Am Abend verteilten sich alle im Haus, Alice und ich machten es uns auf dem Sofa im Wohnzimmer bequem. Alice redete munter drauf los, bei mir kamen allerdings immer wieder Bedenken hoch. Was war, wenn diese Armee uns wirklich angreifen würde? Würden wir da alle unbeschadet wieder raus kommen? Wieso gab es überhaupt eine Armee und was wollte sie erreichen?
,, Was ist los, Sam?", riss sie mich aus meinen Gedanken und setzte sich fordernd in einem Schneidersitz vor mich. Nachdenklich strich ich mir ein paar Strähnen aus dem Gesicht. Meine Schwester müsste mir doch einige meiner Fragen beantworten können, oder?
,, Weißt du mehr über die Armee, die sich anscheinend bildet? Mir macht das Angst... Ich habe überhaupt keine Vorstellung, was auf uns zukommen würde, falls die Viecher uns angreifen. Ich meine, was wäre wenn jemand von uns deshalb getötet wird?", überlegte ich laut und biss mir nachdenklich auf die Zunge. Ich wollte lieber, dass demnächst alleine zur Schule zu gehen, mein größtes Problem blieb.
,, Ich weiß nicht, ob sie uns wirklich angreifen wollen... ich mache mir eher Gedanken, wer für diese Armee verantwortlich ist." Sie sah ungewöhnlich ernst aus. Es war ernst.
Ich nahm kaum wahr, wie eine Etage unter uns die Haustür zu geschmettert wurde. Erst als ein gereizter Edward ins Wohnzimmer trat, wurde mir die Lage bewusst. Er war vorhin losgefahren, um seine Freundin abzuholen. Seine Gedanken sprühten förmlich Funken... Er wollte Jacob umbringen, ihn zerfetzen.
,, Dieses hinterhältige Schwein", knurrte er und ballte seine Hände zu Fäusten.,, Der Köter hat Bella geküsst und ihr die Hand gebrochen... Ich bin so wütend!", donnerte er und unterdrückte, irgendwo gegen zu schlagen.
,, Ihr die Hand gebrochen?", fragte ich.
,, Bella hat den Kläffer geschlagen."
,, Na, anscheinend eher versucht", grinste ich süffisant. Bei so einer Nachricht konnte ich nicht ernst bleiben. In diesem Moment stieß Jasper zu uns, er strahlte Ruhe aus, trotzdem brodelte Edward weiter vor sich hin.
,, Jasper, nimm doch bitte Edward mit. Sonst platzt er uns hier gleich noch und ich habe absolut keine Lust die Schweinerei wieder aufzuwischen", bat ich ihn und entfernte mich gleichzeitig ein paar Schritte von Ed.
,, Es reicht, Sam", meinte Jasper mit leicht tadelndem Blick und ging dann mit Edward raus. Es tat mir ja ein wenig leid... Auch wenn ich es ziemlich bedenklich fand, dass Isabella sich durch die Weltgeschichte knutschte.
,, Edward hat es wirklich nicht leicht mit dir", schmunzelte Alice neben mir. ,, Aber er weiß, dass ich ihn lieb habe", erwiderte ich überzeugt, und als wäre es eine Entschuldigung.
Alice lachte über die Aussage.Der Tag zog schnell an mir vorbei, ich dachte viel über diese Armee nach und schaute kurz bei Seth vorbei. Er hatte momentan kaum Zeit, war ständig mit dem Rudel unterwegs. Gleichzeitig verbrachte ich mit meiner Familie mehr Zeit denn je.
Bevor ich es also merken konnte, war es schon wieder dunkel geworden und die Nacht war eingebrochen. Nachdem ich den frühen Abend bei Jasper verbracht hatte, was wirklich sehr entspannend für mich gewesen war, verweilte ich jetzt in meinem eigenem Zimmer. Ich hing dem Gespräch mit Jasper noch etwas hinterher. Immer wenn ich mit ihm im Kontakt war, fühlte sich mein Körper so erholt an. Außerdem war Jazz wesentlich ruhiger als Emmett und gleichzeitig auch viel unkomplizierter als Edward. Jasper war mir sehr wichtig, er war für alles offen und stärkte mich immer wieder, aber ich fühlte bei ihm in letzter Zeit immer eine gewisse Ernsthaftigkeit, die bei keinem anderen aus der Familie vorkam. Vielleicht lag es an seiner Vergangenheit, er blieb in einigen Situation diskret. Er dachte diese Tage mehr an seine Vergangenheit als sonst, machte sich Vorwürfe und wurde gleichzeitig ernster und beschützender mir gegenüber. Das zeigte mir, dass meine Sorge über die Armee vollkommen begründet war.
