the miles between us || reloaded || abgeschlossen

Neun

Ich beobachtete sie, während mein Körper sich wie ferngesteuert im Takt der Musik bewegte. Sie war atemberaubend. Die Stimme eines Engels, welcher eindeutig zu viele Zigaretten geraucht hatte, hallte durch den Club und die Menge tobte.

In diesem Moment spürte ich, wie sich Mila auf mich stützte und den Chrous in mein Ohr schrie. Lachend stieg ich mit ein. Wir schrien uns die Seele aus dem Leib. Wir waren frei und tanzten um unserer Leben.

"Du warst der Wahnsinn!", rief ich meiner Tante euphorisch entgegen, als sie zu uns an die Bar stieß. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht verbeugte sie sich gespielt und zwinkerte mir zu. "Also Mädels, noch eine Runde? Wir müssen ja schließlich auf den unfassbaren Auftritt meiner wunderschönen Schwester anstoßen!", witztelte meine Mutter und bestellte uns die nächste Runde Drinks.

Ich beobachtete, wie sie das Geld aus ihrer Jackentasche kramte. Mit seiner Mutter feiern zu gehen, hatte durchaus seine Vorzüge.

Gerade als sie das Geld auf den Tresen legen wollte, sah ich im Augenwinkel, wie sie jemand festhielt. "Lass stecken, Süße. Ich mach das schon."

Seine Stimme war tief und verbraucht. Grinsend fuhr ich herum, um nachzusehen wer genau meiner Mutter schöne Augen machte.

Ein schlanker, großer Kerl mit langen schwarzen Haaren stand neben ihr und musterte sie so anzüglich, dass mir schlecht wurde, doch meine Mom schien an diesem Abend schon genügend Tequila-Sunrise getrunken zu haben, um hübsch von schleimig nicht mehr unterscheiden zu können.

"Hallo Mike, Mensch dich habe ich ja ewig nicht gesehen!", erwiderte meine Tante euphorisch und hielt mir, ohne mich dabei zu beachten, meinen Drink hin. Genervt stöhnte ich auf und schnappte mir den Zweiten für meine beste Freundin. Augenrollend drehte ich mich zu ihr und gab ihr das Glas. "Rauchen?", fragte ich genervt. Mila lachte nur und nickte.

Ich mochte den Geschmack nicht wirklich. Er war bitter und kratzte, doch irgendwie hatten Mila und ich vor drei Wochen angefangen zu rauchen und jetzt fiel es uns schwer, diesen Mist wieder zu lassen. Wir beide kannten den Schuldigen für dieses Verhalten. An dem Abend an dem ich erfahren musste, dass Coby Hastings ein Arschloch ist, hatten wir angefangen und somit war er auch Schuld. Logik die wir Frauen manchmal an den Tag legten.

"Hat er dir nochmal geschrieben?", wollte Mila wissen, während sie auf die Straße starrte. Ich nickte. "Ja. Er hat mir geschrieben, dass er mich vermisst und gern mit mir telefonieren würde.", antwortete ich kühl. Ich schmiss den Zigarettenstummel auf die Straße und legte mich rücklings auf den Bürgersteig.

"Es ist komisch, Mila. Ich hasse ihn nicht. Ich trage ja sogar noch seine Kette. Irgendwie bin ich gar nicht so sauer. Vielleicht sollte ich es einfach rational betrachten." - "Halt die Klappe, Cara.", unterbrach mich meine Freundin lachend und legte sich neben mich.

"Vielleicht solltest du dir einfach einen Kerl suchen, der dir mal wieder die Gehirnwindungen gerade rüttelt.", ergänzte sie sarkastisch und brachte mich damit zum Lachen. "Ja vielleicht.", nickte ich zustimmend und boxte ihr in den Arm.

Knapp eine Stunde lagen wir auf dem kalten Bürgersteig und tranken uns warm, während wir lachten und redeten. Mila Heidig war meine Seelenverwandte, daran bestand kein Zweifel. Ein Leben ohne sie, wäre ein Leben ohne mich gewesen.

"Ok, Süße. Auch wenn ich es sehr genieße, mit dir wie ein Penner auf der Straße zu liegen, ich muss los, denn meine Gehirnwindungen werden heute noch durchgerüttelt.", sagte sie und stand auf. "Sag Louis liebe Grüße.", erwiderte ich und ließ mich von ihr hochziehen. Zum Abschied umarmten wir uns.

Der Duft den sie an diesem Abend trug, brannte sich in mein Gehirn. Sie roch ein bisschen nach Aprikosen und diesem neumodischen Amber. Diesen Geruch trug ich wochenlang mit mir herum. "Bis Morgen, Cara.", verabschiedete sie sich und ich beobachtete, wie sie zur Bushaltestelle lief, bevor ich mich wieder umdrehte und im Club nach meiner Tante und meiner Mutter suchte.