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Amoras Augen verziehen sich hinter den Brillengläsern zu Schlitzen, als sie das fremde Mädchen mustert. Dieses stützt sich lässig auf ihrem lächerlichen Flammenschwert ab und beobachtet uns mit hochgezogenen Augenbrauen.

„Sie hat mir einfach so ein Schwert in den Rücken gerammt!", beschwere ich mich. Mein Rücken jault zustimmend, obwohl die Schwertwunde inzwischen verheilt ist. Amora starrt das Mädchen daraufhin finster an.

„Hey", sagt sie kalt und baut sich vor dem Mädchen auf. „Wenn hier jemand Mary Sue umbringt, dann bin ich das!"

Was soll ich sagen – da wird mir doch ganz warm ums Herz.

„Nichts für ungut, aber überlass das den Profis", gibt das Mädchen im herablassenden Tonfall zurück. „Du siehst nicht so aus, als wärst bedeutsam genug, um jemanden wie ihr auch nur Unannehmlichkeiten zu bereiten."

Ui, das war ein Fehler. Amoras Blick verfinstert sich und in ihre Augen tritt ein mörderischer Ausdruck, der normalerweise speziell für mich reserviert ist.

„Was denkst du", erkundigt Amora sich in einem freundlichen Tonfall, der so gar nicht zu dem mörderischen Ausdruck in ihren Augen passt, „wäre ich wohl bedeutsam genug, um jemanden wie dir Unannehmlichkeiten zu bereiten?"

Das Mädchen verzieht ihr Gesicht zu einem verächtlichen Lächeln.

„Natürlich nicht. Immerhin bin ich Maria Susanna Frederika Antonia Valentina von und zu Lilienhain. Ganz genau", sie fährt sich mit einer hochmütigen Geste durchs Haar, obwohl ihre Frisur bereits einwandfrei sitzt, „DIE Maria Susanna Frederika Antonia Valentina von und zu Lilienhain."

Unglaublich! Über so eine arrogante Haltung kann ich nur den Kopf schütteln. Und was für ein lächerlicher Name. Andererseits, was kann man auch erwarten, von jemandem, der ein flammendes Schwert führt.

„Nie von dir gehört", sagt Amora und rückt ihre Brille zurecht „Und glaub mir, an einen solchen Namen würde ich mich erinnern".

So wie sie das ausspricht, klingt es nicht gerade nach einem Kompliment.

„Aber das hat gar nichts zu bedeuten", fügt Kass schnell hinzu und hebt beschwichtigend die Hände. „Wir sind nicht von hier. Also nimm es dir bitte nicht zu Herzen. Ich bin sicher, du bist sehr, sehr berühmt."

Sie lächelt entschuldigend und ich muss ein Lachen unterdrücken, als ich den säuerlichen Gesichtsausdruck des Mädchens sehe. Habe ich schon mal erwähnt, dass ich Kass mag?

„Nun, Maria Susanna wie-auch-immer, ich nehme dann mal an, dass auch du diejenige warst, die meine Kräfte manipuliert und uns hierher verfrachtet hat", sagt Amora mit gefährlich ruhiger Stimme.

„Selbstverständlich", Maria Susanna grinst triumphierend.

Das erklärt also, weshalb unsere Reise hierher sich so angefühlt hat, als würde man in zwei gegensätzliche Richtungen gerissen werden. Aus Erfahrung weiß ich, dass Amora kein großer Fan davon ist, auf magische Weise manipuliert zu werden. Hinter den Gläsern ihrer Brille kann ich tiefe Abneigung gegen das fremde Mädchen in ihren Augen lesen, was mich ungemein freut.

„Ich schätze, da hast du großes Glück gehabt", fährt Amora fort. „Wenn es mir nicht zufällig gerade ziemlich mies gegangen wäre, wäre dir das nie gelungen."

„Da wäre ich mir nicht so sicher", Maria Susanna lächelt herablassend. „Mir gelingt so ziemlich alles, was ich mir vornehme."

„Außer dir einen vernünftigen Namen anzuschaffen", murmle ich halblaut. Amora grinst und Kass prustet los. Maria Susanna starrt die beiden wütend an, woraufhin Kass schuldbewusst verstummt.

Die Chroniken der durchgeknallten WeltenreisendenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt