper hat richtig gehandelt, es wäre zu gefährlich gewesen. Für alle beteiligten", sagte er gefasst und musterte uns genau.
Natürlich, Edward redete mir etwas ein, wofür ich im Endeffekt wieder Ärger bekam. Dieses Mal war mir aber die Belehrung von Carlisle vollkommen egal, ich war unglaublich wütend.,, Ich hätte es geschafft", meinte ich tonlos. Ich blickte zu Alice, um eventuelle Hilfe zu bekommen, aber sie reagierte nicht.
,, Alice?", fragte ich hoffnungsvoll. Ich hatte nicht auf ihre Visionen geachtet, somit musste ich ihr nun vollkommen vertrauen.
,, Jasper hat richtig gehandelt." Nicht mehr und nicht weniger sagte sie. Alice drehte sich einfach um und ging, genauso wie alle anderen. Bis auf Emmett.
Völlig durcheinander schaute ich zu ihm hoch.,, Ich war mir so sicher, dass wir es schaffen", flüsterte ich in die nächtliche Stille.
,, Keine Sorge, du wirst noch deine Chance noch bekommen", erwiderte er und zwinkerte mir leicht zu.,, Lass uns auch nach Hause gehen", hängte er hinterher. Ich nickte nur, begleitete ihn den Weg und dachte über das eben geschehene nach.
Das konnte doch nicht wahr sein, einer der einzigen Chancen dieses Weib zu fassen, war hinüber.Kaum waren wir Zuhause stürmte ich ins Wohnzimmer, wo ich Jasper vermutete.
,, Lass das gefälligst nächstes Mal meine Entscheidung sein!", knurrte ich bedrohlich, ,, Das war der falsche Augenblick um den Helden zu spielen!"
,, Beruhige dich doch verdammt nochmal, Sam! Wir haben alle schlechte Laune!", zischte Rose von der Seite.
,, Ist schon in Ordnung, Rose", beruhigte Jasper sie und wand sich dann wieder mir zu, ,, Kleine, ich bin nicht der, der den Helden spielen wollte. Du musst nachdenken, bevor du handelst. Was hätten wir bitte tun sollen, wenn Victoria dich erwischt hätte und nicht andersherum? Leg nicht alles aufs Spiel, nur um deine Rache zu bekommen."
Ich hasste Jasper gerade so unheimlich dafür, dass er recht hatte. Er hatte absolut recht. Deshalb guckte ich ihn auch nur sprachlos an.
,, Alles gut", nickte er lächelnd. Eine Welle von Beruhigungen durchströmte mich und ich atmete entspannt durch.
,, Hm", nickte ich ebenfalls. Jasper ging mit fiesen Methoden vor, mit sehr fiesen.Den Rest der Nacht verbrachte ich mit meiner Familie. Es herrschte eine lockere und fröhliche Stimmung, trotz der Niederlage ein paar Stunden zuvor. Ungewöhnlich, vielleicht half Jasper nach. Zumindest zu Beginn des Abends, da war ich mir sicher.
Ich wüsste nicht, wie ich es beschreiben könnte. Es lag diese Stimmung in der Luft, die einem einfach lachen ließ. Noch nie zuvor war ich glücklicher, Teil dieser Familie zu sein. Ich hatte es nie so gesehen, aber es war wirklich ein Geschenk eine Cullen zu sein. Als Tochter von Carlisle und Esme, Schwester von Alice, Rose, Jasper, Emmett und Edward zu leben machte mich in diesem Augenblick einfach nur stolz. Dabei kam ich damals als Fremde in diese Familie, sie hätten mich nicht retten und aufnehmen müssen. Sie waren nie zu etwas verpflichtet und trotzdem haben sie mir ein neues Leben ermöglicht.
Angenommen ich hätte damals überlebt, brachte mich alleine diese Vorstellung, dass ich als Mensch auf die High School gekommen wäre und sie mich wie fast alle anderen sterblichen Schüler ignoriert hätten, total fertig. Ich wäre ihnen wahrscheinlich aus dem Weg gegangen, verwundert über ihr übernatürliches Auftreten. Sie hätten in mir nichts anderes gesehen als in jedem anderen Schüler.
,, Sam, was ist los?", riss mich Jasper aus meinen Gedanken. Wahrscheinlich waren meine Gefühle gerade ziemlich emotional geworden. Auch die anderen sahen mich nun an.
,, Habe ich mich eigentlich je bei euch bedankt?", fragte ich lächelnd. Ich sah in sechs fragende Gesichter.
,, Aber wofür denn, Liebes?", wollte Esme wissen.
,, Na ja... für alles. Ich meine, ich war damals eine komplett fremde Person und ihr habt mich zu euch genommen. Ihr habt mir ein neues Leben geboten, obwohl ihr mich nicht einmal kanntet. Ich kann es gar nicht in Worte fassen, ich bin euch allen so unendlich dankbar. Wirklich."
Ich schluckte. Gott, ich liebe meine Familie so sehr. Ich sah durch die Runde, jeder schien zu überlegen, was jetzt angemessen war zu sagen.
,, Ach, komm her, Krümel", brach Emmett das Schweigen. Er zog mich vom Stuhl hoch und in eine feste Umarmung.
,, Du musst dich für absolut nichts bedanken, Kleines", raunte er und ließ mich wieder los.
,, Es war selbstverständlich, dir eine Chance auf ein neues Leben zu geben. Ich bin sehr froh, dass wir damals so entschieden haben", meinte nun auch Carlisle und umarmte mich ebenfalls, ,, meine Tochter..."
Danach fiel ich den anderen Familienmitgliedern in die Arme, Esme drückte ich wahrscheinlich fester als jemals zuvor. Jasper und Alice waren einfach klasse. Ich drückte die beiden so fest, als würde ich sie nie wieder sehen.
Dann blieb noch Rose und ich war mir tatsächlich nicht sicher, wie sie die ganze Sache hier sah. Schließlich kannte ich mittlerweile ihren Standpunkt zum ewigen Leben.
,, Komm her, kleine Schwester", schmunzelte sie und zog mich in ihre Arme. Wenn ich jemanden nicht sehr häufig umarmte, kamen mir die Umarmungen wertvoller vor. Rosalie sah es an diesem Abend genauso. Da war ich mir sicher.
Nun fehlte nur noch Edward, er würde am Nachmittag wieder kommen. Aber auch ohne ihn wurde es noch ein perfekte Nacht. Victoria war für heute vergessen.
Es zählte nur der Moment.
DU LIEST GERADE
Ein Kampf um Respekt und Unsterblichkeit? -Die neue Cullen (Twilight fanfiction)
FanfictionAls Küken der Familie hat es Samantha Cullen nicht leicht. Sie wohnt mit sieben weiteren Vampiren unter einem Dach, schlägt sich Tag für Tag durch Geschwisterkriege, Wolfsangelegenheiten und durch stressige Teenager-Probleme. Ganz nebenbei will eine...