Ein melodisches Geräusch riss mich aus meinen Gedanken. Augenblicklich setzte ich mich auf in einen Schneidersitz und schloss die Augen. Edward spielte wieder an dem Flügel. Es klang anders als sonst, auf irgendeine Weise emotionaler.
Ich zog tief Luft ein und hielt sie für einige Sekunden. Auch wenn ich nicht atmen musste, hatte ich es mir angewöhnt. Zum einem, um keine Aufmerksamkeit zu erregen und zum anderen behielt ich dadurch ein Stück mehr Menschlichkeit. Es tat gut die frische Waldluft durch mein offenes Fenster zu riechen. Ich nahm einige Eichhörnchen und Vögel wahr, so war es eigentlich immer.
Mit Schwung hievte ich mich von meinem Sofa hoch und strich mir synchron ein paar Haare aus dem Gesicht. Meine Hände vergrub ich tief in der Tasche meines weißen Lieblingshoodies und die angelehnte Tür öffnete ich mit dem Fuß. Leichtfüßig tapste ich dann die Treppe hinunter, im Haus waren einzig die klaren Töne des Flügels zu hören. Ich wusste nicht, was die anderen machten oder ob sie überhaupt da waren.
Im Türrahmen blieb ich schließlich stehen und lehnte mich leicht an. Beim Beobachten von Edward, der mit dem Rücken zu mir saß, musste ich leicht lächeln. Das war wirklich seine Leidenschaft. Musik gehörte zu ihm.
Das Lied endete langsam und er spielte genussvoll die letzten Töne, bevor er sich zu mir umdrehte.
,, Hallo", hauchte er entspannt und rückte ein wenig auf seinem Klavierhocker nach links.,, Setz' dich", bat er mich. Schweigend setzte ich mich neben ihn, verfolgte seine Finger, während sie erneut über die Tasten wanderten.
,, So schön", wisperte ich. Langsam sah ich von seinen Händen zu seinem Gesicht auf, er strahlte eine für ihn ungewöhnliche Ruhe aus. Seine Gesichtszüge waren entspannt und weich, wenige Sekunden später schloss er die Augen. Dennoch spielte er fehlerlos weiter.
Auch wenn gerade alles friedlich war, umgab uns eine Melancholie, die sich aber durch die Klaviermusik irgendwie richtig anfühlte. Selbst wenn ich diese Stimmung nicht mochte, wirkte sie ungewöhnlich wohltuend auf mich.
Viel zu schnell endete das nächste Lied und Edward atmete tief aus.
,, Schön, dass du gekommen bist", lächelte er und öffnete seine Augen. Stumm nickte ich.
,, Ich habe Angst, Edward...", murmelte ich einige Sekunden später.,, Und bitte sage mir nicht, dass ich mir zu viele Gedanken mache. Denn ich bin mir ziemlich sicher, dass etwas passieren wird. Gott... ich weiß einfach nicht, was ich machen soll. Ich bin so machtlos, so viel schwächer als ihr alle und -", schüttete ich meine ganzen Bedenken aus.
,, Ssscht", unterbrach Edward mich flüsternd und sah mir tief in die Augen.
,, Du verstehst mich doch, oder?"
Edward nickte schwer.,, Ich habe auch Angst, Sam. Meine Gedanken malen sich jede Sekunde aus, was sein würde, wenn ich jemanden verlieren würde."
Mehrere Minuten saßen wir einfach nur da, still und nachdenklich.
,, Spiel doch bitte noch etwas", brach ich die Stille und drückte zur Veranschaulichung eine Taste.
Er legte seine Hände erneut auf das Klavier und begann zu spielen.
Ich lehnte mich leicht gegen ihn und genoss die Musik.
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Ein Kampf um Respekt und Unsterblichkeit? -Die neue Cullen (Twilight fanfiction)
FanfictionAls Küken der Familie hat es Samantha Cullen nicht leicht. Sie wohnt mit sieben weiteren Vampiren unter einem Dach, schlägt sich Tag für Tag durch Geschwisterkriege, Wolfsangelegenheiten und durch stressige Teenager-Probleme. Ganz nebenbei will eine...