Auf die Knie

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Ich wünschte die letzten Minuten würde aus meinem Gedächtnis verschwinden, aber nun stand ich endlich wieder auf gewohntem Umfeld mit gewohnten Leuten.
Emmett und ich waren nach unserer kleinen Erledigung zum Trainingsplatz gelaufen, heute Nacht trainierten wir das letzte Mal und den morgigen Tag würden wir mit jagen verbringen. In einem entfernteren Wald, wo es größere Tiere gab.
Sekunden nach uns kam der Rest meiner Familie an, die Wölfe trainierten nicht mit, seit dem kleinen Unfall vom letzten Mal.
,, Wie war es bei Olivia?", fragte Alice und stellte sich direkt vor mich.
,, Wie war das Essen, ist eine viel wichtigere Frage", grinste Edward hinter Alice und verschränkte seine Arme. Der Gute war ohne seine Bella aufgetaucht, komischerweise aber trotzdem als einziger mit dem Auto gekommen.
,, Ha, ha, ha...", lachte ich sarkastisch. Amüsiert zog mein Bruder seine Mundwinkel hoch.
Emmett legte seinen Arm um meine Schulter und gab Alice eine Antwort.,, Es war gut, wirklich. Joel ist sehr sympathisch. Aber dreimal dürft ihr raten, wer noch da war."
,, Also eurem Geruch nach zu beurteilen, ein Wolf", presste Rose hervor und gab Emmett einen bösen Blick. Unschuldig hob er seine Hände.,, Ich kann da nichts für."
,, Ja, Paul war da. Olivia und er werden wohl etwas ernster, jetzt wo er sich auf sie geprägt hat. Ich finde es gut, Liv braucht so jemanden", erklärte ich.
,, Das klingt wunderbar, aber die Nacht dauert nicht ewig, Kinder. Jasper, fang bitte an", unterbrach Dad uns.
,, Na gut, los geht's!" Jasper klatschte in die Hände.,,Wir haben nicht viel Zeit, wir trainieren gleichzeitig. Carlisle und Emmett, Rose und Edward, Alice und Esme, Sam und ich", erklärte er angespannt und drehte sich am Ende zu mir. Die Gruppe teilte sich, um jeweils baumfreie Plätze zu finden. Jasper und ich trainierten auf dem Platz von gestern.
,, So, Kleine, erinnerst du dich an die Regeln?" Er stellte sich mir gegenüber und trat einige Schritte zurück. Regeln war auch ein guter Ausdruck. Brichst du sie, bist du tot.
,, Nicht von vorne angreifen", gab ich wieder und trat einige Schritte beiseite um nicht direkt in seiner Laufbahn zu stehen.
,, Sehr gut, was noch?" Nachdenklich runzelte ich meine Stirn, der Kerl hatte sogar seine Gedanken unter Kontrolle.,, Ähm, ah-ääh, sie dürfen nie die Arme um dich legen, weil sie so stark sind, dass sie dich sofort zerquetschen könnten", antwortete ich, als es mir endlich einfiel. Jazz zuckte mit seinen Augenbrauen und sprintete dann auf mich zu.
,, Hey, ich bin nicht bereit!", schrie ich panisch und versuchte schnellst möglich in eine stabile Position zu kommen. Bevor ich meinen Gedanken überhaupt beenden konnte rannte mein Bruder in mich rein und warf mich zu Boden. Mein Körper hinterließ einen tiefen Abdruck in dem festen Waldboden.
,, Neugeborene sind ungeduldig, sie warten nicht darauf, dass du kampfbereit bist. Sie sehen dich, sie töten dich. Ganz einfach. Konzentriere dich."
Grummelnd hievte ich mich hoch. Ich wollte die Erde von meinem Pulli abklopfen, aber Jasper packte mich an den Schultern und schubste mich ein paar Meter nach hinten.
,, Stopp!"
,, Keine Zeit, konzentriere dich." Seine Stimme war bestimmt und ruhig, er ging in Kampfstellung und gab mir ein paar Sekunden. Dieses Mal nutzte ich es und stellte meinen linken Fuß nach hinten, ging etwas in die Knie und hob meine Arme zum Schutz. Meine Muskeln standen unter Hochspannung.
,, Sam, bewege dich. Du kannst nicht einfach auf der Stelle stehen bleiben", kritisierte Jasper mich sofort und sah mich ernst an.
,, 'Tschuldigung, so viel auf einmal..."
Ein Fuß nach dem anderen bewegte ich mich nach links, Jasper nicht aus den Augen lassend. Unbeeindruckt schüttelte er den Kopf und griff dann an. Dieses Mal wich ich seinem ersten Schlag aus und parierte den zweiten. Ich duckte mich unter dem nächsten und sprang dann einige Meter nach hinten.
,, Nicht weglaufen. Sie sind schneller", kommentierte mein Bruder und sprang erneut auf mich zu. Überfordert rutschte ich mit dem Kopf und den Armen voraus unter seinen Beinen durch und richtete mich schnell hinter ihm wieder auf. Ich holte hinter ihm aus, um ihn in den Rücken zu treten, aber er drehte sich um und fasste meinen Fuß am Knöchel. Mit einer schnellen Bewegung schleuderte er mich in den nächsten Busch. Die Dornen, die darin versteckt waren verfingen sich in meinem Pullover und rissen Löcher in ihn.
,, Wehr dich!"
Gedemütigt duckte ich mich in dem Strauch und rupfte die Dornen aus meinem Pullover und meiner Hose. Ich würde einfach hier sitzen bleiben, Jasper war ein viel zu starker Gegner, nicht zu vergleichen mit Emmett. Es war tatsächlich die Technik.
Plötzlich kam eine Hand durch die Sträucher, packte mich am Kragen und zog mich aus dem Dornenbusch. Jasper hielt mich an der Kehle und hob mich in die Luft.
,, Jasper, ich kann nichts machen", knurrte ich überstrapaziert. Mit meinen kraftlos anfühlenden Händen versuchte ich seinen Griff zu lösen.
,, Verteidige dich verdammt nochmal und greife mich dann an!", donnerte er und ließ mich auf den Boden fallen. Was war in ihn gefahren, er war unglaublich ernst. Seine Augen schauten bedrohlich auf mich hinab.
Belehrt stand ich dieses Mal sofort auf und schlug ihm mit meiner rechten Faust fest auf die Wange. Sein Kopf bewegte sich wenige Millimeter, dann starte er mich wieder an.
Seine Arme waren wieder im Flug, um mich zu treffen. Mit zwei schnellen Bewegungen parierte ich beide und sprintete so schnell ich konnte hinter ihn. Ein Sprung hätte zu lange gedauert und so hatte ich einen Sekundenbruchteil länger, um meine Arme um seinen Hals zu legen. Ich kreuzte meine Arme direkt vor seiner Kehle und versuchte ihn tiefer zu Boden zu ziehen, da ich meine Füße gerade so auf den Boden stellen konnte. Sein Rücken krümmte sich ein wenig durch meinen Druck, angestrengt versuchte ich seinem Widerstand zu trotzen und ihn zu Boden zu zwingen. Seine Hände versuchten meine Arme von seiner Kehle zu lösen. Als er merkte, dass meine Arme zu sehr verklammert waren, fasste er mit seinen Händen nach hinten an meine Schulter und zog mich mit Schwung über seinen Kopf und danach in den Boden. Schnell kniete er sich mit einem Bein auf meinen Oberkörper und hielt meine Arme an Ort und Stelle.
,, Du musst schneller werden, der Angriff von hinten war gut aber du musst mich mit Schnelligkeit und Druck auf den Boden kriegen. Wenn etwas länger als eine Sekunde dauert, bist du tot."
Deprimiert und mit verzogenem Gesicht sah ich zu ihm hoch.
,, Geh von mir runter", murrte ich. Jasper sprang von mir und landete elegant auf dem Boden. Ich selber rappelte mich weniger geschickt auf und bekam dann noch einen strengen Blick von Jasper.
,, Das wird eine lange Nacht, Sam."

Ein Kampf um Respekt und Unsterblichkeit? -Die neue Cullen (Twilight fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt