☀️☀️☀️☀️☀️☀️☀️☀️☀️☀️☀️

66 7 12
                                    

Maria Susanna will keinen Keks. Stattdessen richtet sie Kindness auf mich. Eine unangenehme Stille entsteht.

„Falls dein Plan war, Maria Susanna mit Keksen milde zu stimmen, dann schlage ich vor, dass du dir ganz schnell einen neuen Plan überlegst", meint Amora schließlich trocken. „Der funktioniert nämlich nicht."

„Mein Plan", gebe ich zurück, wobei ich mich im Sitzen zu ihr umdrehe, „war Maria Susanna davon zu überzeugen, uns freiwillig zu helfen, indem ich lieb ‚Bitte' sage."

Ich grinse und klimpere ein wenig mit den Wimpern.

„Oh großartig", sagt Amora und zieht die Augenbrauen hoch. „Wir sind verloren."

„Sie hat Recht", mischt sich nun auch Maria Susanna in unsere Unterhaltung ein und mustert mich mit einem verächtlichen Blick. „Das war ein dummer Plan. Und jetzt stirb!"

Ich verdrehe die Augen. Wie oft hat sie das jetzt mittlerweile schon zu mir gesagt? Wenn ich jedes Mal, wenn sie mich auffordert, zu sterben, nur einen winzigen Tick schöner werden würde, dann — dann würde sich vermutlich gar nichts ändern, weil meine Schönheit bereits ein Maximum erreicht hat und sich gar nicht mehr steigern lässt, aber es wären zumindest ziemlich viele winzige Ticks.

Ich ziehe einen Schmollmund.

„Ich finde, bevor du mich umbringst, sollten wir ein kleines, zivilisiertes Gespräch führen. Das ist einfach eine Sache der Höflichkeit", sage ich.

Kass nickt heftig, um ihre Zustimmung kundzutun.

„Ich habe keine Zeit für solch einen Schwachsinn", sagt Maria Susanna mit scharfer Stimme und hebt ihr Schwert.

Ich überschlage die Beine und setze mich ein wenig aufrechter hin.

„Ich weiß", sage ich leise und suche den Blick ihrer grünen Augen. „Ich kenne das Gefühl. Nie Zeit zu haben. Von einer Katastrophe zu nächsten zu hetzen. Ständig irgendwelche Prophezeiungen erfüllen oder die Welt retten müssen. Ständig will irgendwer was von dir. Immer auf Achse. All diese Erwartungen. Der Druck. Ich kenne das."

Ich beobachte sie aufmerksam. Ihr Blick zuckt zu ihren blutverschmierten Klamotten und bleibt dort einen Sekundenbruchteil hängen, bevor sie sich losreißt und mit einer energischen Handbewegung eine verschwitzte Haarsträhne zurechtrückt.

„Ich habe keine Ahnung, wovon du redest!", gibt Maria Susanna schnippisch zurück und wirft ihre dunkle Haarpracht nach hinten, kann mir dabei jedoch nicht in die Augen sehen.

„Wirklich nicht?", frage ich und schenke ihr ein bitteres Lächeln. „Wann hattest du das letzte Mal Zeit für dich? Wann hast du das letzte Mal etwas getan, einfach nur, weil du es wolltest und nicht, weil es deine Pflicht als Mary Sue war? Wenn du die Welt rettest, irgendwelche Prophezeiungen erfüllst, selbst wenn du dich von deinen Anhängern feiern lässt, dann tust du das, weil das von einer Mary Sue eben erwartet wird, nicht weil du dich dafür entscheidest."

Ich halte kurz inne und betrachte sie mitleidig.

„Weißt du, du und ich, wir sind gar nicht so verschieden. Es ist noch nicht allzu lange her, da war ich genauso. Ich habe die Welt gerettet, weil Mary Sues eben die Welt retten. Ich habe Superschurken aufgehalten, Monster bekämpft und war sogar nett zu meinen zig Freunden und Verehren, weil Mary Sues sich eben so verhalten. Das wird von einer Mary Sue erwartet, nicht wahr?"

Ich lache bitter und beuge mich dann ein Stückchen zu ihr vor, bevor ich mit eindringlicher Stimme fortfahre.

„Aber eines Tages habe ich erkannt, dass es nicht so sein muss. Dass ich nicht so sein muss. Und ich habe aufgehört, der Mensch zu sein, den alle in mir gesehen haben, und angefangen, ich selbst zu sein!"

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 10, 2022 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

Die Chroniken der durchgeknallten WeltenreisendenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt