Mit gesenktem Kopf und einem unschuldigem Lächeln im Gesicht drehte ich mich um.
,, Hi Dad", flüsterte ich mit einem großen Kloß im Hals.
Er schaute mich ernst und streng an.
,, Rein mit dir", befahl er und zeigte in Richtung der Haustür. Schnell huschte an ihm vorbei und wollte eigentlich direkt in mein Zimmer laufen.
,, Sam, komm her!"
Geknickt ging ich wieder zurück in den Eingangsbereich. Ich hatte noch nie Ärger von Carlisle bekommen, er war immer der Verständnisvolle. Ich konnte ihn mir auch nicht sehr wütend vorstellen...
,, Tut mir leid, dass ich etwas später gekommen bin", entschuldigte ich mich etwas eingeschüchtert von Carlisles Blick.
,, Ein bisschen später ist gut! Du bist mehr als eine Stunde später gekommen."
,, Ja, ich weiß..."
,, Es ist nicht so, dass ich dir den Spaß verderben möchte aber du hast dich genauso an die Regeln zu halten, wie alle anderen auch. Du bist erst 15", erklärte er mir wieder ruhiger, trotzdem noch mit ernster Mine.
,, Erst 15? Ich bin fast 16! Außerdem braucht ein Vampir keinen Schlaf!", protestierte ich.
,, Du hast dich trotzdem an die Regeln zu halten, Samantha!"
Oh oh, er nannte mich beim vollen Namen...
,, Ich schiebe das jetzt einfach mal auf die Pubertät aber erlaubst du dir so etwas erneut, wird es Konsequenzen geben!", mahnte er.
Etwas erstaunt nickte ich. So kannte ich ihn gar nicht.
,, Geh jetzt", meinte er dann, allerdings lächelte er wieder warm. Das verstärkte mein schlechtes Gewissen...
,, Tut mir wirklich sehr leid, Dad", gestand ich peinlich berührt.
,, Es ist in Ordnung, so lange es das erste und letzte Mal war", betonte er noch einmal und schob mich dann die Treppe nach oben.Immer noch etwas überrascht von Carlisle Reaktion lief ich in Richtung meines Zimmers. Auch wenn es fies klang, es wäre mir lieber gewesen, wäre Edward da gewesen. Ihn hätte ich ohne schlechtes Gewissen ignorieren können... Aber nein, er musste Carlisle schicken.
,, Ach, mich hättest du ignorieren können?", knurrte Edward, der gerade aus seinem Zimmer gekommen war. Sein Zimmer lag direkt neben meinem, daher hatte ich diese Situation schon ziemlich oft erlebt.
,, Wahrscheinlich", meinte ich schulterzuckend und drückte meine Türklinke runter.
,, Wir hatten doch eigentlich eine Zeit abgemacht, oder?", hielt er mich zurück und schloss die Tür wieder vor meiner Nase.
,, Was soll das!", motzte ich ihn an.
,, Sei leise, Bella schläft!", zischte er zurück. Jetzt öffnete er meine Zimmertür, trat ein und zog mich hinterher. Genervt schloss er die Tür hinter sich.
,, Oh, die Arme", stöhnte ich voller Ironie.
,, Du stinkst ganz schön nach Wolf, Sam. Lief da heute Nacht mehr?"
Mit weit aufgerissenen Augen blickte ich ihn an. So eine Frage sollte niemand je vom Bruder gestellt bekommen.
Natürlich war dieser Abend nichts besonderes passiert aber trotzdem kamen mir augenblicklich ein Haufen von mehr oder weniger intimen Erinnerungen mit Seth in mir hoch.
,, Du bist erst 15!", schmetterte er und zeigte mir einen Vogel. Ehrlich, so intim waren die Erinnerungen auch nicht... Küssen und kuscheln durfte man doch wohl.
,, Ich bin fast 16!", knurrte ich. Musste denn jeder auf meinem Alter herumhacken? Selbst Carlisle hatte das heute schon einmal erwähnt.
,, Ach, das mit Carlisle haben wir alle schon durch. Während der Pubertät ist er besonders streng und achtet noch mehr auf die Regeln. Du solltest auch in Zukunft mehr auf mich hören..."
,, Pubertät?!"
,, Natürlich, du bist mittendrin mit deinen 15 Jahren."
,, Fast 16!", korrigierte ich genervt und schmiss mich auf mein Sofa.
Konnte man als Vampir überhaupt in die Pubertät kommen? Es gab doch schließlich keine nervenden Hormone mehr.
,, Sam, du wirst erst in drei Monaten 16! Glaub mir, irgendwann willst du gar nicht mehr wissen, wie alt du eigentlich bist."
,, Edward?"
,, Was ist?", schnaufte er genervt und ließ sie neben mich auf das Sofa fallen.
,, Ich will nicht alleine zur Schule gehen, wenn ihr alle den Abschluss habt", seufzte ich.
Etwas verwirrt über den Themenwechsel, beruhigte mein Bruder sich wieder und zog mich zu sich.
,, Wenn es sein muss, dann bringe ich dich jeden Morgen höchstpersönlich zur Schule und hole dich auch wieder ab aber hingehen musst du trotzdem, Süße", sagte er.
Wo kam der Sinneswandel her?
,, Denk einfach mal nichts." Er lächelte mich schief an.
,, Bei deinen Stimmungsschwankungen ist das echt nicht leicht, alter Mann!", kicherte ich.
,, Alter Mann?!" Er zog eine starke Grimasse. Dann wurde er schlagartig wieder ernst.
,, Im Ernst, Sam. Hör auf die Regeln und versuche nicht jeden zu überstrapazieren."
,, Edward, du nervst."
,, Ich kann gerne wieder gehen", meinte er triumphierend.
,, Geh ruhig zu deiner schlafenden Freundin. Habe ich kein Problem mit", stellte ich schulterzuckend klar.
,, Grmpf...", knurrte er in sich hinein und ging.Manchmal verstand ich ihn echt nicht. Immer diese Stimmungsschwankungen, aber wahrscheinlich war das unter Geschwistern einfach so.
Kurz darauf vibrierte mein Handy, eine neues SMS.
Sie war von Seth, er fragte, ob alles in Ordnung sei. Kopfschüttelnd schrieb ich ihm zurück, dass er sich keine Sorgen machen musste.
Dann schmiss ich mein Handy in die nächst beste Ecke und ging nach unten ins Wohnzimmer.
Es saß glücklicherweise niemand dort, also legte ich mich aufs Sofa und schaltete den Fernseher an. Da es Nachts war, liefen immer besten Filme. Horror und so weiter...
Ich zappte gerade durch die Kanäle als ich am Nachrichtensender hängen blieb.
Es wurde über einem Haufen von Angriffen in Seattle berichtet. Menschen sollen von wilden Tieren angegriffen worden sein...
,, Das werde ich weiter verfolgen müssen. Ich hoffe, es wird nicht schlimmer", meinte plötzlich Carlisle nachdenklich hinter mir. Ich drehte mich zu ihm um.
,, Sind das Vampire?"
,, Höchst wahrscheinlich aber sie sind so unkontrolliert. Vielleicht sind es auch Neugeborene."
Besorgt schaute ich ihn an. Warum jagten sie so auffällig?
Bevor ich das fragen konnte, platzte Edward ins Gespräch.
,, Carlisle, ich werde mit Bella nächstes Wochenende zu ihrer Mutter fliegen. Bella muss nicht dabei sein, wenn sie kommt."
,, Wenn wer kommt?", mischte ich mich ein.
,, Wirst du schon noch mitkriegen", stöhnte er genervt und wand sich wieder an Carlisle.
,, In Ordnung, Edward. Wir schaffen das schon", zuversichtlich lächelte Carlisle. Was schaffen wir?
,, Sam", brummte Edward auf meinen Gedanken. Warum war er immer so mies gelaunt?
,, Wo wohnt Isabellas Mutter?", fragte ich.
,, Arizona."
,, Denkst du nicht, dass es dort etwas zu sonnig für dich ist?", fragte ich spöttisch.
,, Ich schaffe das schon!"
,, Warum wollt ihr da überhaupt hin?"
,, Bella will sich bei ihrer Mutter verabschieden..."
Er stand eindeutig nicht dahinter, dass sie verwandelt wird. Ich allerdings auch nicht, wahrscheinlich aber aus anderen Gründen als er.
,, Halt dich zurück!", fauchte er und kam näher zu mir. Aus Reflex stand ich sofort aus.
,, Edward, Samantha beruhigt euch", sagte Carlisle mit ruhiger Stimme aber wir ignorierten ihn.
,, Wieso soll ich mich zurückhalten?! Ich habe keine Lust, für immer mit ihr zusammenzuleben!", schnauzte ich ihn an.
Ich hatte es mal wieder geschafft, mein Bruder war auf 180.
,, Akzeptiere es! Du kannst sowieso nichts daran ändern! Irgendwann werde ich hier eh ausziehen!", brüllte er.
,, Du willst doch auch nicht, dass Isabella verwandelt wird! Niemand will es aus der Familie! Warum überlässt du sie nicht einfach den Volturi?! Sie würden schon etwas mit ihr anfangen können!", schrie ich. Ich war so wütend!
,, SAM!", erhob Carlisle jetzt seine Stimme und schaute mich drohend an. Vor Schreck ging ich ein Schritt zurück und stieß genau gegen Edward.
Er guckte mich noch böser an.
Vielleicht war ich zu weit gegangen... Trotzdem war ich einfach noch zu wütend, um jetzt still sein zu können. Ich schrie mich jetzt erst recht in Rage.
,, Was ist? Mir würde es nichts ausmachen!", schmetterte ich Edward ins Gesicht.
,, Denkst du das, Sam?! Ich sage dir nur eins, halt dich zurück!", keifte Edward und war kurz davor, wieder Handgreiflich zu werden. Diesmal stand bloß Carlisle dabei.
,, Raus mit euch! Alle beide!", unterbrach er unseren Streit und schob uns aus dem Wohnzimmer.
,, Edward, du bist so ein Arsch! Isabella hat dich so verändert!", brüllte ich, während Carlisle uns noch immer an der Schulter hielt, damit wir uns nicht ansprangen.
Carlisle hatte bloß nicht mit einer so heftigen Reaktion von Edward gerechnet.
Urplötzlich riss mein Bruder sich los und stürzte sich auf mich. Wir flogen ein paar Meter, er fasste mich fest an den Schultern und rüttelte mich.
,, Sei leise!", schrie er immer wieder.
Überfordert ließ ich es mir gefallen. Seine Augen funkelten vor Wut.
Mit einem Ruck wurde er dann von mir gezogen. Carlisle packte ihn an der Schulter und brachte ihn raus.
Schockiert lag ich auf dem Boden.
Was war hier gerade passiert? Hatte ich ihn zu weit genötigt?
,, Sam!", kreischte Alice, als sie zu mir kam und sich neben mich kniete. Jasper stand hinter ihr und blickte mich ernst an. Sie hatten bestimmt alles mitbekommen...
,, Ich bin zu weit gegangen", versuchte ich den beiden zu erklären.
Jasper sah besorgt zu mir runter.
,, Genauso hat es sich auch angehört", bestätigte eine kleine piepsige Stimme. Ich schaute an Jasper und Alice vorbei an die Tür. Isabella stand dort. Sie machte einen eingeschüchterten aber trotzdem entschlossenen Eindruck.
,, Dass du dich das überhaupt noch traust", knurrte ich und sprang vom Boden auf. Ich kam bedrohlich auf sie zu, sie wurde immer kleiner und fing etwas an zu zittern. Letztendlich lief ich aber an ihr vorbei und rempelte sie nur hart an.
Komplett verkrampft ging ich dann an die frische Luft.
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Ein Kampf um Respekt und Unsterblichkeit? -Die neue Cullen (Twilight fanfiction)
FanfictionAls Küken der Familie hat es Samantha Cullen nicht leicht. Sie wohnt mit sieben weiteren Vampiren unter einem Dach, schlägt sich Tag für Tag durch Geschwisterkriege, Wolfsangelegenheiten und durch stressige Teenager-Probleme. Ganz nebenbei will eine...