Mein Hals kratzte, als hätte ich einen Kaktus gegessen. Ich öffnete meine Augen. Ich wollte schreien, aber das Kratzen unterdrückte es.
Hektisch sah ich mich um und bemerkte, dass ich im Krankenhaus war. Überall um mich herum standen Geräte, die mit dutzenden Kabeln und Schläuchen mit meinem Körper verbunden waren. Meine Ohren klirrten regelrecht durch das laute Fiepen darin. Das Adrenalin in meinen Körper brachte ihn zum Zittern.
Panisch sah ich mich um. Am Geländer des Kopfteils vom Bett war ein Knopf mit der Abbildung einer Klingel. Ich drückte ihn. Beim Versuch mich hinzusetzen, fühlten sich meine Knochen an, als würde sie jemand herausreißen wollen. Ich stöhnte vor Schmerzen.
In diesem Moment stürmten zwei Schwestern ins Zimmer. Eine von ihnen drückte mich wieder herunter und lächelte mich mitleidig an. Die Andere sagte etwas, was ich durch das Klirren in meinen Ohren kaum verstehen konnte.
Die liebevoll lächelnde Schwester über mir zog an Etwas, was ganz offensichtlich in meinem Mund steckte. Ich würgte heftig und schnappte sofort heftig nach Luft, als der Schlauch draußen war.
Endlich war das Kratzen weg. Die Schwester reichte mir einen Becher mit Wasser, welchen ich dankend entgegen nahm.
„Wo ist meine Mutter?", fragte ich leise und sah mich um.
Ganz offensichtlich hatte dieser Vollidiot einen Unfall gebaut und mich hatte es selbstverständlich wieder ordentlich erwischt. Meine Mom war bestimmt krank vor Sorge und wartete irgendwo im Krankenhaus auf mich.
Die andere Schwester nahm fürsorglich meine Hand. „Deine Tante wird gleich hier sein.", sagte sie leise, doch das beantworte meine Frage nicht.
„Wo ist meine Mutter?!", wiederholte ich meine Frage mit etwas mehr Nachdruck. Die beiden Schwestern sahen sich kurz an, bevor die Ältere von Beiden sanft an meinem Fuß rüttelte. „Alles wird gut, Schatz."
Ohne meine Frage in irgendeiner Form zu beantworten, gingen beide aus dem Zimmer.
Ich atmete tief durch und versuchte mich nochmal hinzusetzen. Es fühlte sich an, als hätte ich den Muskelkater meines Lebens gehabt. Jeder einzelne Millimeter tat mir weh. Als ich mich endlich hochgerafft hatte, sah ich mich vergeblich um, ob ich irgendwo mein Telefon finden konnte.
Nach ein paar Minuten stürmte meine Tante ins Zimmer und sie sah furchtbar aus. Ihre Haare zerzaust und das Make Up durch die Tränen komplett verlaufen. Ihre Augen waren blutrot.
„Wo ist Mama?!", fragte ich sie sofort. In den Augen meiner Tante gab es nichts zu sehen. Keine Freude darüber, dass es mir gut ging, kein "Hey-Anna-dein-tollpatschiges-Kind-ist-wach"-Blick. In ihren Augen war gar nichts.
Sarah brach vor meinem Bett zusammen und zwei Polizisten betraten den Raum.
„Nein!", sagte ich leise.
„Cara, schön, dass du wieder wach bist.", sagte einer der Polizisten und setzte sich auf mein Bett.
„Nein!"
Mir schossen die Tränen in die Augen. „Es tut uns wirklich sehr leid, aber leider müssen wir dir mitteilen, dass deine Mutter und ihr Freund den Unfall nicht überlebt haben." In diesem Moment verstand ich die Deutsche Sprache nicht mehr.
Er hatte gesagt, dass meine Mutter nicht überlebt hatte. Was sollte das bedeuten?
Ich sah ihn fragend an, während die Tränen wie von selbst über mein Gesicht liefen. Irgendjemand hatte mir in diesem Moment einen Strick um den Hals gelegt, und zog wie ein Wahnsinniger daran.
Ich bekam keine Luft.
„Cara, deine Mutter ist tot. Es tut uns sehr leid.", sagte der andere Polizist und blickte nach unten.

DU LIEST GERADE
the miles between us || reloaded || abgeschlossen
General Fiction"Irgendwann mal vielleicht, aber irgendwann ist nicht heute." Cara ist 17 Jahre alt und lebt zwischen zwei Welten. In der einen genießt sie mit ihrer Mutter das Leben als Künstlerkind in ihrer Heimat Erfurt. In der anderen erfährt sie die Liebe ein...