Vier

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Die Haare hatte ich zu einem lockeren Dutt zusammengebunden und mir ein schlichtes Make-up aufgelegt. Ich zog mir ein schwarzes Tank-Top an und kombinierte es mit meinen schwarzen Leggings vom Vorabend. Falls es doch kälter wurde, kramte ich die rot-weiße Footballjacke meines Bruders aus meinem Schrank und legte sie zu meinen Sachen auf das Bett. Da Coby mir geschrieben hatte, dass ich meine Kamera mitnehmen soll, packte ich meinen hellgrauen Fotorucksack.

Dieser Kerl ließ mich vollkommen im Dunkeln tappen, was er vorhatte, also entschied ich mich dazu, zwei Objektive und mein Stativ einzupacken. Mein Portemonnaie verstaute ich ebenfalls im Rucksack und checkte ein letztes Mal, ob ich tatsächlich alles dabeihatte.

Zufrieden schulterte ich mein Baby, klemmte die Jacke meines Bruders in den rechten Schulterriemen und verließ mein Zimmer. In der großen Wohnküche saß Naomi auf der Couch und sah sich die Wiederholung von America's Next Topmodel vom Vorabend an. Meinen Rucksack stellte ich an der Tür ab und lief zum Kühlschrank, um mir eine Flasche Wasser zu nehmen. Ich öffnete sie und sah gespannt in den Fernseher. „Was denkst du, wer rausfliegt?", brach ich die Stille und nahm einen Schluck von meinem Getränk. Meine Stiefmutter drehte sich zu mir um und zuckte mit den Schultern. „Diese Candace nervt und sie war grottenschlecht", antwortete sie und musterte mich, während ich zustimmend nickte.

„Du siehst nicht so aus, als würdest du auf ein Date gehen", stellte sie kritisch fest. „Ich weiß, aber Coby hat mir gesagt, ich soll mich bequem anziehen. Ich habe keine Ahnung, was wir machen", antwortete ich schulterzuckend. Lachend zwinkerte mir Naomi zu. „Na dann wünsch ich euch viel Spaß. Er steht, übrigens, schon seit zehn Minuten vor dem Haus und wartet. Unhöflich, oder?", monierte sie sich und drehte sich wieder zum Fernseher. Ich schmunzelte und packte die Wasserflasche in meinen Rucksack. „Nicht in Deutschland", lachte ich und verließ das Haus.

Direkt vor unserer Einfahrt stand er; ein großer, schwarzer Dodge-Truck mit silbernen Chromfelgen. Dieses Schmuckstück gehörte wohl Coby, denn dieser lehnte lässig mit seinem Handy in der Hand an der Fahrertür. Er trug seine graue Jogginghose, ein schlichtes schwarzes T-Shirt und grinste, als er mich bemerkte.

„Pünktlich genug?", fragte er lachend und kam mir ein paar Schritte entgegen. Beeindruckt nickte ich und musterte seinen Wagen. „Nicht schlecht." Coby sah kurz nach unten und schmunzelte verschmitzt, bevor er mich in seinen linken Arm nahm, um mich zu begrüßen. Ich streichelte kurz über seinen Rücken, um die Umarmung zu lösen. „Was hast du denn alles mit?" Ungläubig beäugte er meinen Rucksack, während ich an ihm vorbeilief, um die Beifahrertür zu öffnen. „Du hast gesagt, ich soll meine Kamera mitnehmen", grinste ich und stieg in seinen Wagen. In diesem Moment bemerkte ich, dass wir zwei nicht die Einzigen im Auto waren. Ich drehte mich um und wurde sofort von einer großen, kalten Nase am Arm beschnüffelt.

„Hey, wer bist du denn?", fragte ich und kraulte liebevoll den Hals des grau-gescheckten Deutschen Schäferhundes auf dem Rücksitz. Dieser schien sich über die Aufmerksamkeit so sehr zu freuen, dass er anfing zu winseln und meine Hand ableckte. Coby lachte und startete den Wagen.

„Das ist Chela", antwortete er stellvertretend für seine Hündin. „Hallo Chela, ich bin Cara und finde, du bist zuckersüß", quietschte ich dem Vierbeiner entgegen, welche sich nur noch mehr freute. Als ich aufhörte, ihren Hals zu kraulen, legte sie ihre große Pfote auf meine Hand und drückte sie nach unten, als Zeichen, dass ich nicht aufhören sollte. „Oh, du magst mich also auch?", fragte ich die riesigen schwarzen Augen vor mir. „Da haben wir was gemeinsam", kommentierte Coby leise und fuhr los. Grinsend drehte ich mich zu ihm und legte mir den Sicherheitsgurt an.

„Also, was machen wir?", fragte ich ungeduldig und beobachtete, wie sich Coby mit einem breiten Lächeln im Gesicht in den Sitz lehnte. Standesgemäß lehnte sein linker Arm auf dem offenen Fenster, während er den Wagen lässig mit zwei Fingern seiner linken Hand steuerte.
„Wir machen etwas, was ich noch nie zuvor mit einem Mädchen gemacht habe. Wir gehen mit Chela an den See. Schließlich will ich dich ja besser kennenlernen", betonte er sarkastisch und stupste dabei kurz meinen Oberschenkel mit seiner rechten Hand an.

the miles between us || reloaded || abgeschlossenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt